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Aus heiterem Himmel (German Edition)

Aus heiterem Himmel (German Edition)

Titel: Aus heiterem Himmel (German Edition)
Autoren: Jill Shalvis
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ausübte, verunsicherten sie. Und Unsicherheit war ein Gefühl, das sie nicht ausstehen konnte. Sie trat einen Schritt zurück und brachte sich wieder in Angriffsposition, um auf alles vorbereitet zu sein.
    “Wenn ich gewusst hätte, dass Sie sie hören, hätte ich mir die Flüche verkniffen.” Er wirkte jetzt leicht verlegen, als er über sein Kinn strich. Dem dunklen Bartschatten nach zu urteilen, war es schon ein paar Tage her, seit er sich rasiert hatte. “Wie ich sehe, habe ich Sie erschreckt.”
    Nicole runzelte die Stirn. Der irische Akzent war jetzt tatsächlich vollkommen verschwunden, dafür klang es nun ein bisschen gekünstelt.
    Wahrscheinlich unterdrückte er seinen Akzent. Wollte er seine Abstammung verheimlichen? Sie selbst lief zwar auch nicht wie ein offenes Buch herum, aber bei anderen mochte sie Geheimniskrämerei überhaupt nicht.
    “Beantworten Sie bitte meine Fragen.”
    Der Mann hob friedfertig die Hände, als habe sie ihm mit dem Finger gegen die Brust gestoßen. “Kein Grund, mich gleich so anzufahren. Ich bin nur der Architekt. Ty Patrick O’Grady. Stets zu Ihren Diensten.”
    “Sie sind der Architekt?”, fragte Nicole verwirrt nach.
    “Das Haus hier soll renoviert werden.” Als wollte er ihr zeigen, wie harmlos er war, lehnte er sich mit der Schulter an die Wand und lächelte so umwerfend, dass Nicole ein Schauer über den Rücken lief. “Hier muss erst mal ein Architekt ans Werk, bevor man mit den Bauarbeiten beginnen kann. Dieses Haus fällt nämlich fast schon unter Denkmalschutz. Es muss dringend renoviert werden, aber bestimmte Teile der Bausubstanz dürfen nicht verändert werden.”
    Das Haus lag mitten im eleganten South Village, und Nicole konnte sich gut vorstellen, dass es einiges wert war, obwohl es heruntergekommen und verwahrlost aussah. Schon seit Wochen schleuste Taylor Bauexperten durchs Haus, weil eine grundlegende Renovierung unumgänglich war.
    “Dann erstellen Sie also ein Angebot für die Eigentümerin? Für Suzanne?” Aufmerksam beobachtete Nicole ihn.
    Er lächelte. “Nein, nicht für Suzanne, sondern für Taylor. Aber das war ein guter Versuch, das gebe ich zu. Allerdings gehört etwas mehr dazu, um mich reinzulegen, Süße.”
    Er nannte sie Süße? Der kann was erleben, dachte Nicole.
    Er hob die pechschwarzen Augenbrauen und meinte lässig: “Soll ich Ihnen meinen Ausweis zeigen, oder erschlagen Sie mich jetzt mit Ihren Tacos, die so lecker duften?”
    “Was ist denn mit Ihrem Akzent passiert?”
    Jetzt wirkte er ratlos. “Was für ein Akzent?”
    “Vorhin hatten Sie noch einen irischen Akzent. Sind Sie Einwanderer?”
    “Ja, direkt vom Schiff aus Australien, Kleine.” Er grinste. “Oder war das …” Er wechselte den Akzent von einem Satz zum nächsten. “Europa? Ich bringe die Kontinente immer durcheinander.”
    Ein Witzbold also. “Es ist schon ziemlich spät, um ein Angebot auszuarbeiten.”
    “Sehr früh, meinen Sie wohl.”
    Schon möglich. Sie konnte nicht mehr genau sagen, welche Tageszeit es war. “Wie auch immer. Weshalb sind Sie hier?”
    “Ich bin ein viel beschäftigter Mann, Darling. Aber Sie haben mich so durcheinandergebracht, dass ich glatt Ihren Namen vergessen habe.”
    Nicole verschränkte die Arme vor der Brust. “Mit Darling liegen Sie jedenfalls daneben.”
    Wieder lächelte er, und sie musste sich eingestehen, dass dieses Lächeln umwerfend war.
    “Soll ich jetzt raten?”, sagte er.
    “Dr. Mann”, stellte sie sich widerwillig vor. “Und wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gern meine Tacos essen.” Und dann ins Bett gehen. Allein.
    Wieso kommt mir dieser Gedanke gerade jetzt?, fragte sich Nicole. Ich gehe immer allein ins Bett. Immer.
    Der Mann lächelte immer noch. Es wirkte, als wüsste er etwas, das sie nicht wusste. Fast hätte sie mit den Zähnen geknirscht. “Was ist? Kommt jetzt, dass ich viel zu jung bin, um Ärztin zu sein, und wie ein kleines Mädchen aussehe? Dann mal los. Ich kenne diese geistreichen Bemerkungen allerdings alle schon. Sie werden sich also Mühe geben müssen.”
    Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß, und sie ärgerte sich, wie warm ihr unter seinem Blick wurde.
    “Für mich sehen Sie nicht wie ein kleines Mädchen aus.”
    Oh nein, dachte Nicole. Für diese Schiene bin ich jetzt wirklich zu müde. Sie ging an dem Mann vorbei zur Tür von ihrem Apartment und fing an, ihre zahllosen Hosentaschen der Reihe nach abzuklopfen. Wo steckte nur der blöde
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