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Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Titel: Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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gedolmetscht hatte. Aber nachdem ich jetzt am eigenen Leib erfahren hatte, wie viel Schmerz so ein Prozess für die Beteiligten bedeutete, wollte ich nie mehr für einen Geist sprechen.
    »Aura?«
    Ich blickte auf. Im Gang neben mir stand Mr Keeley. Normalerweise hatte er einen tiefen dröhnenden Bass, aber er hatte so leise gesprochen, dass ich ihn kaum gehört hatte.
    Da Megan zu Mickey gegangen war, der mit seiner Familie vorne saß, rutschte ich auf ihren Platz, damit Logans Vater sich setzen konnte. Als er seinen massigen Körper neben mich fallen ließ und erschöpft keuchte, musterte ich ihn besorgt. Es war erst ein Jahr her, dass ich in der Silvesternacht zusammen mit den anderen Keeleys im Krankenhaus gesessen hatte, nachdem Logans knapp fünfzigjähriger Vater mit einem Herzinfarkt eingeliefert worden war. Dass er seinen Sohn verloren hatte und einen emotional extrem anstrengenden Prozess führen musste, war mit Sicherheit Gift für sein angegriffenes Herz.
    Mr Keeley tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der geröteten Stirn. »Ich … Ich kann nur sagen, dass es mir leidtut, Aura.«
    Ich schluckte. »Mehr müssen Sie doch auch gar nicht sagen.«
    »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.« Er atmete schwer und saß so steif da, als wäre ihm jede Bewegung zu viel.
    »Das geht mir genauso …«
    »Ich gebe dir nicht die Schuld an dem, was passiert ist.«
    »Danke.« Mir war nicht entgangen, dass er es vermieden hatte, Wir zu sagen. »Ich Ihnen auch nicht.«
    Er warf mir erst einen entsetzten Blick zu und lächelte dann auf eine Art, die mich so sehr an Logan erinnerte, dass ich gar nicht anders konnte, als das Lächeln zu erwidern. Gleichzeitig stieg eine unendliche Traurigkeit darüber in mir auf, dass Logan nie die vollen silbergrauen Haare seines Vaters haben würde oder die Lachfältchen um die Augen.
    »Touché.« Er strich seine Hose glatt und schien sich ein bisschen zu entspannen. »Er fehlt mir so. Ich würde alles darum geben, mit ihm sprechen zu können, aber er redet nicht mehr mit uns. Jedenfalls gibt Dylan nicht an uns weiter, was er sagt.«
    »Das ist vielleicht auch besser so.«
    »Ich weiß, dass Logan wütend auf mich ist«, sagte Mr Keeley leise. »Mir ist bewusst, dass es sehr schmerzhaft für ihn war, aussagen zu müssen, aber wenn wir den Prozess gewonnen haben, wird er einsehen, dass es dieses Opfer wert war.«
    »Und dann?«
    »Dann wird er seinen Frieden finden.« Er faltete die Hände im Schoß. »Und wir werden vielleicht eines Tages auch wieder in der Lage sein, unser Leben weiterzuleben.«
    Ich betrachtete den abgewetzten Gummipfropfen am unteren Ende meiner Krücke und dachte an alles, was in den vergangenen Wochen seit Logans Tod passiert war. »Wir alle werden eines Tages unser Leben ohne ihn weiterleben, auch wenn er keinen Frieden findet.«
    Mr Keeley lehnte sich zurück und richtete den Blick auf das rot glühende Lämpchen über der Tür. »Genau das ist es, was mir am meisten Sorgen macht.«
    In diesem Moment kam Megan zurück. »Oh«, sagte sie, als sie Mr Keeley sah. »Ich dachte, Sie wären zur Toilette gegangen. Nein, bleiben Sie doch bitte sitzen!«
    »Schon in Ordnung«, winkte er ab. »Ich sollte langsam wieder zu Kathleen und den Kindern zurück.« Er tätschelte Megan die Schulter. »Wenn du das nächste Mal zu uns kommst, bring Aura doch bitte mit.«
    Megan sah ihm stumm hinterher, als er wieder nach vorn an seinen Platz schlurfte, und zwängte sich dann an mir vorbei. »Ich habe gerade mit Mickey geredet«, flüsterte sie. »Mr Keeley und Siobhan sind ziemlich optimistisch, aber Mickey und seine Mutter glauben, dass sie den Prozess verlieren.«
    »Und was sagt Dylan?«
    »Gar nichts.« Sie seufzte. »Er sieht ganz schön fertig aus. Fast so schlimm wie du.«
    Das wunderte mich nicht. Dylan wusste genau so gut wie ich, dass die Obsidians Logan für immer wegsperren würden, falls die Keeleys den Prozess verlieren würden und er nicht hinüberwechselte.
    Ich lehnte erschöpft den Kopf an die Wand. Die Angst und die Anspannung schienen allen Sauerstoff aus meinem Gehirn zu saugen. Als mir jemand sanft über die Haare strich, schreckte ich hoch. Es war Tante Gina, die gerade wieder in den Saal gekommen war.
    Ich setzte mich auf. »Sind die Geschworenen so weit?«
    Sie nickte sorgenvoll. »Hoffentlich haben sie in unserem Sinne entschieden. Ich wünsche ihm so sehr, dass er Frieden finden kann.«
    Im hinteren Bereich des Saals klappte eine Tür
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