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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
Autoren: Stephan Harbort
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Gemütsarmut, emotionale Instabilität, hohes Aggressionspotenzial, verminderte Impulskontrolle und ausgeprägte Insuffizienzgefühle, neigen dementsprechend zu kriminellen Handlungen und Gewalttätigkeiten. Verlieren sie sich schließlich deshalb in von Mordlust geprägten surrealen Gewalt- und Tötungsszenarien, die sie letztlich auch kaltblütig und skrupellos umsetzen?
    Aber: Falls solche idealtypischen Voraussetzungen und Entstehungsbedingungen für Mordlust existieren sollten, dann müsste es dementsprechend auch so viele Täter geben. Doch das Gegenteil ist der Fall. Kriminalstatistisch gesehen spielt »Mordlust« keine Rolle, selbst dann nicht, wenn man sich bei dieser vergleichenden Betrachtung auf Tötungsdelikte beschränkt. Zudem gibt es viele Menschen, die ähnlich brüchige Viten aufweisen und vergleichbare Charakteranomalien erkennen lassen wie Thomas Basler und Peter Brückmann, die jedoch ganz überwiegend nicht kriminell werden. Es sind demnach nicht nur die oben beschriebenen ungünstigen sozialen Rahmenbedingungen und die von der Norm abweichenden Charaktereigenschaften der Täter, die als Ursachen für derlei Gewaltexzesse in Betracht zu ziehen sind, gleichwohl dürften sie mit im Einzelfall unterschiedlicher Ausprägung und Intensität dazu beitragen. Diese vorsichtige Schlussfolgerung erscheint gerechtfertigt, zumal sie kriminalgeschichtlich vielfach und eindrucksvoll belegt werden kann.
    Trotzdem ist dieser Kriminalfall lehrreich und darf als Paradebeispiel für ein soziologisches Modell gelten, das einzelne Phasen beschreibt, die auf gruppenspezifischen Prozessen basieren und eine entsprechende Täterklientel generieren, also mindestens zwei, die später gemeinschaftlich als Täter agieren und tödliche Gewalt ausüben.

Prägungsphase
    Die Gruppe besteht aus Personen mit ähnlichem sozialem Status und bekennt sich zu nicht gesellschaftskonformen Werten: Straftaten werden gebilligt, körperliche Gewalt gilt als akzeptiertes Mittel zur Durchsetzung gruppenspezifischer oder individueller Bedürfnisse. Das Gruppengefüge wird dominiert von Wortführern und Mitläufern. Eine alleinige Führerschaft ist eher die Ausnahme. Das Miteinander wird insbesondere gekennzeichnet von Imponiergehabe. Freundschaften entstehen in diesem Rahmen selten, es entwickelt sich vielmehr eine Zweckgemeinschaft.
    Nicht selten handelt es sich um Jugendliche, die selbst Opfer von Gewalt geworden sind, meist in der eigenen Familie. Das Freizeit- und Sozialverhalten ist vornehmlich geprägt von Langeweile, Desorientierung, Misserfolgserlebnissen und Zurückweisungen. Die Gruppenzugehörigkeit indes garantiert persönliche Sicherheit, sofern die Gruppenregeln nicht verletzt werden. Häufig entstehen Vorstellungen von allgemeiner Überlegenheit, da man gesellschaftliche Konventionen negiert und Grenzen häufig folgenlos überschreitet. Prägend ist die Erkenntnis, durch die Stärke der Gruppe die eigene Unzulänglichkeit und Ohnmacht überwinden zu können. Grenzverletzungen sind erwünscht und legitimiert. Mitunter existiert ein entsprechender Ehrenkodex, der zum gegenseitigen Stillschweigen Dritten gegenüber verpflichtet.
    Thomas Basler und Peter Brückmann gehören einer Gruppe von Jugendlichen an, die zwar nur lose untereinander verbunden sind, aber, wenn es darauf ankommt, als Gruppe nach außen geschlossen auftreten. Straftaten werden teilweise gemeinsam ausgeführt, wie beispielsweise der Überfall auf den älteren Herrn in der Toilettenanlage. Sie befeuern das Gemeinschaftsempfinden und vermitteln auch dem Einzelnen Gefühle der Überlegenheit und Stärke. Einen wehrlosen Menschen gnadenlos niederzuknüppeln wird als aufregend und abenteuerlich erlebt. Auch persönliche Bedürfnisse dürfen in diesem Rahmen rigoros ausgelebt werden, ohne interne oder juristische Konsequenzen fürchten zu müssen. Gewalt ist immer ein Thema. Peter Brückmann hat es in einfachen Worten so ausgedrückt: »Hat Laune gebracht.«

Diskussionsphase
    Wie es dazu kam, wissen die meisten Angehörigen der Gruppe später nicht mehr, aber plötzlich ist es da: ein Thema, das viele anspricht und inspiriert. Es wird immer wieder aufgegriffen und erfährt bald allgemeine Akzeptanz und eine übergeordnete Bedeutung, weil es geeignet erscheint, die Stärke und Einzigartigkeit der Gruppe, aber auch des Einzelnen zu unterstreichen. In der Regel geht es bei den Gedankenspielen um die gewaltsame Abgrenzung der Gruppe nach außen, in diesem Kontext können
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