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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen
Autoren: P. C. Cast
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zu schenken.
    „Heil dir, Epona!“ ClanFintan grüßte mich mit kräftiger Stimme, und die Formation drehte sich zu mir um und wiederholte seine Worte.
    „Heil dir, Epona!“
    Mein Ehemann kam an meine Seite und hob meine Handfläche an seine Lippen. Ich war auf einmal ganz ruhig und sagte: „Ich würde die Menschen gern segnen, bevor wir gehen.“
    „Natürlich, Geliebte der Epona.“ Er beugte den Kopf und trat einen Schritt zur Seite. Stille senkte sich über den Tempel.
    „Wir alle haben nur ein Leben, einen kleinen Funken zwischen zwei Ewigkeiten. Keine zweite Chance, kein ‘Ich gehe zurück und lebe mein Morgen noch einmal’.“ Meine Stimme wurde von der beinahe spürbaren Anwesenheit meiner Göttin wie von einem Mikrofon verstärkt. „Im Leben geht es nicht um Schmerzen oder Vergnügen – es geht darum, es authentisch zu leben, und um die Magie, die zwischen Augenblicken …“, ich schaute lächelnd zu meinem Mann, „… und Seelen entstehen kann. Lasst uns heute aufrecht und mutig ins Licht gehen, denn so sicher, wie es da draußen Dämonen und Monster gibt, so sicher gibt es hier drinnen Güte und Liebe.“ Ich breitete meine Arme in einer Bewegung aus, die alle Anwesenden einschloss. „Epona wird uns auf unserer Reise begleiten. Die Flamme kann von der Dunkelheit nicht verdeckt werden, also lasst uns Flammen sein!“
    Wie mit einer Stimme schwoll der Jubel der Menschen an. Dann trat ClanFintan vor.
    „Die Formation wird sich in Bewegung setzen, sobald die Jägerinnen Nachricht geben, dass wir unsere Position zwischen euch und den Fomorianern eingenommen haben.“
    Er nickte, und Victoria begab sich zur Treppe in der Mauer, verschwand kurz und tauchte dann oben auf den Zinnen wieder auf.
    „Wenn wir in Position sind, wird der äußere Ring euch durch das Tor des Tempels führen. Zögert nicht. Haltet nicht an. Euer einziges Ziel ist es, den Fluss zu erreichen. Wenn ihr ihn überquert habt, seid ihr in Sicherheit. Dann werden wir euch folgen. Möge Epona mit euch sein.“
    Die Menschen nickten und wandten sich schweigend zur Pforte des Tempels um.
    „Du musst dich in ihre Mitte begeben“, flüsterte er mir zu.
    „Ich dachte, du würdest uns anführen.“ Ich wusste, dass ich für mein Volk mutig sein musste, aber der Gedanke daran, dass er von der gesamten fomorianischen Armee umzingelt sein würde, ließ mein Herz schwer werden.
    „Victoria wird euch führen. Ich muss bei den anderen Zentauren bleiben.“ Er zog mich in seine Arme und flüsterte mir ins Ohr: „Ich werde dich auf der anderen Flussseite wiedersehen.“
    „Bitte, pass auf dich auf.“ Meine Stimme bebte.
    Sein Kuss war kurz und fest. Dann wirbelte er herum und war verschwunden.
    Alanna nahm meine Hand.
    „Komm“, sagte sie.
    Die Formation teilte sich und erlaubte uns so, genau in die Mitte zu treten, wo, wie ich mit Freude bemerkte, Tarah und Kristianna tapfer neben Carolan standen. Er küsste seine Frau und begrüßte dann mich.
    „ClanFintan besteht darauf, dass ich in der Mitte bleibe. Er sagte, ich muss in Sicherheit sein, damit ich ihn vor Victorias Nähversuchen retten kann.“
    Ich versuchte mich an einer witzigen Erwiderung, aber ehrlich gesagt war ich erleichtert, als Victorias Stimme die Stille durchbrach und mich davor bewahrte, weitere Höflichkeiten austauschen zu müssen.
    „Die Zentauren haben den Tempel verlassen und ziehen über das offene Gelände.“ Sie schaute angestrengt nach Norden. „Die Stuten sind freigelassen worden.“ Sie hielt inne. „Sie haben ihre Position erreicht – ClanFintan hat das Signal gegeben. Fangt mit dem Auszug an.“
    Der Ring der Krieger setzte sich in Bewegung, während Victoria die Mauer verließ und sich an die Spitze der Truppe begab.
    Immer schneller eilten wir nun alle durch die Tore, mit denen wir die Sicherheit des Tempels hinter uns ließen. Als das Zentrum der Formation eins der Tore erreichte, mussten wir schon in leichten Trab fallen.
    Was als nebliger, regnerischer Tag angefangen hatte, wandelte sich langsam zu einem klaren, warmen Morgen. Erfreut sah ich die klaren Umrisse der Sonne vor uns. Bitte, Göttin, betete ich, lass sie den ganzen Nebel verbrennen und den Fomorianern gehörig heiß auf den Sack gehen (oder wohin auch immer). Ich reckte meinen Hals, um einen Blick auf das Schlachtfeld zu erhaschen, aber zwischen den letzten Spuren des Nebels und den eng stehenden Kriegern konnte ich nichts sehen.
    Schnell jedoch erkannte ich, dass das auch egal war,
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