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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung
Autoren: Brian Keene
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sie ihn zurück ins Aquarium, wo er an der Oberfläche des
salzhaltigen Wassers trieb - wie von einem toten Fisch zu erwarten.
    Sein Verhalten war überraschend
(und deprimierend) normal.
    Erst zehn
Minuten später, nachdem die anderen Wissenschaftlicher sich in den
Gemeinschaftsraum zurückgezogen
    hatten, um sich zum zehnten Mal
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anzusehen, begann der Fisch wieder zu schwimmen.
    Zuerst nahm Baker das Plätschern
nur am Rande wahr, da er in eine Partie Solitaire vertieft war, die vor ihm auf
dem Schreibtisch ausgebreitet lag. Als das Platschen lauter wurde, schaute er
auf.
    Das Wasser hatte sich rot
verfärbt. Winzige scharlachrote Wolken kräuselten sich zwischen den bunten
Steinen und dem Schloss aus Kunststoff, als der tote Fisch seine Gefährten jagte
und verschlang. Anfangs konnte Baker nur erstaunt und wie gebannt hinschauen.
Dann übernahm wieder sein Verstand, und er rannte den verwaisten Flur hinunter,
bis er nach Luft schnappend den Gemeinschaftsraum erreichte.
    Als sich die drei Wissenschaftler
gemeinsam in Bakers Büro einfanden, war das Gemetzel vorüber. In den wenigen
Minuten, die er gebraucht hatte, um die anderen zu holen, hatte der Fisch jedes
lebendige Wesen im Aquarium getötet. Eingeweide und Schuppen trieben auf dem
wässrigen Schlachtfeld umher. »Mein Gott«, stieß Harding hervor. »Gott«,
fauchte Baker, »hatte damit nichts zu tun!« Er deutete mit dem Finger
auf den Fischtank. »Das hat die Menschheit angerichtet, Stephen. Wir haben das angerichtet!«
    Harding musterte ihn schweigend.
Sein Mund bewegte sich, ohne dass ein Laut herausdrang, genau wie zuvor bei dem
Fisch. Powell saß mittlerweile in der Ecke und weinte leise.
    Der Fisch bemerkte sie. Er hörte
auf zu schwimmen und stierte sie unverhohlen verächtlich an. Baker faszinierte
die Intelligenz, die der Fisch ausstrahlte. »Seht euch das an. Er beobachtet
uns genau wie wir ihn.«
    »Was haben wir getan?«, schluchzte
Powell. »Jesus Christus, was haben wir getan?«
    »Reiß dich zusammen, Powell«,
herrschte Harding ihn an. »Wir müssen so viel wie möglich aus diesem Ding
lernen, wenn wir hoffen wollen, das Ganze rückgängig ...«
    Sein Tadel wurde durch ein
weiteres Platschen unterbrochen. Der Fisch zappelte wie wild herum, wirbelte
den Dreck vom Boden des Aquariums auf und verhüllte ihnen die Sicht. Er verschwand
in einer wirbelnden Wolke aus Blut, Fäkalien und Schleim.
    »Hol mal einer den Camcorder«,
rief Baker. »Wir müssen das dokumentieren!«
    Bevor jemand reagieren konnte,
geriet der gesamte Aquariumständer in Bewegung. Wasser schwappte über
den Rand und rann in blutroten Bächen die Seiten hinab.
    Der Fisch zog sich zurück,
schnellte erneut vorwärts und schleuderte sich gegen die Vorderseite des
Aquariums. Immer und immer wieder stürmte er auf das Glas ein, ohne auf den
Schaden zu achten, den er sich dabei zufügte.
    Baker fiel die berechnende
Böswilligkeit auf, die aus den toten Augen sprach.
    Ein Netz von Rissen breitete sich
über das Glas aus und kroch über die Seiten hinauf. Der Ständer kippte und
stürzte zu Boden. Glas zerbarst, besprühte sie alle mit glitzernden Splittern
und brackigem Wasser.
    Der Fisch zappelte auf dem Teppich
und begann, sich auf sie zuzuarbeiten. Baker stieß seine Bücher beiseite und
sprang auf den Schreibtisch, während Harding auf den Flur hinausflüchtete.
Powell brach zusammen, kreischte und schlug die Hände wie Klauen in den
Teppich, während das Ding die Entfernung zwischen ihnen verringerte.
    Zwischen Powells entsetzten
Schreien hörte Baker die Gerausche, die von dem Fisch ausgingen, der sich den
ausgestreckten Beinen des Wissenschaftlers näherte. Der Fisch sprach.
    Er konnte zwar nicht verstehen,
was er sagte, aber das Muster entsprach eindeutig jenem intelligenten
Sprechens.
    Das Ding schoss auf Powells
Weichteile zu. Er schrie aus voller Kehle, als es seine Khakihose berührte.
    Baker sprang zu Boden und schlug
mit dem Computermonitor auf die Kreatur. Unablässig hieb er auf sie ein und
zermatschte das Ungetüm, bis zwischen den Glasscherben nichts als ein
zähflüssiger Fleck übrig war.
    Bis er Hardings Hand auf der
Schulter spürte, war ihm nicht bewusst gewesen, dass er dabei brüllte. Betreten
sahen die Männer einander an, als das volle Ausmaß dessen, was sie auf die Welt
losgelassen hatten, mit ganzer Wucht auf sie herabstürzte.
    In jener Nacht hatte Powell sich mit
einem Buttermesser aus der Cafétéria die
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