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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition)
Autoren: Minck
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Husarenstückchen zu danken. Rudi hatte vor ein paar Monaten im Parkhaus des Düsseldorfer Flughafens alle vier Reifen samt Luxusfelgen vom Angebervolvo meines Ex-Lebensabschnittsgefährten, genannt ›der Knipser‹, abmontiert und an Mattis Leichenwagen wieder angeschraubt. Ich hatte die Sache jetzt zum ersten Mal überhaupt erwähnt, und Rudi wusste zu schätzen, dass ich seinen kleinen Racheakt sehr wohl verstanden hatte. Als er die Türklinke schon in der Hand hatte, drehte er sich noch einmal um: »Weiß die Elli, dat ich ... ich meine im Knast und so ... die Vorstrafe ... das mit meiner Mutter?«
    »Geh. Elli hat in ihrem Leben mehr als einen Muttermörder vor der Linse gehabt, glaub mir. Die kann nix erschüttern.«
    Als die Tür hinter ihm zufiel, hörte ich Elli vor Freude quieken: »Komm zu Elli, du kleine tätowierte Wuchtbrumme.«
    Mit einem Tablett frischer Bratwürstchen ging ich hinaus. Elli hatte ihre Beute in Form von Rudi mit der Linken untergehakt und fütterte ihn bereits mit Krabbenhäppchen. Winnie wurde von Ellis Kolleginnen in Beschlag genommen und ließ sich für seinen Anzug aus leichtem Sommer-Kashmir von Brioni abfeiern. Herr Matti hatte sich in der hintersten Ecke des Lokals unsichtbar gemacht und beobachtete das Treiben. Will heißen, seine Augen waren geöffnet und sein Gesicht zeigte den Ausdruck tiefer Kontemplation.
    »Auf die Liebe und den Tod! Auf Ladislaus!«, rief Elli und der Barkeeper beeilte sich, die Gläser wieder aufzufüllen.

Kapitel 2
    Gegen 22 Uhr hatte sich die Trauergesellschaft auf die andere Straßenseite ins
Dollarhaus
verzogen, wo vermutlich der Champagner in Strömen floss und die Damen halbnackt an Metallstangen hingen.
    Als ich bei meiner ersten Zigarette des Abends den Blick über das hinterlassene Chaos schweifen ließ, hätte ich am liebsten alles stehen und liegen gelassen. Ich inhalierte tief und verfluchte den Tag, an dem mir Oma Berti, Winnie Blaschkes Großmutter, Kioskbesitzerin und der Mittelpunkt des Bochum-Universums, die Anzeige aus der Zeitung unter die Nase gehalten hatte:
»Wir brauchen Verstärkung – flexible Küchenhilfe für Cateringunternehmen Günther Heibuch gesucht. Vorkenntnisse nicht erforderlich.«
Eigentlich hatte ich mir in Bertis Kiosk nur ein paar Zeitungen aus der Vorwoche ausleihen wollen, stattdessen bekam ich von ihr eine Berufsberatung.
    »Hört sich genauso an wie die Aufnahmebedingungen für’s Dschungel-Camp«, hatte ich geantwortet. »Da braucht man auch keine Vorkenntnisse, außer wie man Känguru-Augen und zehn Zentimeter lange Tausendfüssler roh isst.«
    »Du wirss doch wohl noch’n paar Schnitzel inne Pfanne kriegen, gezz sei ma nich so. Wie willze sonz deine Wohnung bezahlen?«
    »Welche Wohnung denn? Ich hab doch gar keine.«
    »Ja eben. Glaubse, deine Freundin Wilma macht dat ewig mit, dat du dat Gästezimmer mit Beschlach beleechs?«
    Na ja, da ist was dran, sagte meine innere Stimme. Den gesamten Januar über hatte ich so was Ähnliches wie Nachsichtigkeit genossen – nach dem schweren Unfall mit dem Taxi, das ich seinerzeit bei einer Verfolgungsjagd zu Schrott gefahren hatte, war ich frisch entlassen aus der Klinik von Wilma zumindest in den ersten zwei Wochen mit Samthandschuhen angefasst worden. Aber es war nicht zu übersehen, dass ich ihr nach drei Monaten allmählich auf die Nerven ging. Woran ich das merkte? Wenn sie in ihren Friseursalon ging, schloss sie ihren Kleiderschrank ab und nahm den Schlüssel mit, und die Haare hatte sie mir auch noch nicht wieder geschnitten.
    »Dann gib mir den Job in deinem Kiosk wieder. Ich kann doch wieder aushelfen.«
    »Nee, der Richie macht den Job. Der Junge braucht’ne Changze nach den ganzen Kokolores mit seinem Onkel, sonz is der verlorn.«
    »Ach? Richie ist verloren, wenn du ihn nicht resozialisierst? Und ich? Was ist mit mir? Ich hab den ganzen Kokolores, den sein Onkel und er verzapft haben, schließlich aufgeklärt! Schon vergessen?«
    Oma Berti hatte mir die
Elle
aus der Hand genommen, die ich vom Remittendenstapel genommen hatte, und sich vor mir aufgebaut. »Pass ma schön auf, Maggie Abendroth: Du has’ Abitur. Du kannz allet Mögliche. Du kannz jederzeit bei Herrn Matti im Bestattungsinstitut anfangen, zum Beispiel. Die Mia macht ja nur halbtachs, und irgendwann wird et ihr bestimmt zu viel, wenn der Laden erssma richtich brummt. Abber der Richie, der kann gaar nix, noch nich ma’ unfallfrei seine Turnschuhe zubinden. Und schon gar nich’ kann er
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