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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen
Autoren: P. C. Cast
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weltliche Führerin ihres Volkes ist. Stimmt’s?“
    Sie nickte zögernd.
    „Also, wie kann eine Führerin sich verstecken und gleichzeitig von ihrem Volk erwarten, mutig und selbstbewusst zu sein?“
    „Du darfst aber nicht gefangen genommen werden. Das würde dein Volk zerstören.“ Ihre Stimme klang zittrig.
    „Ich habe auch nicht vor, mich fangen zu lassen.“
    Sie schaute mich zweifelnd an.
    „Alanna, glaubst du wirklich, dass ich Eponas Auserwählte bin? Und ich meine mich, Shannon Parker, nicht jemanden, der vorgibt, Rhiannon zu sein.“ Ich beobachtete sie genau, als sie antwortete.
    „Ja, ich glaube es wirklich“, erwiderte sie ohne Zögern.
    „Ich auch“, sagte ich langsam, weil mir in diesem Moment auffiel, dass es stimmte. „Ich muss für die Menschen da sein – und ich glaube, dass Epona mich beschützen wird.“
    Sie sah immer noch aus wie ein verschrecktes Kaninchen, also fügte ich hinzu: „Wie wäre es damit – zieh mir etwas an, das schimmert, aber such mir auch einen dunklen Mantel heraus, mit dem ich mich so lange bedecke, bis ich gebraucht werde.“
    Ein Ausdruck der Erleichterung huschte über ihr Gesicht, während sie zustimmend nickte und sofort anfing, in den Kleiderkisten zu wühlen. Eine seidige Robe nach der anderen flog auf den Boden. Ich entledigte mich derweil der Kleidung, die ich noch trug.
    „Ja!“, rief Alanna erfreut. „Hier ist es.“
    Sie drehte sich zu mir um, in den Händen ein spektakuläres Stück Stoff. Ich schnappte begeistert nach Luft und streckte beide Hände aus, um ihn zu berühren. Die Seide war ungewöhnlich dick und schwer – sie fühlte sich an wie ein Wasserfall aus vergoldetem Kupfer. Winzige Edelsteine waren in den Stoff eingelassen und warfen das Kerzenlicht in tausend Farben zurück.
    „Erstaunlich“, flüsterte ich. Dann streckte ich aufgeregt meine Arme zu den Seiten aus, damit Alanna ihre magische Wickelkunst ausüben konnte.
    Sie schlang den Stoff in einem attraktiven Muster um meinen Oberkörper. Der Rock war lang und fiel in einer fließenden Bewegung auf den Boden. Als ich angezogen war, setzte ich mich brav hin und ließ Alanna meine Haare richten. Als sie anfing, einen französischen Knoten zu flechten, unterbrach ich sie.
    „Binde sie einfach mit einem Band zusammen.“
    „Dann löst es sich aber vielleicht und stört dich.“
    Meine Bitte schien sie zu verwirren.
    Ich zuckte nonchalant die Achseln. „Wann stören sie mich mal nicht?“
    Bevor sie etwas erwidern konnte, klopfte es an der Tür.
    „Herein“, rief ich.
    „Mylady.“ Einer meiner Krieger trat ein. „ClanFintan bat mich, Ihnen auszurichten, dass es an der Zeit ist.“
    „Danke. Sag ihm, dass ich schon auf dem Weg bin.“
    Er eilte davon, und Alanna band mein Haar zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammen. Ich setzte mir kokett mein Diadem auf, während sie in einer anderen Truhe rumorte und mit einem langen grauen, ponchoähnlichen Umhang zurückkam, der eine spitze Kapuze hatte.
    „Oh, bitte. Den hat Rhiannon getragen?“ Das war gar nicht ihr Stil – und meiner definitiv auch nicht.
    „Nur wenn sie irgendwo hinging, wo sie nicht erkannt werden wollte.“ Alanna half mir in den mausigen Umhang. Dann trat sie einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk. „Du siehst bedeckt aus.“ Sie klang zufrieden.
    „Gut. Dann lass uns gehen.“ Wir verließen das Bad und gingen zum Innenhof. Ich nahm ihre Hand. „Egal, was passiert, lauf zum Fluss.“
    Sie warf mir verängstigt einen Blick zu, aber bevor sie mir antworten konnte, hatten wir den Innenhof erreicht und standen inmitten einer Menschenmenge.
    Die Formation war bereits aufgestellt worden und erstreckte sich über den gesamten Innenhof und die mit Rasen bedeckte Fläche zwischen der äußeren Mauer und dem Tempel. Den äußeren Ring bildeten zentaurische Krieger und meine menschlichen Wachen. Jeder von ihnen trug ein gefährlich aussehendes Schwert in einer und einen Schild in der anderen Hand. Die Männer, die den nächsten Ring bildeten, wirkten entschlossen, aber auch etwas fehl am Platz mit ihren Waffen – alles war vorhanden, von Zweihandschwertern bis zu Degen. Es handelte sich offensichtlich um Großväter, Väter, Brüder und Söhne der Frauen im innersten Zirkel. Mein Herz zog sich zusammen, als ich die ruhig dastehenden Frauen betrachtete, die ihre Babys beruhigten, die kleinen Kinder beaufsichtigten und es dennoch schafften, ihren Männern aufmunternde Blicke und ein selbstsicheres Lächeln
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