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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)
Autoren: Stephanie Madea
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nachriefen, sie solle stehen bleiben. Rechts und wieder lin…
    Brutal prallte sie gegen eine Wand und strauchelte zurück. Schmerz durchzuckte sie. Sie schmeckte Blut. Es drehte sich alles, doch sie stolperte blindlings weiter. Ihr Unterbewusstsein sagte ihr, dass sie normalerweise gesittet die Flure entlangging und nicht mit weit ausholenden Schritten hinunterpreschte. Die Anzahl der Schritte passte nicht.
    Ein gedämpfter Alarm heulte los und fuhr ihr wie ein Todesstoß in den Leib. Wegen ihr? Ihre Schritte verlangsamten sich. Gott, o Gott, was hatte sie getan? Verflucht, was fragte sie? Sie wusste es doch. Panisch keuchte sie auf. Ihr Herz wollte vor Scham zerspringen. Oder war es das schon? Sie hatte dem Mann das Augenlicht geraubt. Sie! Sie stolperte, fing sich und bog nochmals ab. Entfernte Stimmen wurden lauter, drangen durch den Alarm.
    Unvorbereitet stieß sie gegen ein Gestell, das auf dem Flur stand. Metall schepperte gegen die Wand. Sie griff zu, um nicht zu stürzen. Das Gestell bewegte sich auf Rollen. Sie umklammerte eine Metallstange, ihre andere Hand berührte etwas Weiches. View vernahm und verspürte ein leises Knistern wie einen Funken und zuckte zurück. Da lag jemand auf einer Trage. Oder einer Bahre. Sie erschauderte. Derjenige musste statisch aufgeladen sein, also hoffentlich nicht tot.
    Langsam ging sie weiter. Sie zitterte unkontrolliert und drückte sich die Fäuste vor den Brustkorb, damit er nicht vor Schmerz zersprang. Nach einer weiteren Biegung blieb sie vor der Tür zu ihrem Zimmer stehen. In dem Moment erreichten sie eilige Männerschritte.
    »Sitzt das Tuch über deinen Augen richtig?«, keuchte Ben.
    Ausgerechnet Ben hatte ihren Ausraster mitbekommen. »Natürlich«, flüsterte sie. Es saß fest auf ihrem Gesicht und saugte ihre Tränen auf. Sie wusste um die Furcht der Männer, sie aber so offensichtlich in ihrem Rücken zu hören, verdeutlichte ihr umso mehr, wie einsam sie war, was für ein Monster alle in ihr sahen. Zu Recht.
    Die Tür öffnete sich mit einem fast lautlosen Zischen und View trat ein. Dankbar, endlich in Sicherheit zu sein und den grausamen Tag hinter sich lassen zu können, griff sie nach dem Armband auf der Kommode, fiel auf ihr Bett und vergrub die Schluchzer unter dem Kissen. Niemals wieder wollte sie die Linsen rausnehmen. Niemals wieder.

Tag 2
    nur noch
     
     
     
    » W ach auf, View.«
    View schreckte aus ihrem tiefen Schlaf hoch. Mit dem ersten Atemzug erinnerte sie sich, was geschehen war, weshalb sie angezogen im Bett lag und ihre Augen brannten, als hätten sie Pfefferspray abbekommen. Das erklärte aber noch nicht, weshalb ein Mann in ihrem Zimmer stand. Die Stimme kam nicht aus den Lautsprechern, sondern befand sich eindeutig in ihrem Raum. Furcht kribbelte ihr über den Körper. Sie blieb stocksteif liegen, das Gesicht weiter ins dicke Kopfkissen gedrückt. Gott, wusste er denn nicht, wer sie war?
    »View, ich weiß, dass du wach bist.«
    »Wer sind Sie?«, nuschelte sie in den Stoff.
    Ein unterdrücktes Lachen erklang. Es hörte sich spöttisch und müde an. »Mein Name ist Henry Luna. Du weißt, dass du morgen Geburtstag hast?«
    »Was?« Beinahe wäre sie hochgeschossen. Niemand wusste, wann sie Geburtstag hatte. Zumindest hatte sie im Labor keinen gefeiert und was davor gewesen war, daran konnte sie sich nur sehr vage erinnern. Es musste mit dem schrecklichen Unfall zu tun haben. Sicher hatte sie deshalb so einiges verdrängt. Um nicht unhöflich zu erscheinen, räusperte sie sich. »Ich meine, nett, Sie kennenzulernen, Mr. Luna. Luna, wie der Mond, ja?«
    Wieder vernahm sie einen Laut, der einen Hauch Süffisanz mit sich trug. »Ja, exakt.«
    View brannte die Frage auf der Zunge, weshalb er sie besuchte, weshalb er in ihrem Zimmer stand, sich dieser Gefahr aussetzte, doch sie schwieg.
    »View, also, dein Geburtstag.« Die Stimme klang nun angenehmer, tief, ein wenig besorgt und angespannt, aber vor ihrem inneren Auge malte sich ein Bild von einem jungen Mann mit einem gewaltigen Lungenvolumen. Vielleicht spielte er ein Instrument oder er tauchte. Braune Haare? Oder eher blonde ? Was wünschte sie sich? Ein fieser Stich fuhr ihr in den Magen. Sie würde sie sowieso nie sehen. Sie würde ihn nie sehen.
    »Du musstest viel durchmachen gestern. Und deshalb hat die Laborleitung entschieden, dass sie dir diese Nacht einen Wunsch erfüllen möchte.«
    »Oh.« View bewegte sich unter der Bettdecke. Wärme überflutete sie. Wie gern hätte sie Mr.
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