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Ausgekocht

Ausgekocht

Titel: Ausgekocht
Autoren: Tina Friedrich
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sei.
    Hannes erhob sich aus dem Friseurstuhl , tätschelte der jungen Frau den Po und legte ihr einen Hundert -Euro-Schein neben die Kasse . Langsam schlenderte er durch die Hotelhalle, warf noch einen Blick auf die Rezeption ; ließ sich versichern, dass alles in Ordnung sei und ging ins Hotelrestaurant. S ein Frühstück nahm er auf der Terrasse ein und ließ seine Blick e über die kleine Golfanlage und die sich anschließenden F elder wandern .
    Wenn das hier wirklich ein Treff der High Society werden soll, muss die A nlage um ein paar Löcher erweiter t werden . E in Umbau des Hotels könnte auch nicht schaden. Aber ohne Karinas Zustimmung ist das nicht möglich und sie wird nicht zustimmen. Das dumme Weib hat keine anderen Ziele als die Familientradition zu bewahren. Aber ich will mehr , als nur die Familien höherer Beamter , Steuerberater und erfolgreicher Versicherungsagenten zu beherbergen und nach ihren Wünschen fragen . I ch will ganz oben mitmischen, bei den Reichen und Schönen.
    Seine Gedanken schweiften zum vergangenen Wochenende, das er zum wiederholten Male mit dem bekannten Model Ina Pawlowski auf seine r Jacht in Polen verbracht hatte , während Karina eine Beauty-Woche mit ihrer Freundin Anna im Allgäu machte.
    Beauty-Woche, als ob das was brächte, die bräuchte Beauty-Jahre. Und dann wäre sie immer noch spießig und langweilig. Ina dagegen zeigte ihm, wie man sich mit einem Geldschein ein wenig Spaß ins Hirn saugt. Eine Erfahrung, die er gern wiederholte, auch weil ihm der Sex mit Ina danach so gewaltig vorkam. Das war schon ein andere Klasse als die kleine Friseuse, von Karina ganz zu schweigen . M it der muss ich mir endlich etwas einfallen lassen. Diese Bevormundungen, diese Langeweile , all das soll es nicht mehr geben - und die se öde , traute Mittwochmittagzweisamkeit auch nicht. Ich k önnte eigentlich heute damit Schluss machen .
     
    In seinem Büro erledigte er ein paar Telefonate, las dann die Zeitung und gegen elf Uhr rief er seine Frau an.
    „Schatz, Karina, heute ist Mittwoch, unser heiliger Küchentag . I ch hab hier mal ausgemistet und will Papier und Verpackung en im Heizungsraum verbrennen . Eine Gelegenheit, endlich alte Jahrgänge deiner Z eitschriften zu entsorgen . K eine Diskussionen bitte , such sie mir her aus .“
    Hannes öffnete den Büros afe. Er musste etliche Papiere beiseite räumen bis er die Schatulle, in der er einige Erinnerungsstücke aus der Goldschmuckfabrik Schleich aufbewahrte, in den Händen hielt. Ganz am Boden lag ein bruchsicher verpackte s Fläschchen . Hannes betrachtete es wohlgefällig, dann steckte er es in seine Jack et tasche und schlenderte zum Wohngebäude hinüber .
     
    Karina saß auf dem Sofa und telefonierte mit dem Weinlieferanten . Sie lächelte Hannes an. Er küsste ihr das Haar und ging in die Küche. N eben der Espressomaschine lagen zwei Scheiben Sandkuchen auf einem Teller, Karinas Lieblingsgebäck , das er verabscheute .
    Das trockene Zeug liegt ja wie ber eitgestellt!
    E r nahm das Fläschchen aus der Tasche und bestäubte die Kuchenscheiben mit dem pulverisierten Inhalt des Fläschchens . D abei lauschte er a uf die Geräusche im Wohnzimmer um nicht zufällig ertappt zu werden.
    Wusste ich doch, dass mir auch ohne Gold verarbeitung das Zyankali irgendwann nützlich wird .
    E r  steckte das Fläschchen wieder in seine Jacke t tasche und wusch er sich aus Respekt vor dem Inhalt sehr gründlich die Hände . Danach schaltete er die Espressomaschine an . Dan n holte er aus der Speisekammer Kartoffe l n und Suppengrün, setzte sich pfeifend an den Tisch und begann die Kartoffeln zu schälen und dan ach zu würfeln. Karina kam zu ihm in die Küche und widmete sich dem Putzen des Suppeng rün s . Dabei erzählte sie ihm ausführlich den Verlauf des eben geführten Telefongespräches ; wie sie Rabatte ausgehandelt hatte und mit welchen Scherzen ihr Geschäftspartner darauf reagierte .
    Hannes sah sie an und dachte :
    Du wirst mich nicht mehr lange langweilen, Dickerchen.
    Dickerchen nannte er sie in seinen Gedanken, s eit er Ina kannte . Seid dem fand er seine Frau, deren Kleidergröße je nach Jahreszeit zwischen 42 und 44 schwankte, unzumutbar dick. Es ist ihm sogar schon passiert, dass er sie mit „Dickerchen“ angeredet hatte, da gab er geistesgegenwärtig ein „meine süße Knuddelmaus“ dazu . S ie sollte nicht auf die Idee kommen , dass sie nicht das Beste in seinem Leben war . D afür hatte er mit ihrem Wohlwollen
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