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Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Titel: Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde
Autoren: Loki Schmidt
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unserem unterentwickelten Russisch ganz gut zurechtgekommen.
    Während der Großen Koalition wurde Ihr Mann dann Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, und damit einer der einflussreichsten Politiker der Republik. Waren Sie stolz auf seine Karriere?
    Die Hauptsache war doch, dass er seine politische Arbeit ordentlich machte. Ich glaube, Helmut wird von manchenfalsch eingeschätzt. Es ist ihm ja niemals um sich selbst gegangen. Unlängst hat er in einem Interview gesagt: »Ich habe doch nicht an meine Partei gedacht, sondern an unser Land.« Und wenn er das sagt, dann können Sie es ihm auch glauben.
    Hat er häufiger mit Ihnen über Politik geredet, als er Fraktionsvorsitzender war?
    Doch, das haben wir häufiger getan. Aber ich hatte schon angefangen, etwas für den Naturschutz zu tun. Ab 1969 habe ich zum Beispiel die von mir mit Pflanzen bemalten Rosenthal-Teller verkauft, und vor allen Dingen habe ich den Leuten erzählt, warum ich das mache, und damit lange vor dem Erscheinen der Grünen auf der politischen Bühne für die Natur geworben.
    Sie waren für Ihren Mann auch so etwas wie Volkes Stimme.
    Genau das.
    Hat er auch darauf gehört?
    Wenn Volkes Stimme ihm etwas gesagt hat? Zugehört hat er auf jeden Fall. Da ich aber meistens, wenn ich ein Problem begriffen hatte, seiner Meinung war, brauchten wir nicht lange zu diskutieren.
    Er war in Bonn, und Sie waren hier, in Hamburg. Manchmal haben Sie ihn wahrscheinlich im Fernsehen gesehen, in den Nachrichten?
    Als Erstes muss ich sagen, dass wir uns erst sehr spät einen Fernseher zugelegt haben. Ich fand, das war nicht nötig. Als die Kinder in der Schule mich aber immer häufiger fragten,ob ich dies oder das im Fernsehen gesehen hätte, da mussten wir auch ran. Aber ob und wie ich Helmut als Fraktionsvorsitzenden im Fernsehen erlebt habe, kann ich nicht mehr erinnern. Ich war übrigens nicht nur mit dem Fernsehen spät dran; auch das Autofahren habe ich erst mit neunundfünfzig Jahren gelernt. Aber der Führerschein war für mich die einzige Möglichkeit, gerade an Wochenenden, wenn Helmut in Bonn oder anderswo für die Politik unterwegs war, mobil zu sein.

Harte Arbeit auf dem Bonner Parkett
    Als Ihr Mann 1969 Bundesverteidigungsminister wurde, sind Sie nach Bonn gezogen. Wie war damals Ihr Verhältnis zu dieser kleinen Stadt am Rhein?
    Ich hatte eine vage Vorstellung von der kleinen Stadt Bonn. Ich war zwar schon einige Male dort gewesen, aber immer nur kurz. Deshalb kannte ich die Bundeshauptstadt nicht besonders gut.
    Während der Ministerzeit Ihres Mannes haben auch Sie in Bonn einen ständigen Wohnsitz genommen.
    Wir haben dort keinen ständigen Wohnsitz genommen. Das brauchten wir nicht, weil dem Verteidigungsminister auf der Hardthöhe – einem Ortsteil der Stadt Bonn, in dem heute noch ein Teil des Bundesverteidigungsministeriums angesiedelt ist – ein riesiger Bungalow zur Verfügung stand. Wir sind aber nicht gleich eingezogen, denn der Vorgänger im Ministeramt, Gerhard Schröder von der CDU, und seine Frau hatten noch keine neue Wohnung gefunden. Wir haben ihnen ein wenig Zeit gelassen.
    Wo haben Sie während dieser Phase gewohnt?
    In einem Hotel. Ich bin damals auch noch nicht ständig in Bonn gewesen, da ich in Hamburg noch einiges mit der Schulbehörde abzuwickeln hatte. Als ich später dort sagte:
    »Ich bleibe jetzt bei meinem Mann in Bonn«, hat die mich allerdings richtig freundlich rausgeschmissen. So etwas wäre heutzutage unmöglich.
    Wie gefiel Ihnen dieser Bungalow des Verteidigungsministers?
    Der Bungalow auf der Hardthöhe war für damalige Verhältnisse modern und sehr geräumig. Ich hatte von Anfang an viel zu tun, nicht nur in unserem Haushalt, sondern auch im Zusammenhang mit dem Ministerium. Erkundet habe ich Bonn höchstens nebenbei.
    Aber es war schon ein Kontrast zu Hamburg?
    Das kann man überhaupt nicht vergleichen. Nun hatte ich schon als Besucherin ein bisschen von der Stadt gesehen, als ich 1942 bei Helmuts zuständigem General um die Heiratserlaubnis gebeten hatte; damals musste man als angehende Offiziersfrau eine solche Prozedur über sich ergehen lassen.
    Gattin eines Ministers zu sein war für Sie eine neue Rolle. Haben Sie vorher Leute gefragt, wie man sich in einer solchen Position verhält?
    Da war mein Selbstbewusstsein – vielleicht durch die Schule, durch die wir gegangen waren, und auch durch die Zeit an der Seite eines Hamburger Senators – groß genug.
    Mussten Sie beispielsweise Ihre Garderobe
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