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Auf der Suche nach Zach (German Edition)

Auf der Suche nach Zach (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Zach (German Edition)
Autoren: Rowan Speedwell
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Aufwachen keine Verbesserung. Ich schlafe nicht besonders gut, nie mehr als ein paar Stunden am Stück. Es macht einfach keinen Sinn. Ich kriege keine Bewegung, die mich ermüden könnte. Außerdem, wenn du schläfst, kannst du nicht sehen, was da draußen nur darauf wartet, dass du einen Moment lang mal nicht aufpasst. Nicht dass es zählen würde. Ich weiß, was auf mich wartet. Er ist in dem Raum hinter der Tür, ein paar Meter entfernt.
    Es ist früh, noch nicht ganz hell draußen und Esteban ist noch nicht wach. Ich krieche an die Stäbe des Käfigs heran und pisse in den Eimer der davor gestellt wurde. Ich muss nichts anderes tun, und das ist gut so. Obwohl der Draht, aus dem der Boden des Käfigs gemacht ist, ein paar Zentimeter über dem Boden liegt, kann es ein oder zwei Stunden dauern, ehe Estebans Diensthabender kommt und den Käfig auf Rädern umsetzt und darunter sauber macht. Es macht meistens nicht viel aus - nicht besonders viel Ballaststoffe in meiner Ernährung. Aber ich mag nicht daran erinnert werden, dass das noch ein Punkt in meinem Leben ist, über den ich keine Kontrolle habe. Ich war immer ein sehr sauberes Kind. Es stört mich, dass ich es nicht mehr sein darf. .
    Der Diensthabende und ich hassen uns mit einem ehrlichen, fast leidenschaftlichen Hass. Er hasst es, hinter mir aufzuwischen und ich hasse ihn, weil er aufrecht stehen kann. Ich habe seit bestimmt drei oder vier Monaten nicht aufrecht stehen dürfen, seit dem letzten Mal, als Esteban mich auf einen Spaziergang um das Lager geführt hat . Ich versuche meine Beinmuskeln zu trainieren, indem ich sie strecke, wenn niemand im Raum ist, so wie jetzt. Ich greife nach unten zu meinen Zehen und ziehe, strecke die Sehnen und Muskeln in meinem Rücken, Beinen, Schultern und Armen. Es tut weh. Es tut immer weh. Die Muskeln brennen und die Stäbe des Käfigs scheuern gegen meinen nackten Hintern, die Schenkel und die Waden. Aber ich hoffe, eines Tages werde ich die Gelegenheit haben, Esteban zu töten. Dafür muss ich stark genug sein.
    Aber wem mache ich hier was vor?
    Der Diensthabende kommt heute Morgen ausnahmsweise mal als Erster. Das passiert gelegentlich, wenn Esteban draußen ist und Babys vergewaltigt oder die Augen von alten Frauen aussticht oder Fliegen die Flügel ausreißt. Vor ein paar Tagen oder einer Woche, gab's etwas Unruhe und ich denke, etwas geht da draußen vor sich. Esteban ist viel zu fröhlich in letzter Zeit. Ich hasse es, wenn er fröhlich ist. Wenn er fröhlich ist, ist er geil und es ist mein beschissener Hintern, der dann alles abkriegt. Nur wenn er angepisst ist, dann kriegt alles um ihn herum etwas ab.
    Der Name des Diensthabenden ist Ernesto. Ich nenne ihn 'Che' für mich selbst, nicht dass er wüsste, wer das ist - selbst wenn ich es laut sagen würde - so dumm ist er. Er nennt mich 'perro', aber das tut jeder hier. Das ist, was ich bin: Estebans Hund. Meine eigene Schuld - als ich hier ankam, war ich ein vorlauter Junge und nannte ihn einen 'Hundeficker'. Er beschloss, das wörtlich zu nehmen.
    Che streckt den kleinen, mit Wasser gefüllten Kinder-Sandeimer durch die kleine Luke unten am Käfig. Der Eimer ist pink. Eine weitere Anspielung. Wie immer sind ein Plastikrasierer und ein Lappen in dem Eimer, aber keine Seife. Ich glaube, ich erinnere mich noch an Seife. Ich kratze den Rasierer über mein Gesicht und rasiere meinen spärlichen Bart. Ich glaube, ich bin jetzt fast zwanzig, aber obwohl ich schwarzes Haar habe, habe ich kaum Bartwuchs, was mir ganz recht ist. Ich kann mir nicht vorstellen, einen dicken Bart mit einem Damenrasierer aus Plastik und Wasser rasieren zu müssen. Der Diensthabende benutzt die Damenrasierer, weil sie weniger hervorstehende Klingen haben. Ich habe vor Jahren einmal versucht, mir mit einem Herrenrasierer die Pulsadern aufzuschneiden und Esteban hat Che deswegen verprügelt. Aber Esteban mag keine Bärte – keiner seiner Männer hat einen – auch wenn er selbst einen trägt. Es ist irgend so ein Machogehabe. Für einen Typen, der jeden Tag Ärsche fickt, hat er einen ziemlichen Fimmel mit Männlichkeit. Ein Seelenklempner hätte seine Freude an ihm.
    Ich rasiere mich und wasche mich mit dem Lappen und versuche, so wenig Wasser wie möglich zu verbrauchen; was auch immer übrig bleibt ist mein Trinkwasser für den Tag. Ich bin lieber nackt und dreckig, als nackt und durstig. Dann werfe ich den Rasierer nach Che - aus Prinzip. Der Lappen kommt auf den kleinen Haufen in der Ecke
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