Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Titel: Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer
Autoren: Hubert Haensel & Detlev G. Winter
Vom Netzwerk:
weiß ich ebenso wenig«, sagte der Arkonide ruhig. »Aber wenn es noch eine Zukunft für die SOL und ihre Bewohner geben soll, dann muss ich ihn überzeugen!«
     
    Nach Weicos' Bericht verzichtete Atlan von vornherein darauf, einen Begleiter in die Zentrale mitzunehmen. Den Phano, der ihm das Schott öffnete, schickte er mit der Auflage davon, nach einer halben Stunde wieder nach ihm zu sehen. Das Robbenwesen hatte ihn über den Verlauf seines eigenen Gesprächs mit dem Robotgehirn ausführlich unterrichtet. Er kannte auch die Funktionen der Kommunikationseinrichtungen. Zügig und entschlossen schritt er auf eines der Schaltpulte zu und betätigte das schwarze Sensorfeld.
    »Ich heiße dich willkommen, Atlan«, meldete sich der Herr in den Kuppeln sofort. Das Abbild des bekannten Monolithen entstand auf einem Monitor. »Du hast es also tatsächlich geschafft, noch einmal zu mir vorzudringen. Deine Beharrlichkeit ist ebenso enervierend wie bemerkenswert.«
    »Deine Versuche, mich auf Abstand zu halten, waren nicht zu übersehen«, entgegnete Atlan kühl. »Sie waren allerdings auch überflüssig.«
    »Hartnäckigkeit und Scharfsinn müssen belohnt werden«, sagte das Robotgehirn. »Ich werde dich also anhören, auch wenn es mir widerstrebt. Was kann ich für dich tun?«
    Der Arkonide ließ sich von der scheinbaren Großzügigkeit des Robotgehirns nicht beeindrucken. Er blieb auf dem Kurs, den er sich zurechtgelegt hatte. »Schalte den Zugstrahl ab!«, forderte er.
    »Dein Freund Weicos hat das ebenfalls verlangt«, erwiderte der Herr in den Kuppeln. »Ich habe ihm klargemacht, dass diese Maßnahme nicht notwendig ist.«
    »Der Zugstrahl existiert, weil du dem Frieden dienen und gleichzeitig deinen Wirkungsbereich vergrößern musst, richtig?«
    »Richtig.«
    »Du tust das alles schon so lange, dass du die Willkür und die Grausamkeit, die deinem Handeln innewohnen, nicht mehr erkennst. Du bist irgendwann auf den falschen Weg abgebogen und weigerst dich, die Richtung zu ändern, weil du dadurch zugeben musst, über Jahrhunderte hinweg versagt zu haben.«
    »Der Weg ist richtig. Ich hole mir organisches Leben und prüfe seine innere Einstellung. Es ist nicht meine Schuld, dass bislang niemand nach Osath gekommen ist, der meinen Ansprüchen genügt. Der Zugstrahl ist dennoch ein probates Mittel. Er verhindert Kampfhandlungen und sichert damit den Frieden«
    Atlan schüttelte unwillig den Kopf. »Du belügst dich selbst. Die Besatzung des Quaders hat die SOL angegriffen und wurde vollständig vernichtet! Diese Toten gehen auf dein Konto! In der Stadt der Roboter sterben täglich unschuldige Lebewesen, weil es deinen Maschinen nicht gelingt, für Ordnung zu sorgen. Zehntausende leben in Armut und Elend. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie viele Opfer deine Friedensbemühungen in den vergangenen Jahrhunderten gefordert haben. Du siehst das alles nicht, weil du es nicht sehen willst!«
    »Das ... das stimmt so nicht ...«
    Gut, wisperte der Extrasinn. Mach weiter so.
    »Du beraubst unzählige Geschöpfe ihrer Freiheit«, fuhr Atlan fort. »Du nimmst ihnen das Wertvollste, was ein Individuum besitzt: den freien Willen! Das Recht, sein Tun und Lassen selbst zu bestimmen. Überall dort, wo du glaubst, Gutes zu wirken, richtest du nichts weiter als verheerenden Schaden an.«
    »Das ... sehe ich anders ...« Das Zögern in der Stimme des Herrn war nun deutlich zu hören.
    »Natürlich!«, rief Atlan. »Weil du deine ursprüngliche Programmierung vergessen hast. Hat dich die Tatsache, dass keiner der Millionen Bewerber die Kriterien deiner Tests je erfüllen konnte, nie stutzig gemacht? Aus Zwang und Überheblichkeit kann keine Loyalität entstehen. Niemand will für dich und deine hehren Ziele kämpfen, weil es dir längst nicht mehr um Frieden geht. Und wenn du das behauptest, dann bist du nichts weiter als ein elender Heuchler!«
    »Du kannst ... du darfst nicht ...«
    »Was? Dir widersprechen? Deine gottgleiche Allmacht anzweifeln? Natürlich darf ich das nicht, denn das würde bedeuten, dass du dich der Wahrheit stellen musst, nicht wahr? Einer Wahrheit, die selbst einer kalten und herzlosen Maschine Schmerzen bereitet. Du suchst keine Soldaten des Friedens. Du suchst keine Kämpfer mit moralischer Integrität. Wenn es so wäre, hättest du die von der SOL ausgewanderten Menschen mit offenen Armen begrüßt, denn sie bringen alles mit, was du brauchst. Sie erfüllen alle Voraussetzungen, und viele verfügen über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher