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Auf nassen Straßen

Auf nassen Straßen

Titel: Auf nassen Straßen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mainz glaubt, kannst du vielleicht das Schiff behalten.«
    »Es ist nicht wegen des Schiffes, Vater.«
    Jochen drehte sich langsam herum. Seine Mundwinkel zuckten. »Es ist wegen Hannes …«
    »Hannes?« fragte der Alte verständnislos.
    »Er – er – Vater …«
    Die Augen des alten Baumgart wurden starr. »Was ist mit Hannes?« Seine Stimme bebte dabei.
    »Er – wird – nie wieder Schmerzen haben …«
    Durch den Körper Peter Baumgarts zuckte es, als habe er eine elektrische Leitung berührt. »Nein«, stammelte er. Sein Blick wurde irr, die Augen verloren ihre Kontrolle, sie verdrehten sich. »Das ist nicht wahr …«
    »Ich komme eben von ihm …«
    »Dann habe ich ihn – ich ihn – ich ihn … Oh!«
    Es war ein Schrei. Der alte Körper wirbelte herum.
    »Vater!« rief Jochen noch, aber der Alte rannte aus der Kajüte, über Deck, dem Laufsteg zu.
    »Nein!« brüllte er dabei. »Nein! Nein!«
    Er kam nicht bis zu dem Laufbrett. Kurz vorher brach er in die Knie, warf die Arme in die Luft und röchelte. Karl Bunzel, der an der Treppe der Brücke stand, sprang hinzu, fing ihn auf.
    Kaum, daß das Schiff im Hafen von Mainz festgemacht hatte, rief Jochen Baumgart vom Hafenamt aus die Polizei und einen Arzt an.
    »Ich möchte den zuständigen Inspektor für Rauschgift und Schmuggel sprechen«, sagte Jochen. Das Fräulein auf der Telefonvermittlung der Kriminalpolizei glaubte an einen schlechten Scherz.
    »Wen wollen Sie? Reden Sie doch nicht solche Dummheiten!«
    »Es ist keine Dummheit! Ich bin der Besitzer eines Schmugglerschiffes und habe für eine Million Rauschgift an Bord! Ich liege hier im Hafen von Mainz. ›Fidelitas‹ heißt mein Schiff. Wenn Sie einen Kommissar ausfindig machen können, der zuständig ist, so sagen Sie ihm bitte, er möchte sich hinausbegeben zum Hafen. Ich erwarte ihn.«
    Das Mädchen von der Telefonzentrale gab diesen Bericht an Inspektor Barthels weiter.
    »Es ist gut«, sagte er. »Seit gestern abend suchen wir dieses Schiff auf allen Binnengewässern Europas wie eine Stecknadel!«
    Das Gespräch mit dem Arzt war noch kürzer.
    »Hier ist Jochen Baumgart. Ich liege mit meinem Schiff ›Fidelitas‹ im Hafen. Kommen Sie bitte sofort vorbei, Herr Doktor. Ich habe einen Toten, eine Frau mit Nervenzusammenbruch und einen Mann mit einem Schlaganfall an Bord.«
    »Das ist ja 'ne nette Fracht! Haben Sie Wildwest auf dem Kahn gespielt?!«
    »Der Tote ist mein Bruder, die anderen sind meine Eltern.«
    Der Arzt ahnte Komplikationen. »Soll ich die Polizei benachrichtigen?«
    »Das habe ich bereits getan. Kommen Sie bitte sofort. Es handelt sich um Unglücksfälle.«
    »Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen.«
    »Danke.«
    Das dritte Gespräch mit Direktor Schleggel dauerte etwas länger. Schon die Verbindung zu Schleggel, der noch zu Bett lag, bereitete einige Schwierigkeiten. Eine Frauenstimme – Jochen wußte nicht, ob es Frau Schleggel oder ein Hausmädchen war – sagte schroff: »Herr Schleggel ist noch nicht zu sprechen.«
    »Für mich immer. Und zu jeder Zeit!« sagte Jochen bestimmt.
    »Wie ist Ihr Name?«
    »Baumgart.«
    »Habe ich nie gehört. Mein Mann …«
    Aha, die Frau Direktor, dachte Jochen. »Das glaube ich gern, gnädige Frau. Aber wenn Sie Ihrem Gatten bestellen, daß Jochen Baumgart am Apparat ist, wird er ihn sofort aus Ihrer Hand reißen.«
    Es war so. Direktor Schleggel wurde etwas unruhig, als seine Frau sagte, Baumgart möchte ihn sprechen. Er ließ zu sich umschalten und setzte sich im Bett auf.
    »Sie sind wohl verrückt, was?« schnaubte er. »Was rufen Sie bei mir zu Hause an? Ich habe Ihnen gesagt …«
    »Immer ruhig, Direktorchen!« In Jochens Stimme mischte sich wieder der Ton, den er vergessen wollte. »War es anstrengend bei der kleinen Frau Konsul? Noch müde und abgekämpft, was? Ist 'n temperamentvolles Weibchen, nicht wahr? Und Sie sind ja nicht mehr der Jüngste, um da durchzuhalten.«
    Direktor Schleggel fuhr sich durch seine Haare. Wenn Emmi das mithört, dachte er mit stockendem Atem, mein Gott, das gibt eine Katastrophe.
    »Sie sind völlig übergeschnappt!« schrie Schleggel in den Apparat. »Rufen Sie mich im Büro an, wenn Sie mir etwas zu sagen haben!«
    »Das geht leider nicht. Die Sache duldet keinen Aufschub. Ich brauche Ihre Hilfe, Schleggel«, sagte Jochen Baumgart.
    »Meine Hilfe?«
    »Ja. Sie müssen mir oder der Polizei, wenn sie anfragt, bescheinigen, daß ich das Schiff von Ihnen nur gemietet habe! Besitzer sind Sie!«
    »Haben Sie
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