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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt
Autoren: Rachel Treasure
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schüttete Kate sich vor Lachen aus. Die ganze Wäschespinne wackelte. Dann brach das Gestänge plötzlich wie ein dürrer Ast. Kate krachte mit der Schulter auf die harte Erde. Der Viehhändler landete neben ihr im Staub.
    »Aua! Ich glaube, jetzt habe ich mir das Steißbein gebrochen«, stöhnte er.
    Kate lag neben ihm auf dem Rücken und sah zum Abendhimmel über den grell orangefarbenen Dachziegeln hinauf. Sie bog sich noch immer vor Lachen und fragte sich, ob sie gleich in die Hose machen würde. Während sie wieherte und prustete, rollte der Viehzüchter zu ihr herüber, streifte das blaue Band von seinem Kopf und nahm sie dann in seine Arme. Er küsste sie gierig und mit offenem Mund, als würde er eine Fleischpastete essen. Seine Hände tasteten unter ihrem Hemd nach ihren Brüsten. Dann presste er seine Finger darauf, als wolle er die Fettschicht auf den Hinterbacken eines Frühjahrslamms prüfen. Als seine Hand über Kates Bauch fuhr, schob sie sie weg und legte sie stattdessen auf ihren Hintern. Es war ihr lieber, wenn er sie da anfasste. So küssten sie sich auf einem Vorstadtrasen in Orange, New South Wales.
    Kate fühlte sich losgelöst, als würde sie das Ganze von außerhalb ihres Körpers beobachten und dabei ganz genau wissen, dass sie das nicht tun sollte. Aber als der Viehhändler unbeirrt weitermachte und sie sein Bier und seinen Schweiß schmeckte, spürte sie die Hitze zwischen ihren Beinen aufsteigen. Sie wollte die Haut von irgendjemandem
auf der ihren spüren. Von irgendjemandem, egal von wem. Von einem Mann, der sie vergessen ließ. Dieser Bursche kam ihr gerade recht. Sie presste sich fest an ihn und schob ihre Hand in die muffige Wärme seiner Jeans.
    Dann begann das Telefon im Haus zu läuten. Es läutete und läutete. Kate wusste, wer da anrief. Sie zog sich schuldbewusst zurück.
    »Ich muss rangehen«, sagte sie.

    Kate wollte nicht aufwachen. Ihr Kater explodierte schmerzhaft unter ihrer Kopfhaut. Ihre Eingeweide grollten und krampften sich immer wieder zusammen. Sie drehte sich um und blinzelte mühsam ins Dämmerlicht, das durch einen Spalt im Rollo fiel, dann vergrub sie ihr Gesicht wieder im Kopfkissen. Sie wusste jedoch, dass es kein Entrinnen gab. Sie hörte, wie Nell im Nachbarzimmer bereits nach ihr rief.
    »Mami! Mami! Maaaamiiii!«
    Nells Stimme zitterte, als ihr Rufen langsam zum Weinen wurde. Kate drehte sich schwerfällig wieder auf den Rücken, starrte dann zur Zimmerdecke hinauf, die mit Fliegendreck übersät war, und stöhnte. Der Viehhändler von der Landwirtschaftsausstellung lag noch in ihrem Bett.
    »He!« Sie versetzte ihm einen Stoß in die Rippen, so dass er laut aufstöhnte, und sagte dann mit zusammengebissenen Zähnen: »Du musst gehen. Ich will nicht, dass meine Tochter dich sieht.«
    »Tochter?«, murmelte er ins Kopfkissen. » Tochter ? Du hast gesagt, du hättest einen Hund . Von einer Tochter hast du nichts gesagt.«
    In ebendiesem Augenblick begann ihre Mitbewohnerin Tabby an die Tür zu trommeln.
    »Kate. Um Himmels willen, steh auf! Nell ruft schon die ganze Zeit nach dir, ich kann mich heute Morgen nicht um sie kümmern!«
    Kate brauchte keinen Röntgenblick, um zu wissen, wie Tabby vor ihrer Schlafzimmertür stand. Eingehüllt in ihren blütenweißen Bademantel, die blonden Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zurückgenommen, sorgfältig geschminkt und bereit für die Arbeit.

    Kate wusste auch, dass Nell irgendwann versuchen würde, ein Möbelstück zu ihrer Zimmertür zu zerren, damit sie die Türklinke erreichen und die Tür öffnen konnte. Dicke Tränen würden über ihre roten Engelbäckchen laufen. Ihre Windel wäre nass und ihre Haare wären zerzaust. Haare, so weich wie Feenhaar, dachte Kate. Eine Mischung aus Liebe und Schuldbewusstsein überkam sie. Sie warf einen kurzen Blick auf den Mann neben ihr. Die dunklen Haare auf seinen Armen sahen plötzlich drahtig und hässlich aus. Sie wünschte, dass er sofort verschwinden würde.
    »Verdammt«, sagte Kate erschrocken, als plötzlich Lee Kernaghans Stimme aus ihrem Radiowecker plärrte.
    »There aint’t nothing like a country crowd, little bit crazy and a little bit loud. We’ve got our own way of turning things upside down …«, sang Lee.
    Der Text des Liedes rief Kate schlagartig die vergangene Nacht in Erinnerung. Das Bild der Wäschespinne, die mit ihrem gebrochenen Gestänge und den schlaffen Leinen aussah wie eine kaputte Fernsehantenne, ließ sie zusammenzucken. Dann
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