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Auferstanden: Thriller (German Edition)

Auferstanden: Thriller (German Edition)

Titel: Auferstanden: Thriller (German Edition)
Autoren: Richard Doetsch
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zerrissen und nicht mehr zu gebrauchen. Jack konnte sich nicht erinnern, sie getragen zu haben. Als er in die Taschen griff, fand er seine persönlichen Dinge, die bewiesen, dass er die Hose kürzlich noch angehabt hatte, auch wenn er sich nicht entsinnen konnte, wann das gewesen sein mochte.
    Jack zog sein Portemonnaie aus der nassen Hosentasche und überprüfte den Inhalt. Es fehlte nichts. Außerdem fand er noch zwanzig Dollar, ein paar Münzen und die kleine blaue Schmuckschachtel, die Mia ihm in der vergangenen Woche geschenkt hatte. Als Jack sie öffnete, sah er, dass sie nicht das Kreuz enthielt, das sie für ihn gekauft hatte, sondern die Perlenkette – sein Geschenk zu ihrem Geburtstag vor drei Monaten. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, stopfte er alles in die Hosentaschen und rannte die Treppe hinauf.
    Er nahm das Telefon in die Hand und wählte Mias Handynummer. Jack, der normalerweise für seine ruhige Art und seinen klaren Kopf in Krisensituationen bekannt war, spürte ungeheure Panik in sich aufsteigen. In diesem Augenblick stand er kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Er hatte nicht die geringste Ahnung, warum sein Körper an mehreren Stellen Wunden aufwies. Jack erinnerte sich auch nicht daran, was in der letzten Nacht und überhaupt am gestrigen Tag geschehen war, wenn er recht darüber nachdachte. Er hatte das Gefühl, den Verstand zu verlieren, und es gab nur einen Menschen, an den er sich wenden konnte.
    Mias Handy klingelte drei Mal, ehe die Mailbox ansprang. Als Jack gerade eine Nachricht hinterlassen wollte, fiel sein Blick auf die Küchenzeile … und die Zeitung, die dort lag.
    Er starrte auf das große Foto in der Mitte, eine von künstlichem Licht erhellte Nachtaufnahme einer Brücke. Das Geländer fehlte, und schwarze Reifenspuren auf der Straße hörten am Rand der Brücke auf.
    Darüber stand in fett gedruckten Buchstaben die Schlagzeile:
    BEZIRKSSTAATSANWALT JACK KEELER AUS NEW YORK CITY TOT .

2. Kapitel
    FREITAG, 6.35 UHR
    Obwohl Frank Archer erst vor drei Monaten in den Ruhestand getreten war, vermisste er sein altes Leben bereits. An einem Freitagmorgen um sechs Uhr fünfunddreißig hätte er sich gewünscht, Köder auf einen Haken zu spießen, Golfbälle zu schlagen oder an seinem Schreibtisch zu sitzen. Er hätte sich alles Mögliche vorstellen können, nur nicht, im Garten seiner Frau hinter dem Haus Begonien zu pflanzen. Sein Leben bestand nun aus regelmäßigen lästigen Pflichten, und das war nicht seine Entscheidung, sondern die seiner Frau. Damit entpuppte sich sein dreißigjähriger Traum, im Ruhestand zu angeln und zu golfen, als der Traum eines Narren. Ihm kam es so vor, als wäre sein Leben mit fünfundfünfzig Jahren zu Ende.
    Frank würde sich nicht bei Lisa beklagen. Er liebte sie noch genauso wie am Tag ihrer Hochzeit – meistens jedenfalls. Natürlich gab es wie in jeder anderen Ehe auch Streit, aber das fiel für Frank nicht ins Gewicht, wenn er eine Bilanz seiner Ehe zog. Sie hatte ihn oft rausgeworfen, weil er betrunken war, und war oft zu ihrer Mutter gelaufen, wenn es handfesten Krach gab. Und wenn er ihren Geburtstag vergaß, strafte sie ihn oft, indem sie wochenlang nicht mit ihm sprach und ihm Sex verweigerte. Doch alles in allem war sie seine Frau fürs Leben. Er hatte sich vorzeitig von einem guten Job verabschiedet, nur um häufiger bei ihr zu sein.
    Als er die letzte Blume eingepflanzt hatte, stand er auf und begutachtete seine Arbeit der letzten Stunde. Er war nur knapp eins siebzig groß, aber mit den breiten Schultern und den noch immer muskulösen Armen wirkte er größer und wurde mindestens zehn Jahre jünger geschätzt. Wie schon sein ganzes Leben trieb Frank fast täglich Sport. Er joggte, stemmte Hanteln und machte noch vieles mehr, um dem Alterungsprozess entgegenzuwirken. Auf gar keinen Fall wollte er dem typischen Bild eines Ruheständlers entsprechen.
    Um diese friedliche Zeit war es ruhig in der Nachbarschaft, das Leben erwachte erst allmählich an diesem neuen Tag. Frank schaute auf die Uhr und wunderte sich, dass er Lisa noch nicht gesehen hatte. Normalerweise hielt sie sich hier draußen auf, gab ihm Anweisungen und bat ihn in nachdrücklichem Ton, alle Blumen, die er gerade gepflanzt hatte, umzusetzen. Obwohl Frank die ganze Arbeit übernahm, war der Garten ihr Werk, und sie kassierte immer das Lob dafür, wenn Freunde die schönen Anlagen rühmten. Ihn störte das nicht, denn er wies Anerkennung gerne zurück.
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