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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf
Autoren: Fritz Mertens
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hatten noch etwas gegessen im Flugzeug, und nun wurden wir wieder nervös, denn keiner von uns beiden wußte, ob er nach der Landung verhaftet wurde.
     
    Die Landung ging sehr schnell vor sich. Ich war nervös und fing an zu schwitzen. Dann fuhren wir von der Landebahn hinunter und das Flugzeug blieb stehen. Darauf wurde die Tür geöffnet, und auf einmal ertönte die Stimme des Kapitäns durch den Bordlautsprecher:
    »Herr Rudolf Hartmann, Sie möchten sich bitte melden, wenn Sie aussteigen.«
    Er wiederholte diesen Satz noch einmal, und dann war es wieder still im Flugzeug. Die Leute standen von ihren Sitzen auf und eilten auf den Ausgang zu. Ich schaute Rudi an und sah, daß er ganz bleich war. Dann sagte er zu mir:
    »Da draußen warten hundertprozentig diese verdammten Bullen auf mich. Jetzt nehmen sie mich hops, und ich gehe gleich wieder in den Knast. Das ist doch ein elendes Scheißspiel, das man da mitspielen muß. Du gehst am besten nach mir raus, nicht daß sie dich auch noch hopsnehmen. Also dann, ade Fritz, und ich hoffe, wir werden uns bald mal wiedersehen.«
    Dann schrieb er mir seine Adresse auf, erhob sich und ging auf den Ausgang zu. Er wußte, was er zu erwarten hatte. Es tat mir verdammt leid um ihn, denn er war ein guter Freund, und gerade ihn mußte es erwischen. Ich ging langsam hinter ihm her, und als ich die Türe im Blickwinkel hatte, sah ich die beiden Bullen, die dort standen und die Pässe kontrollierten.
    Als sie Rudi sahen, nahmen sie ihn gleich mit in den Wagen, der unten an der Gangway stand. Ich sah ihm nach, und in mir stieg eine Wut auf, als ich den Polizeikarren über den Flughafenplatz fahren sah. Mit einem starren Blick schaute ich ihm nach, bis er fast verschwunden war. Auf einmal wurde ich von der Stewardeß angesprochen:
    »War es ein guter Freund von Ihnen?«
    Ich schaute immer noch in die Richtung, in die der Polizeiwagen weggefahren war. Da ich noch auf der Gangway stand und sie mich von hinten angesprochen hatte, drehte ich mich um und sagte zu ihr:
    »Ja, und gerade ihn mußte es wieder erwischen.«
    Dann drehte ich mich wieder um und ging langsam die Gangway hinunter. Im Schneckentempo lief ich über den Platz und drehte mich noch einmal zum Flugzeug um. Die Stewardeß stand immer noch oben an der Gangway und schaute mir nach. Dann hob sie auf einmal ihre Hand hoch und winkte mir zu. Ich drehte mich wieder um und ging in das Flughafengebäude hinein. Ich kannte sie nicht und konnte mir auch nicht vorstellen, was sie mit dem Winken meinte. Im Flughafen ging ich zur Gepäckausgabe, nachdem ich noch einmal bei einem Bullen meine Papiere hatte vorzeigen müssen.
    Mit meinem Gepäck ging ich ohne Schwierigkeiten durch den Zoll und stand nun in der großen Flughalle.
    Ich griff in die Tasche und schaute nach, wieviel Geld ich noch hatte. Es waren ungefähr noch hundert Mark. Das war der ganze Rest von der Schore, die ich von Frankreich mitgenommen hatte. Was sollte ich nun machen, fragte ich mich, denn mit hundert Mark kam ich nicht weit. Ich kapierte nicht ganz, warum sie mich nicht verhaftet hatten, denn ich wurde doch auch von der Polizei gesucht. Dann schaute ich mich ein wenig in der Halle um, als ich auf einmal von hinten angesprochen wurde:
    »Haben Sie mich vorhin nicht gesehen, als ich Ihnen zugewunken hatte?«
    Ich drehte mich um, und vor mir stand die Stewardeß, die mich schon auf der Gangway angesprochen hatte.
    »Doch, aber ich war in Gedanken.«
    Nun stand sie vor mir und lief auf einmal rot im Gesicht an.
    Sie schien anscheinend verlegen zu sein und wußte nicht, was sie sagen sollte. Dann meinte sie:
     
    »Wollen Sie mit mir einen Kaffee trinken gehen? Ich habe nun frei und will nicht alleine sein.«
    Ich schaute sie erst an und sagte dann:
    »Wenn Sie bezahlen, dann komme ich mit. Ich habe nicht viel Geld bei mir, denn die Polizei von Algerien hat mich um alles gebracht, besser gesagt, sie haben es mir gestohlen.«
    »Also gut, ich bezahle, aber gehen wir in ein Café, das außerhalb vom Flughafen ist. Ich habe meinen Wagen draußen stehen.«
    Wir gingen aus dem Flughafen und fuhren mit ihrem Käfer in ein Café, das nicht weit entfernt war. Dort tranken wir etwas und unterhielten uns. Sie gab mir ihre Telefonnummer und Adresse, denn ich hatte ihr gesagt, daß ich ein paar Tage in Frankfurt bleiben würde, bis ich mir wieder genug Geld besorgt hätte. Solange ich da wäre, würde ich in einem Hotel wohnen, das ich erst noch suchen müßte. Ich sagte ihr,
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