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Auf die Plaetze, fertig - tot

Auf die Plaetze, fertig - tot

Titel: Auf die Plaetze, fertig - tot
Autoren: Dana Kilborne
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eigenen Augen zu sehen, wer hinter dieser ganzen Sache steckte!
    Sie musste sich fast zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ihr Magen schien sich zu einem einzigen Knoten zusammengezogen zu haben. Wer bist du?
    Du bist verrückt!, schrie eine panische Stimme in ihrem Kopf. Mach, dass du wegkommst! Hast du nicht genug Horrorfilme gesehen, um zu wissen, was passieren wird? Hast du nicht immer darüber gelacht, wie dämlich die Leute sind, die unbedingt das Gesicht des Killers sehen wollen und zum Lohn für ihre Neugier am Ende ein Messer in den Bauch gerammt kriegen? Ruf die Polizei, aber mach, dass du wegkommst!
    Doch Aspen konnte es nicht. Sie musste es einfach wissen!
    Langsam, ganz langsam kniete sie sich neben dem reglosen Körper auf den Boden. Sein Kopf lag seitlich auf den Kacheln, doch Strähnen von nassem Haar klebten ihm im Gesicht, und es war einfach zu dunkel, um etwas erkennen zu können.
    Zitternd schwebte ihre Hand über dem Kopf des Verfolgers in der Luft. Sie atmete tief durch.
    Er wird dich packen, Aspen! Lauf weg, sonst wirst du es bitter bereuen!
    Aber Aspen tat nichts dergleichen. Ein eisiger Schauer schüttelte sie, als sie das kalte, nasse Haar unter ihren Fingern spürte. Mit hektischen Bewegungen wischte sie es zur Seite – und erstarrte, als sie die Gesichtszüge, die darunter lagen, erkannte.
    Nein!
    Ein ersticktes Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, und sie taumelte. Ihr Körper krümmte sich vor Entsetzen.
    Das konnte – das durfte! – nicht wahr sein!
    "Neeeeiiin!"
    Ihr Schrei wurde von den gefliesten Wänden zurückgeworfen und hallte als Echo durch die Dunkelheit.
    Alle Kraft schien aus ihrem Körper zu entweichen.
    Nein …
    Ein Schluchzen ließ ihren Leib erbeben, ihre Wangen waren nass vor Tränen.
    Es war Ryan, der leblos zu ihren Füßen lag.
    Ryan, den sie vor nicht einmal achtundvierzig Stunden geküsst hatte.
    Ryan, dem sie vertraut und den sie für ihren Freund gehalten hatte. Er war es, der all diese schrecklichen Verbrechen begangen hatte. Die Wahrheit war so unfassbar grausam, dass es Aspen schier den Verstand raubte.
    Wimmernd robbte sie auf Händen und Füßen von ihm fort. Sie brachte es nicht über sich, ihm noch länger ins Gesicht zu sehen. In das Gesicht des Jungen, dem sie ihr Herz geschenkt hatte.
    In das Gesicht des Jungen, der sie umbringen wollte.

    Ein paar Sekunden lang – oder waren es Minuten oder Stunden? – hockte sie einfach nur da, wie in tiefer Trance versunken, nicht fähig, auch nur einen Finger zu rühren.
    Dann rappelte sie sich auf und schleppte sich, wie eine Marionette, deren Fäden sich verheddert hatten, zum Büro von Coach Carson hinüber. Die Tür war nicht verschlossen. Kraftlos ließ sie sich auf den Stuhl des Trainers sinken.
    Aspen starrte das Telefon auf dem Schreibtisch an.
    Sie musste die Polizei anrufen. Oder ihre Tante. Irgendwen!
    Doch sie konnte kaum die Energie aufbringen, um auch nur nach dem Hörer zu greifen.
    Und dann hörte sie Schritte auf dem Gang. Ein Schatten erschien in der Tür.
    "Was, um Himmels willen, treibst du hier?"
    Aspen hätte heulen können vor Erleichterung, als sie Paytons Stimme erkannte. Für einen Sekundenbruchteil hatte sie Ryan vor ihrem geistigen Auge gesehen, der gekommen war, um sein grausiges Werk zu vollenden.
    Schluchzend brach sie hinter Coach Carsons Schreibtisch zusammen. "Es war Ryan … Er hat versucht, mich umzubringen. Ich glaube, er ist tot." Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    Payton war zwischenzeitlich hinter sie getreten und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. "Ryan ist tot, sagst du?"
    Aspen nickte wimmernd. In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Chaos. Sie wusste nicht einmal, ob sie sich wirklich darüber freute, dass nun endlich alles vorüber war. Zu tief saß der Schock darüber, dass Ryan der wahnsinnige Fallensteller gewesen war.
    "Tja, ich schätze, ich sollte mich wohl bei dir bedanken."
    Aspen drehte sich um und blickte ihr Gegenüber an. Paytons Stimme hatte so anders geklungen als sonst. So kalt. Gefühllos. "Was …? Ich verstehe nicht …"
    Ihre Teamkameradin lachte. "Ehrlich gesagt, ich hatte auch nichts anderes erwartet", sagte sie spöttisch. "Trotzdem, vielen Dank, dass du ihn für mich erledigt hast. Ich glaube, er hat mich beobachtet, als ich die Halterung des Scheinwerfers gelöst habe. Früher oder später wäre er für mich sicher zu einem Problem geworden, aber darüber brauche ich mir ja jetzt nicht mehr den Kopf zerbrechen."
    Aspen
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