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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
Autoren: Frieda Lamberti
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ausgeschlossen. Das hätten Sie vorher bedenken sollen!«

Ich schließe die Haustür auf und mache mich daran, in Ruhe meine Koffer zu packen. Als alle persönlichen Sachen im Auto verstaut sind, schreibe ich noch einen Zettel, den ich auf den Küchentresen lege.

Die Idee von der Hypothek kannst du vergessen! Das Haus wird verkauft. Sollen deine Anwälte doch ausrechnen, ob oder was dir zusteht. Mit dir bin ich fertig!

Mein Blick fällt auf die Obstschale, in der ich die Kräuterbonbons und die Visitenkarte von Thomas aufbewahrt habe. Mit einem Griff stecke ich alles in meine Manteltasche und verlasse das Haus.
 
    Ich wohne jetzt in einer weißen Villa im noblen Stadtteil Blankenese. Weinen kann ich nicht mehr. Mein Reservoir an Tränen ist aufgebraucht. Zielstrebig nehme ich mein neues Single Leben in die Hand und steige von Alkohol auf Apfelsaftschorle um. Ich beauftrage einen Immobilienmakler mit dem Verkauf des Hauses. Bei der starken Nachfrage in Hamburg, sollte es kein Problem sein, den Kasten schnell los zu werden. Auch vereinbare ich einen Termin beim Gynäkologen, um sicher zu stellen, dass ich mir bei diesem Mistkerl nichts eingefangen habe. »Alles in Ordnung!« Der Befund lässt mich wieder ruhiger schlafen.

Steffen ruft mehrmals täglich in der Firma an. Aber Maike hat strikte Anweisung, keine Gespräche durchzustellen. Bis zur Trauerfeier hoffe ich, mich ihm entziehen zu können. Mit voller Kraft stürze ich mich in die Arbeit und bereite die anstehende Messe in München vor. Mit einem nach Marzipan duftenden Kirschkernöl probiere ich verschiedene Rezepte für eine Körperbutter, eine Massagebalm und ein Körpergel aus. Mit passenden Düften werden die Testansätze mit Essenzen aus Kirschblüten, Vanille und schwarzem Pfeffer aromatisiert. Die Duftmuster fülle ich in kleine Braunglasflaschen und gehe zu Maike an den Empfangstresen.
   »Wie findest du das? Ganz zufrieden bin ich noch nicht.«
   »Oh, ich finde es genial, Frau Simon. Damit werden Sie auf der Beauty Ausstellung brillieren.« Maike verabschiedet sich in den Feierabend. Solange ich zu tun habe, geht es mir gut. Sobald es still um mich wird, kriechen diese beklemmenden Gefühle wieder in meine Brust und ich bekomme das Gefühl, nicht richtig atmen zu können. Ich lösche das Licht und verschließe das Firmengebäude von außen. Als ich in meinen Wagen steige, steht Steffen plötzlich vor mir.
   »Geh mir aus dem Weg oder ich fahre dich über den Haufen!«
   »Rede mit mir!« Mit beiden Händen stützt er sich auf die Motorhaube und fleht mich an. Unbeirrt lasse ich den Motor an.
   »Ich will mit dir reden! Entweder jetzt oder ist es dir lieber vor allen Leuten in der Trauerkapelle!«
   »Du Arsch! Du schreckst wohl vor gar nichts zurück?«
   »Ich liebe sie nicht. Mit Elke, das war nur Sex. Belanglos!« Ich hole tief Luft und sehe ihn fassungslos an.
   »Dann hast du unsere Ehe wegen belanglosem Sex aufs Spiel gesetzt? Schade, ich hätte nach so vielen Jahren mit dir einen höheren Einsatz erwartet.«
   »Komm mit nach Hause!«
   »Es gibt kein Zuhause mehr.« Steffen schüttelt ungläubig den Kopf.
   »Du willst wegen so was unsere Ehe und unser gemeinsames Leben aufgeben.«
   »So was? So was war kein One Night Stand, den ich dir vielleicht hätte verzeihen können. So was, war eine Beziehung über Monate. Bestimmt wäre das noch ewig so weitergegangen, hätte ich nicht zufällig Norbert getroffen.«
   »Es war nur Sex! Wie Dampf ablassen. Da waren nie Gefühle im Spiel!«
   »Du brauchtest Elke, um deinen Dampf abzulassen?« Ich bin entsetzt.
   »Du warst ja nie da. Auf Reisen, in der Firma, müde oder schlecht gelaunt.« Steffen sucht nach Erklärungen.
   »Ich war nie da, weil ich unseren Lebensunterhalt verdient habe. Müde und schlecht gelaunt war ich, weil ich den Karren immer ganz allein ziehen musste, während du dich hier vergnügt hast. Clever Steffen! Eine Frau zu haben, die dich versorgt und nebenan eine zweite, die es dir besorgt. Mit mir nicht mehr! Dein feines Leben ist vorbei! Ich bin raus!«
   »So war es doch gar nicht. Nun lass dir doch erklären«. Ich habe genug gehört.
   »Ich denke, es ist alles gesagt. Ich steige ins Auto und fahre mit quietschenden Reifen davon.
 
    Die Kapelle ist bis zum letzten Platz gefüllt. Sophie hält sich tapfer. Sie hat zwar versprochen, es ohne den Seelentröster zu versuchen, blieb aber nicht
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