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Auf in den Urwald (German Edition)

Auf in den Urwald (German Edition)

Titel: Auf in den Urwald (German Edition)
Autoren: Christian Waluszek
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sie an.
    »Aber, aber. Wer wird denn gleich um Hilfe schreien?«, meinte er, während er den Rauch in die Luft blies. »Alles ein Missverständnis. Mehr nicht. Natürlich zahlt ihr die Schulden zurück. Ist doch überhaupt kein Problem. Ich hab’s ja nur gut gemeint. Und schöne Grüße an den Vater. Er soll Bescheid sagen, wenn er das Geld hat!« Er lächelte noch einmal, drehte sich um und ging.
    Mirja atmete tief durch und wartete, bis er weit genug entfernt war. Dann ging sie rasch zur Kasse zurück.
    Edek war schon ganz unruhig. »Und?«, wollte er wissen.
    »Er ist weg.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Dass alles klar ist.«
    »Wie, klar?«
    »Das weiß ich eben nicht. Er war plötzlich ganz anders und hat gemeint, das Ganze wäre nur ein Missverständnis, wir könnten die Schulden zurückzahlen.«
    Edek ließ Mirja wieder hinter die Kasse. »Und wenn er kommt zurück?«
    »Das macht nichts. Ich hab Vater gesagt, er soll die Tür abschließen und keinem aufmachen.«
    »Ich guck trotzdem immer nach deine Vater«, sagte Edek. »Und Jeschke soll bloß aufpassen, sonst ...«
    »Was sonst?«
    Edek strich sich vielsagend über sein Schnauzbärtchen und lehnte sich dann so gegen die vordere Wand des Kassenhäuschens, dass ihn keiner von außen sehen konnte. »Sonst ganz einfach«, meinte er, indem er mit der Rechten an seine Lederjacke fasste. »Bei meine Onkel in Texas ist Leben von Bandit kurzes Leben!«
    Mirja verkaufte ein paar Chips und kassierte das Geld. »Wie meinst du das?«
    »Ganz einfach ...« Edek öffnete für einen Moment die Jacke und zeigte ihr, was er in der Brusttasche versteckt hielt.
    Mirja bekam große Augen. »Du bist doch nicht bei Trost!«, sagte sie entsetzt, sprach dann aber nicht weiter, weil einige der Fahrgäste schon neugierig schauten.
     
    Als das Geschäft nachts um elf zumachte, stellte sie Edek dafür desto entschiedener zur Rede. »Was soll der Quatsch mit dem Revolver?«, wollte sie wissen.
    »Bei meine Onkel in Texas muss jeder Mann Revolver haben. Zu viele Banditen beim Pokern ...«
    »Mensch, Edek! Wir sind hier nicht in Texas! Wenn dich die Polizei damit erwischt! Ist der geladen?«
    »Nur heute Abend«, sagte Edek. »Sonst ohne Kugeln wie ein Spielzeug. Aber nichts für Kinder, man muss aufpassen ...«
    »Hör mal, Edek«, sagte Mirja, »den Revolver wirfst du weg. Klar? Das tust du für mich. Ich will hier keinen mit Revolver.«
    »Und wenn Jeschke ...«
    »Nein«, unterbrach ihn Mirja. »Nicht so! Los, wir gehen jetzt runter zur Isar. Ich will sehen, wie du das Ding wegwirfst!«
    Edek verzog das Gesicht. »Ich muss noch auf Geisterbahn ...«
    »Keine Ausreden! Ich will, dass das Ding sofort wegkommt. Warte, ich sage eben Vater Bescheid!«
    Sie ging in den Wohnwagen, kam aber gleich wieder zurück. »Er schläft schon«, sagte sie. »Hat wieder getrunken. Dabei hab ich extra darauf geachtet, dass kein Schnaps da war.«
    »Deine Vater ist heute Nachmittag weggegangen und mit Tüte zurückgekommen. Waren Flaschen drin«, meinte Edek.
    »Ich muss noch besser auf ihn aufpassen. Gerade jetzt, wo die Geschichte mit Jeschke läuft. Ich traue dem Typen nicht, da ist bestimmt noch etwas im Busch.«
    »Vielleicht Revolver doch besser«, meinte Edek.
    »Nein, fang nicht wieder damit an. Komm jetzt!« Mirja ging entschlossen los. Edek zuckte mit den Schultern, als könne er die ganze Aufregung nicht verstehen, dann folgte er ihr.
    Die Kirmes hatte sich bereits geleert, die Lichter waren erloschen. Nur ab und zu sah man noch Betrunkene, die nicht einsehen wollten, dass Schluss war, an den heruntergelassenen Läden der Bierstände. Mirja und Edek verließen den Platz, folgten der ziemlich stark befahrenen Hauptstraße und erreichten nach einer Viertelstunde die Isar.
    »Wir gehen weiter auf die Brücke!«, entschied Mirja. Als sie in ihrer Mitte angekommen waren, blieb sie stehen. »Also, hier wirfst du den Revolver weg!«
    »Hier nicht«, sagte Edek.
    »Warum nicht?«
    »Wenn Polizei sucht Revolver, dann immer zuerst unter Brücke.«
    »Ist doch egal.«
    »Nicht egal. Überall sind Abdrücke von meine Finger.«
    »Aber du hast doch damit keinen umgebracht, oder?«
    »Äh, nicht richtig.«
    »Was heißt, nicht richtig?«
    »In eine Bar in Laredo, an mexikanische Grenze, fängt eine Bandit an, mit mir zu schimpfen. Ich sage: ›Ruhe, Gringo, du bist zu laut heute!‹ Bandit sagt nichts und zieht gleich Revolver. Ich zieh aber schneller und schieß auf Bierglas von Bandit, ein Bierglas
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