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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)
Autoren: Stephanie Madea
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hättest nichts dagegen tun können. Sie haben dir wahrscheinlich Medikamente verabreicht und dich viele Jahre von der Außenwelt isoliert. Es war für dich nicht möglich, dein Wissen oder deine Sichtweise zu verändern. Jetzt musst du wieder zu dir selbst finden, dich befreien von den Lügen. Ein erster Schritt wird sein, mir in die Augen zu sehen. Du wirst sehen, dass nichts Schlimmes geschieht und dann kannst du auf deine Stärken vertrauen. Öffne sie!«
    View schluckte. Wie konnte Steven so sicher sein? Tränen brannten unter ihren Lidern. Sie zitterten. Sie war doch immer dabei gewesen, wenn es passierte. Sie hatte Mr. Night erblinden lassen, so viele Probanden, den Bettler mit den blaugrauen Augen – William, der ihretwegen danach sogar hatte sterben müssen. Sie schluchzte auf.
    »Öffne deine Augen, View. Sieh mich einfach an.«
    »Ich kann es nicht, Steven. Wenn du erblindest, ob du nun daran glaubst oder nicht, dann bin ich schuld. Dein Leben wäre dahin, du könntest hier nicht mehr bleiben …«
    »… um auf meinen Sohn zu warten? View, sieh dir doch mein Leben an. Ich habe keins mehr, seitdem Layla und Zac fort sind. Sie haben den Sinn meines Lebens mitgenommen. Es ist mir egal, was aus mir wird. Ich will und werde dir jetzt helfen. Du bist wie Zac, das sehe und spüre ich.« Er lachte auf. »Es ist wie Liebe auf den ersten Blick zwischen uns. Keiner glaubt so recht an sie, aber wenn sie einem widerfährt, dann wird sie plötzlich real. Ich kenne dich nicht, aber ich vertraue dir mein Augenlicht an, weil du wie Zac bist. Seine Seele ist zu rein. Er könnte niemals jemandem ernstlich schaden. Und du auch nicht. Dazu bist du nicht fähig. Öffne sie. Öffne deine Augen, vertrau mir, vertrau dir, gib der Wahrheit eine Chance und sieh mich an.«
     
    *
     
    Es war nicht schlimm, es war nicht schlimm. Zac betete diesen Satz in Gedanken wie ein Mantra, das man nur oft genug aufsagen musste, damit es wahr wurde.
    Es gab sonst nichts, an das er dachte, denken konnte, ausschließlich das Abmildern des Schmerzes zählte. Nur dämmriger Erschöpfungsschlaf rettete ihn zeitweise vor der unerträglichen Qual seines Körpers. Beinahe schämte er sich dafür. Vielleicht nur eine gebrochene Nase, ein paar Blutergüsse, Prellungen, für andere nicht der Rede wert, doch er starb fast daran.
    Starb fast daran … Der Gedanke beschäftigte ihn eher unbewusst, doch nun musste er darüber nachdenken, versuchte, sich zu konzentrieren. Warum war er noch am Leben? Er hielt die Schmerzen kaum aus, aber atmen tat er ja noch. Was seltsam war. Nachdem das sanfte Auflegen einer Hand auf seine Schulter ihn früher hatte aufschreien lassen, hätten brutale Boxhiebe ihn …
    Die Tür zu seinem Zimmer glitt kaum vernehmlich auf. Mehrfach hatte der Arzt ihn besucht, hatte wohl die Wunden versorgt und seine Lebensfunktionen überprüft. Zac hatte sich bewusstlos gestellt, auch wenn es blödsinnig war bei einem Arzt. Er tat es trotzdem wieder, denn Fragen zu beantworten, hatte er absolut keine Lust.
    Er hörte ein leises Klappern von Instrumenten, das typische Knallen von Latexhandschuhen, zog sie sich jemand über die Hände. Ein Hocker auf Rollen schabte über den Linoleumboden an sein Bett heran. Jemand fühlte seinen Puls.
    Derjenige war aufgeregt. Wellen von Hoffnung, Furcht und banger Entschlossenheit wallten zu Zac herüber. Wer zum Henker saß an seinem Bett? Das war doch nicht der Arzt. Er wagte nicht, zu linsen. Der Mann würde sofort mitbekommen, dass er sehr wohl bei Bewusstsein war.
    Zac blieb ruhig liegen, gefangen in seinem Schmerz, in diesem Labor, in seiner Angst vor der Zukunft, gefesselt an dieses Bett.
    Der Kerl erhob sich und beugte sich über ihn. Eine Hand fuhr ihm durchs Haar, Finger glitten unter seinen Nacken, als wollten sie seinen Kopf bequemer aufs Kissen betten. Ungewohnte Gesten. Da spürte er es. Haut auf Haut.
    Das bloße Handgelenk des Mannes berührte seinen Hals.
    Zacs Körper reagierte sofort. Erst zum dritten Mal in seinem Leben geschah es. Es war, als würde es seinen Geist fortsaugen. Zac zögerte. Konnte er sich selbst aufhalten? Wollte er es überhaupt? Oder vertat er eine einmalige Gelegenheit, in dem Mann zu fliehen? War es eine Falle von Max Mayderman? Seine Gedanken überschlugen sich.
    Wieder drückte sich das Handgelenk an seine Halsbeuge, diesmal energischer, drängender. Der Mann wusste genau, was er tat, wusste von seiner Fähigkeit, einem anderen Körper zu folgen, davon war er
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