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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel
Autoren: Marliss Melton
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eigentlich erst an ihrem Außenposten treffen sollen.
    Selbst mit all der Tarnfarbe im Gesicht war Miller die Nervosität deutlich anzusehen. Das Weiß seiner Augen leuchtete in der Dunkelheit. »Verschwinden wir«, murmelte er und deutete mit dem Kopf in Richtung Ausgang.
    Gabe wollte ihm gerade sagen, dass sein Funk nicht funktionierte, aber Miller hatte sich bereits abgewandt. Gabe biss die Zähne zusammen und folgte ihm. Jeder Muskel in seinem Körper zitterte vor Wut.
    Plötzlich fuhr Miller herum. Der Kolben seiner Heckler & Koch blitzte vor Gabes Augen auf und traf dann hart seinen rechten Wangenknochen. Schmerz durchschoss ihn. Er taumelte zurück und verlor auf dem öligen Boden das Gleichgewicht. Er fiel flach auf den Rücken, und die Luft wurde ihm mit einem Schlag aus den Lungen gepresst. Er schmeckte Blut.
    Was zum Teufel … ?
    Miller beugte sich über ihn, packte ihn beim Koppel und drehte ihn mit Schwung auf den Bauch. Gabe rang nach Atem. Dann trat er auch schon nach hinten aus und traf das Knie des XO s. Der Mann fluchte und packte ihn nur noch fester.
    Gabes Schädel schien vor Schmerz fast zu explodieren und alles Denken unmöglich zu machen. Was zum Teufel geht hier vor? Er fand keine Antwort auf diese Frage. Warum fiel Miller ihm in den Rücken? Schnarrend wurde eine Plastikfessel um sein linkes Handgelenk gezogen und dann um sein rechtes. Gabes Mund füllte sich mit Blut. Er spuckte einen Zahn aus und sog unter Schmerzen Luft in die Lungen. »Was zum Teufel tun Sie, Miller?«, knurrte er und trat um sich, als dieser in der Dunkelheit seine Füße zusammenband.
    Miller antwortete nicht. Heftiger Schmerz durchflutete in Wellen seinen Kopf, sodass Gabe nur noch dunkel wahrnahm, dass Miller ihn gefesselt hatte. Die Schüsse, die sie zum Rückzug gezwungen hatten, waren verstummt. Das musste eine Bedeutung haben, aber Gabe konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Miller riss ihm den Kopf nach hinten. Gabe spürte, wie die Hände des Mannes zitterten, als er das Klebeband abriss. Ein Streifen verschloss Gabes Mund und machte ihm jede verständliche Äußerung unmöglich. Er hatte Mühe, nicht an dem Blut zu ersticken, das ihm nun in die Kehle rann.
    Miller ließ ihn los und wandte sich ab. Voller Entsetzen beobachtete Gabe, wie er aus der Deckung trat und den Daumen in Richtung der Männer auf den Metallstegen hob. Trotz des ­Hämmerns in seinem Schädel hörte Gabe, wie sie näher kamen.
    Er starrte auf Millers Rücken, während er mit der Erkenntnis rang, dass es sein eigener XO war, der weltweit Waffen stahl.
    Seit Monaten hatten SEAL s versucht, die verschiedensten Waffenlieferungen abzufangen, nur um jedes Mal herauszufinden, dass sie bereits weg waren. Und es war Miller, der sie stahl. Der so willensschwach wirkende, blassgesichtige Miller!
    Er konnte es kaum glauben. Aber der XO stand direkt vor ihm und befahl den dunklen Gestalten um ihn herum, die SAM in der Transportkiste durch den Seiteneingang hinauszuschaffen, und zwar schnell.
    Gabe kämpfte darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren, um die anderen Plünderer identifizieren zu können. Sein Gesichtsfeld wurde immer weiter eingeschränkt, was ihm zeigte, dass er dabei war, ohnmächtig zu werden. Miller drehte sich um und warf ihm noch einen letzten Blick zu, bevor er sich davonmachte, wohl um sich mit Gabes ahnungslosen Kameraden zu treffen.
    Gabe lag mit der linken Wange in einer Öllache. Die Nacht­sichtbrille war ihm vom Kopf gerissen worden und hing an seinem rechten Ohr. Seine Arme und Beine waren gefesselt. Sein Mund blutete immer noch. Er würde niemals die Chance haben, der Welt zu sagen, wer hinter all den Waffendiebstählen steckte.
    Aus irgendeinem Grund hatte Miller ihn dort zum Sterben zurückgelassen. Aber warum? Durch sein angeschlagenes Hirn brauchte er einen Moment, um die Antwort zu finden. Es musste das Memo sein, das er auf Millers Schreibtisch gefunden hatte, in dem es um die Anforderung eines zusätzlichen U-Boots ging. Er hatte Miller darauf angesprochen, weil er der Meinung gewesen war, dieser sei einfach nur zu unfähig, zu wissen, dass ein U-Boot genug Transportkapazität für vier Raketen besaß. Niemals wäre er auf den Gedanken gekommen, dass sein XO plante, eine der Raketen für seine eigenen Zwecke beiseitezuschaffen.
    Während Öl zwischen seine Augenlider drang und in seinen Taucheranzug aus Kevlar sickerte, vernahm Gabe ein Geräusch, bei dem sich ihm sofort jedes einzelne Haar aufstellte.
    Jemand
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