Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Eine Gravolanze konnte (normalerweise) die Seitenschild-Generatoren ihres Ziels ausbrennen, aber sie hatte eine lange Wiederaufladedauer und eine sehr geringe effektive Reichweite. Doch wenn Captain Harrington sich dessen bewußt war, erlaubte sie diesem Wissen jedenfalls nicht, sich in ihrer Stimme bemerkbar zu machen.
    »Ich verstehe«, wiederholte sie erneut und nickte knapp. »Nun gut, Mr. McKeon. Ich bin sicher, daß ich Sie von etwas Nützlicherem abhalte, solange Sie mit mir reden. Ist mein Gepäck angekommen?«
    »Jawohl, Ma’am. Ihr Steward hat sich bereits darum gekümmert.«
    »Wenn das so ist, bin ich in meinem Quartier zu finden und sichte die Schiffsbücher. Ich möchte die Offiziere einladen, heute abend mit mir zu speisen – ich sehe keinen Sinn darin, sie durch gegenseitige Bekanntmachungen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu stören.« Sie machte eine Pause, als hinge sie einem anderen Gedanken nach, dann sah sie McKeon wieder ins Gesicht. »Zuvor möchte ich noch das Schiff besichtigen und mich über die laufenden Arbeiten informieren. Wäre es Ihnen recht, mich ab vierzehn Uhr herumzuführen?«
    »Natürlich, Captain.«
    »Vielen Dank. Bis um vierzehn Uhr.« Sie nickte und verließ die Brücke, ohne sich noch einmal umzudrehen.
     

2.
    Honor Hanington seufzte, rückte vom Terminal ab und zwickte sich in den Nasenrücken. Kein Wunder, daß Admiral Courvosier sich so zurückhaltend über die Umrüstung geäußert hatte. Ihr alter Mentor kannte sie einfach zu gut. Er hatte ihre wahrscheinliche Reaktion auf die Umrüstung richtig eingeschätzt und zu verhindem gewußt, daß sie ihr erstes Kreuzerkommando aus einem Temperamentsausbruch heraus ablehnte.
    Ihr schauderte, und sie stand auf, um sich zu recken. Nimitz erhob sich und blickte zu ihr hinüber. Er wollte schon von dem gepolsterten Ruheplatz herunterrutschen, den der Steward auf Honors Bitte hin zusammengebastelt hatte, aber sie machte das leise Geräusch, das ihm sagte, sie müsse nachdenken. Er legte den Kopf einen Augenblick lang schräg, ›bliekte‹ sie leise an und ließ sich wieder nieder.
    Sie durchschnitt rasch die Kabine. Ihr Quartier war eine gute Sache an der Fearless : Mit weniger als neunzigtausend Tonnen war der Kreuzer nach modernen Standards vielleicht klein, doch verglichen mit der Hawkwing besaß er eine geradezu geräumige Kommandantenkajüte. In den Augen eines Planetenbewohners mochte sie immer noch klein und vollgepackt wirken, doch planetare Standards hatte Honor schon lange nicht mehr an ihren Wohnraum angelegt.
    Die Kabine wies sogar einen eigenen Salon auf, groß genug, um sämtlichen Offizieren bei formellen Anlässen Platz zu bieten, und an Bord eines Kriegsschiffes war das wahrhaftig ein Luxus.
    Nicht, daß die Geräumigkeit Honor über die Verunstaltungen hinwegtröstete, die Hephaistos über ihr schönes Schiff brachte.
    Sie blieb stehen, um die goldene Medaillenplakette über ihrem Schreibtisch zurechtzurücken. Auf der polierten Metalloberfläche befand sich ein Fingerabdruck, und Honor verspürte eine vertraute, ironische Selbstbelustigung, als sie sich vorbeugte, um ihn mit dem Ärmel abzuwischen. Die Tafel begleitete sie seit zwölfeinhalb Jahren von Schiff zu Schiff und von Planet zu Planet, und ohne sie wäre sie sich verloren vorgekommen. Die Tafel war Honors Glücksbringer, ihr Totem. Sie glitt mit der Fingerspitze über die langgestreckte, sich verjüngende Tragfläche des in das Gold geätzten Segelflugzeugs und erinnerte sich an jenen Tag, an dem sie mit solch einem Vehikel gelandet war, um anschließend zu erfahren, daß sie einen neuen (und bislang ungebrochenen) Akademierekord für kombinierte Höhe, Flugdauer und Aerobatik aufgestellt hatte, und sie lächelte.
    Das Lächeln verblaßte, als ihr Blick durch den offenen Durchgang in den Salon fiel und sich ihre Gedanken wie der der unangenehmen Gegenwart zuwandten. Honor seufzte erneut. Sie freute sich nicht mehr auf das Diner mit ihren Offizieren. Nein, sie freute sich nicht einmal mehr auf die Schiffsbesichtigung. Nicht, nachdem sie gefunden hatte, was nur für die Kommandantin zugänglich im Computer abgespeichert war. Das Glücksgefühl, das sie für nur so kurze Zeit empfunden hatte, war nun getrübt, und was zu den erfreulicheren Ritualen einer Schiffsübernahme gehört hätte, lockte sie nunmehr viel weniger.
    Honor hatte McKeon gesagt, sie wolle die Bücher des Schiffes einsehen, und das hatte sie auch getan. Dennoch hatten ihre Gedanken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher