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Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer

Titel: Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer
Autoren: Hubert Haensel & Detlev G. Winter
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schön, dass du die Worte des Herrn in den Kuppeln auswendig gelernt hast, gab Atlan lautlos zurück. Kannst du mir auch gleich den Sieger dieses skurrilen Wettstreits nennen?
    Der Extrasinn ließ ein leises Lachen hören. Weicos, wenn es nach dem Herrn in den Kuppeln geht.
    Der Arkonide nickte zögernd. Dennoch will er uns beide zur SOL zurückschicken, dachte er.
    Weicos, der auf einen unbefangenen Beobachter keineswegs wie ein Monster im Wortsinn wirkte, sondern eher wie ein zwar fremdartiges, aber auf seine Weise durchaus elegantes Geschöpf, saß ihm gegenüber in den Polstern des kleinen Raumschiffs. Die großen, dunklen Augen blickten auf die vertikal angeordneten Bildschirme, die Ausschnitte des Raumhafens zeigten.
    Es herrschte eine gespenstische Stille. Nirgendwo bewegte sich etwas. Das riesige Areal wirkte wie ausgestorben. In der Ferne erhoben sich eine Reihe von schneebedeckten Bergen, die zum Teil hinter wehenden Dunstschleiern verborgen waren.
    Weicos seufzte – und schwieg. Auch Atlan sah keinen Anlass, eine Unterhaltung zu beginnen. Dabei hätte es so vieles gegeben, was einer Aussprache bedurfte. Allerdings hatte das einer terranischen Robbe gleichende Fremdwesen deutlich gemacht, dass es nicht zu Verhandlungen bereit war.
    Du fürchtest um die SOL, stellte der Logiksektor fest.
    Wir haben praktisch nichts erreicht, erwiderte Atlan. All die langen Wochen auf Mausefalle VII – und ich kehre mit leeren Händen auf die SOL zurück.
    Träge vergingen die Minuten. Die Ungewissheit nagte an den Nerven des Arkoniden.
    »Die Phanos hatten es ziemlich eilig, uns an Bord dieses Schiffes zu bringen«, sagte Weicos plötzlich, als hätte er Atlans Gedanken gelesen. »Ich möchte wissen, warum uns der Herr in den Kuppeln nun so lange warten lässt.«
    »Vielleicht hat er es sich anders überlegt.«
    »Die Entscheidungen des Herrn sind immer richtig«, erklang unvermittelt eine leise, einschmeichelnde Stimme. »Zu Zweifeln besteht kein Anlass.«
    »Wer bist du?«, wollte Atlan wissen.
    »Du kannst mich Thorma Null nennen«, antwortete die Stimme, die fraglos ihrem Raumschiff gehörte. »Ich stehe zu eurer Verfügung.«
    »Null? Ein Prototyp?«, stieß Atlan überrascht hervor. »Verzögert sich der Flug, weil du defekt bist?«
    »Alle Systeme sind überprüft und voll funktionsfähig.«
    »Wann hat man dich in Betrieb genommen?«
    »Vor fünf Planetentagen.«
    Atlan wusste in diesem Moment nicht, ob er weinen oder lachen sollte. »Du bist also zu hundert Prozent einsatzbereit?«
    »Ich wiederhole es gern, wenn du willst: Alle meine Systeme sind überprüft und voll funktionsfähig.«
    »Warum starten wir dann nicht?«, fragte Weicos.
    »Dem Herrn in den Kuppeln war daran gelegen, euer Verhalten zu studieren«, erwiderte Thorma Null. »Gerade du, Atlan, trägst offenbar eine Menge versteckter Aggressionen mit dir herum. Warten macht ungeduldig. Und Ungeduld legt Emotionen frei, die Wesen deiner Art normalerweise verbergen.«
    Der Arkonide beherrschte sich mustergültig und lächelte. Sicher waren eine ganze Anzahl Mess- und Beobachtungsgeräte auf ihn gerichtet, und das Robotgehirn im Tal der Kuppeln wusste seine Mimik zu deuten.
    »Und?«, fragte Atlan. »Ist der Herr von Osath zu einer Entscheidung gelangt?«
    »Wir fliegen nun das Raumschiff an, das ihr SOL nennt«, sagte Thorma Null.
    Leichte, kaum wahrnehmbare Vibrationen liefen durch den Boden der Kabine. Ein feines Summen wurde hörbar. Das Bild auf den Schirmen veränderte sich; der Raumhafen sackte in die Tiefe, und eine bis an den Horizont reichende Steppenlandschaft wurde sichtbar. Der Anblick war trostlos.
    Im Westen zogen schwere Gewitterwolken herauf. Über dem Ozean tobte bereits ein heftiges Unwetter. In nicht enden wollender Folge zuckten grelle Blitze auf.
    Dann glitt Thorma Null zwischen die ersten Wolkenbänke. Das Geräusch prasselnden Hagels wurde von den Außenmikrofonen übertragen. Die Illusion, die von einer Vielzahl gleichgeschalteter holografischer Bildschirme ausging, war nahezu perfekt. Selbst Atlan unterlag sekundenlang dem Eindruck, ungeschützt den Unbilden des Wetters von Osath ausgesetzt zu sein. Mit rasch zunehmender Geschwindigkeit ließ das Schiff die dichten Schichten der Atmosphäre hinter sich.
    Mausefalle-Sonne stand hoch im Zenit. Sie schien an Größe zu verlieren, je dünner die Lufthülle und je geringer deren Brechungsindex wurde.
    Unter Thorma Null blieb der große, wolkenverhangene Planet zurück. Nur Minuten
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