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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman]
Autoren: FUEGO
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haben doch nicht etwa einen Vertrag mit Universal?«
    Linus schüttelte den Kopf. »Die haben schon vor Wochen abgesagt, falls du dich erinnerst.«
    »Ja, richtig. Na dann lass mal überlegen. Wer hatte denn noch nicht abgesagt? EMI? Virgin? EastWest?«
    »Kein Plattenvertrag. Lass gut sein.« Linus nahm einen Schluck Bier. Draußen hörte er Autoreifen auf Kies knirschen. Er stellte sich ans Fenster, um einen Blick hinauswerfen zu können.
    Holger hingegen schien sich nicht für die Welt außerhalb der Scheiben zu interessieren. »Heißt das, du hast eine Absage bekommen? Oder heißt es nur, du hast keine Zusage bekommen?«
    Linus war erleichtert, als er Brunssens silbernen Mercedes sah. Der Wagen stand im Lichtkegel einer Laterne vor dem Gebäude. Brunssen war der Bassist der Planes . Bezeichnender war, dass Brunssen das einzige Bandmitglied war, das einem geregelten Beruf nachging. Er war Bankkaufmann. Das hieß nicht, dass er dem Projekt Band mit weniger Leidenschaft gegenüber stand als die anderen. Er hatte nur weniger Zeit.
    Meistens kamen Brunssen und Lennard zusammen mit dem Mercedes. Lennards Wohnung lag auf dem Weg.
    Als sie hereinkamen, sah Linus zwei Gesichter, die unterschiedlicher nicht dreinblicken konnten.
    Lennard sah unbekümmert und gelangweilt aus. So sah er fast immer aus. Sein schlaksiger Körper steuerte wie ferngelenkt die halbvolle Bierkiste an, bevor auch nur ein Gruß über seine Lippen ging. Manchmal sprach er während der Bandprobe kein einziges Wort. Ihm genügte es, seine Gitarre sprechen zu lassen.
    Als Linus ihn kennengelernt hatte, hatte er Lennard für etwas dümmlich gehalten, aber schnell war ihm klar geworden, dass Lennards Verhalten Ausdruck eines sehr schlichten, aber gutherzigen Gemüts war.
    Lennard setzte sich auf einen Verstärker und nahm seine Gitarre zur Hand, um sie zu stimmen.
    Brunssen hingegen schien bereits zu wissen, warum Linus zum Bandtreffen geladen hatte. Hatte Brunssen überhaupt jemals daran geglaubt, dass sie es schaffen könnten?
    »Na, Herr Keller. Ist es so weit?«, brummte er.
    »Ist was so weit?«, fragte Lennard.
    »Bist du eigentlich wirklich so begriffsstutzig oder machst du uns seit Jahren was vor?«, fragte Brunssen. Eine Antwort erwartete er nicht.
    Linus hielt ihm eine Flasche Bier hin, aber Brunssen wedelte bloß mit den Autoschlüsseln. »Also, was liegt an, Herr Keller?«
    »Sony hat geantwortet«, murmelte Linus und stellte verwundert fest, dass Holger sich die Hände rieb und einen lustvollen Blick auf die Bierkiste warf. Überlegte er tatsächlich, ob die Flaschen für eine spontane Feier reichen würden?
    Brunssen hingegen nickte wissend, während Lennard wieder konzentriert an seiner Gitarre schraubte, als würde ihn das alles nichts angehen.
    »Ich wusste es. Es gibt immer jemanden, der echtes Talent erkennt. Dass es nun ausgerechnet Sony BMG ist, wirft zwar meine Weltordnung durcheinander, aber damit kann ich leben«, sagte Holger.
    Brunssen schüttelte genervt den Kopf. »Komm runter, Mann. Es ist eine Absage.« Dann sah er Linus an. »Stimmt doch, oder?«
    Linus nickte. »Lag heute in meinem Briefkasten.«
    »Kann ich sie sehen?«, fragte Holger.
    »Was willst Du denn da sehen?«, keifte Brunssen. »Es ist doch immer dasselbe. Tut uns leid, nicht persönlich nehmen, viel Glück noch, Tschüss!«
    Holger sah Linus an.
    »Das trifft es ziemlich genau«, sagte Linus und gab ihm den Brief. Holger las ihn leise für sich, offensichtlich mit höllischer Konzentration, denn gemessen an den paar Zeilen dauerte es ziemlich lange.
    Brunssen verlor die Geduld, riss ihm den Brief aus der Hand und schleuderte ihn in eine Ecke, ohne auch nur einen Blick darauf geworfen zu haben. »Suchst du darin nach versteckten Botschaften? Zaubertinte, die langsam zum Vorschein kommt? April, April, Sie haben den Deal?«
    Holger machte ein paar Schritte mit ausdruckslosem Gesicht, hob den Brief auf und las ihn erneut.
    Dann sagte er trotzig: »Sony BMG ist ohnehin nicht unser Metier. Es gibt andere, die werden die Qualität unserer Songs erkennen.«
    »Was für andere?«, fragte Brunssen.
    »Na, die anderen.« Doch nun, schlagartig, wurde aus Trotz Unsicherheit. »Es gibt doch noch andere?«
    Linus schüttelte den Kopf. Holger wollte etwas sagen, doch Brunssen kam ihm zuvor: »Mach jetzt keinen Akt draus. Vorbei ist vorbei.«
    Linus nahm beunruhigende Veränderungen in Holgers Gesicht wahr. Eine verhärtete Mundpartie und angestrengt zusammengekniffene Augen,
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