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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators
Autoren: Rüdiger Schäfer
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fast zwei Wochen gebraucht, um sich zu überwinden und sich die dünne Kette mit dem Gerät wieder über den Kopf zu streifen. Nach allgemeiner Auffassung dauerte es üblicherweise acht Tage, bis sich der Körper so sehr auf die lebensverlängernden Impulse eingestellt hatte, dass ein Ablegen des Aktivators nach spätestens 62 Stunden zu einem explosiven Zellverfall und somit unweigerlich zum Tod führte. Für Trilith waren es die längsten acht Tage ihres Lebens gewesen.
    Zu einer Abwehrreaktion wie bei Lalia kam es bei ihr – warum auch immer – nicht. Im Gegenteil. Das Gerät sorgte dafür, dass sie sich so gesund und fit fühlte wie niemals zuvor in ihrem Leben. Schnell stellten sich weitere körperliche Veränderungen ein. Plötzlich genügten schon zwei bis drei Stunden Schlaf pro Tag, um frisch und ausgeruht zu sein. Das nervtötende Jucken, das sie manchmal an der Nahtstelle zwischen ihrem linken Bein und ihrer Unterschenkelprothese verspürte, verschwand. Es fiel ihr zudem leichter als früher, sich zu konzentrieren, sich Dinge zu merken, und selbst die komplexen mathematischen Formeln, die ihr die GAHENTEPE einst im Rahmen ihrer Ausbildung vorgesetzt hatte, bereiteten ihr mit einem Mal keine Probleme mehr.
    Trilith zog an einigen der von der Decke der Zentrale hängenden Quastenschnüren. Sofort stieg ein süßlicher Duft in ihre Nase und signalisierte, dass ihr Steuerbefehl empfangen und umgesetzt worden war. Das Diskusschiff erhöhte die Geschwindigkeit und veränderte den Kurswinkel um einige Grad.
    Sie hatte kein klares Ziel vor Augen, steuerte die GAHENTEPE nun bereits seit vielen Stunden auf willkürlichen Flugbahnen durch die Weiten der Milchstraße. Das Fliegen half ihr beim Nachdenken. Das komplizierte System der Quastenschnüre beherrschte sie längst blind. Sie musste sich nicht mehr konzentrieren, um die diversen Routinemanöver auszuführen, einen neuen Zielstern in Peilung zu nehmen oder die ständig eingehenden Ortungsdaten zu filtern. Sie betrachtete die GAHENTEPE inzwischen als ihr Schiff, und auch wenn der Raumer noch eine Reihe von Geheimnissen barg und ihr beharrlich den Zutritt zu bestimmten Bereichen verwehrte, so war sie doch einigermaßen sicher, dass sich der Bordrechner ihren Befehlen unterordnete.
    Nach den Ereignissen auf Rudyn und dem Tod Lalias war Trilith erneut nach Fauron geflogen, jenem Planeten, auf dem sie damals ihre Abschlussprüfung gemeistert und den Kampf gegen die mutierte Springerin Morchete gewonnen hatte. Die Dschungelwelt schien ihr ein passender Ort zu sein, um den Leichnam ihrer Gefährtin zur letzten Ruhe zu betten. Sie landete auf jener Lichtung, auf der die GAHENTEPE sie einst abgesetzt und ihr dann den linken Unterschenkel mit einem Schuss aus einer der Bordkanonen abgetrennt hatte. Es war der Beginn eines einzigartigen Martyriums gewesen.
    Aus Triliths Rückschau hatte hier ein neuer Abschnitt ihrer an Schicksalsschlägen reichen Lebensgeschichte seinen Anfang genommen. Während der dreitägigen Gewaltmarsches durch den Urwald hatte sie viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Damals war ein Großteil jenes Hasses entstanden, den sie seitdem in ihrem Herzen trug und der sich gegen jene richtete, die sie von Geburt an gegängelt und immer wieder getestet hatten. Eines Tages, davon war sie nach wie vor fest überzeugt, würde sie die Verantwortlichen finden und zur Rede stellen.
    Doch zunächst hatte sie Abschied von ihrer einzigen Freundin genommen und zum letzten Mal deren dem eigenen in vielen Details so ähnliche Gesicht betrachtet. Von den Verletzungen, die die Frau davongetragen hatte, war dank der gründlichen Arbeit der Medoroboter nichts mehr zu sehen. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass Lalia lediglich schlief, dass sie jeden Moment aufwachen würde, verwirrt und erschöpft vielleicht, doch ansonsten auf dem Weg der Genesung.
    Trilith Okt wusste es besser. Lalia Bir würde nie mehr aufwachen, und als sich der schlichte Stahlplastsarg mit dem leblosen Körper in das Erdreich Faurons senkte, ließ es der in ihr brodelnde Hass nicht zu, dass sie auch nur eine einzige Träne vergoss. Später vermochte sie nicht mehr zu sagen, wie lange sie am Grab ihrer Schwester ausgeharrt hatte, doch als sie schließlich in die GAHENTEPE zurückkehrte, brach bereits die Nacht über Fauron herein.
    Trilith verließ die Zentrale, um sich in einem der angrenzenden Aufenthaltsräume einen Becher Hanjak zu holen. Schon nach dem ersten Nippen an dem dampfendheißen,
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