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Aszendent zauberhaft

Aszendent zauberhaft

Titel: Aszendent zauberhaft
Autoren: Jones Christina
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getan hat. Ich meine, würdest du denn, wenn dein Freund …?«
    Da klingelte Phoebes Handy. Sie warf einen Blick auf das dudelnde Telefon. »Entschuldige, Mindy, die Arbeit ruft. Ich muss drangehen. Pauline? Entschuldige die Verspätung. Oh ja, mir geht’s gut, ehrlich. Ich habe mich ein bisschen verzettelt. Ja, ich bin auf dem Rückweg zur Arbeit. Was? Zwei Dauerwellen? Ja, sicher kann ich – okay – in fünf Minuten bin ich da.«
    Verflixt, dachte sie, und klappte das Mobiltelefon zu. Ausgerechnet jetzt, wo Mindy gerade zu den pikanten Details
kommen wollte. Nun würde sie wahrscheinlich nie erfahren, welch üblen Fehltritt Rocky begangen hatte. Dabei würde es ihr momentan wirklich guttun, sich am Elend anderer zu ergötzen. So ein Mist.
    »Du musst eindeutig flitzen.« Mindy schälte sich aus dem Stuhl und umarmte Phoebe. »Die Pflicht ruft offenbar. Also, pass auf dich auf, Süße, und ein schönes Leben noch, falls wir uns nicht mehr sehen sollten.«
    »Wünsch ich dir auch.« Phoebe entwand sich Mindys Chanel-parfümierter Umarmung.
    »Oh, das werde ich haben.« Mindy streckte sich mit laszivem Schlafzimmerlächeln. »Und falls du während deiner restlichen Entrümpelungsaktion das Pech haben solltest, Rocky zu begegnen, dann sag ihm, von mir aus kann er in der Hölle schmoren.«

3. Kapitel
    A m anderen Ende von Hazy Hassocks verlief sich die kurvenreiche High Street mit ihren Läden und kleinen Betrieben und ländlichen Häusergassen in schmalen Landstraßen und endlosen Feldern. Hier stand das Seniorenwohnheim Twilights in herrlicher idyllischer Alleinlage.
    Essie Rivers zog die beigefarbenen Vorhänge beiseite und beobachtete, wie Constance und Perpetua Motion sich vom kleinen Tony und der enormen Joy Tugwell verabschiedeten.
    Es war eine trübselige Szene. Reichlich mattes Händeschütteln auf beiden Seiten mit angemessen verdrießlich zusammengekniffenen Lippen bei den Tugwells und entsprechend kummervoller Ausstrahlung bei den Motions. Wie seltsam, dachte Essie, der herrliche Julisonnenschein, der sich in alle Ecken und Winkel des gelb gepflasterten Hofes mit den sorgfältig gehegten bunten Blumenrabatten ausbreitete, schien die Trostlosigkeit noch zu unterstreichen.
    Die Motions, das wusste Essie, waren gekommen, um Vorbereitungen für den Abtransport von Ada Mackies sterblichen Überresten zu treffen.
    Bedauerlicherweise kamen die Cousinen Motion recht regelmäßig in Twilights zu Besuch. Tja, überlegte Essie, da der Altersdurchschnitt der Bewohner bei dreiundneunzigeinhalb lag – sie und ihre engsten Twilights-Freunde, Prinzessin, Lilith und Bert, hatten das an einem langweiligen verregneten Sonntagnachmittag
einmal ausgerechnet -, war das ja nun wirklich nicht weiter verwunderlich. Ada jedenfalls, dachte Essie, war schon fast hundertundvier gewesen, und das war doch eine recht beachtliche Leistung.
    Und, kalkulierte sie, als sie die Vorhänge wieder zurückgleiten ließ, wenn man Ada als Maßstab nahm, dann könnte sie selbst ja noch leicht an die dreiundzwanzig Jahre vor sich haben. Und dreiundzwanzig Jahre waren doch geradezu eine halbe Ewigkeit.
    Mit achtzig, groß und schlank, fühlte sich Essie noch ebenso fit wie mit dreißig, hielt die Sechzig-Zentimeter-Taille, die sie mit zwanzig gehabt hatte, kleidete sich noch in dem Stil »weite Hosen mit taillierter Bluse«, den sie mit vierzig angenommen hatte, und bewahrte die Lebenseinstellung »das Glas ist halb voll«, die ihr schon in die Wiege gelegt worden war. Sie trotzte dem schafähnlichen Herdentrieb mancher ihrer Altersgenossen und vermied die allgegenwärtige Blumenkohlfrisur, stattdessen bändigte sie ihr üppiges silbrig schattiertes Haar mit einer Vielzahl farbenfroher Chiffontücher.
    Tony und Joy Tugwell standen in der gekiesten Auffahrt und winkten, bis der schwarze Daimler von Constance und Perpetua nicht mehr zu sehen war. Dann setzten sie ihre professionellen Altenpflegegesichter auf und stolzierten zurück in den funktionellen eingeschossigen backsteinroten Gebäudekomplex von Twilights.
    Essie trat von ihrem kaum geöffneten Fenster zurück – trotz der gleißenden Sommerhitze ließ sich keines der Fenster in Twilights mehr als einen Zentimeter breit öffnen, ob zur Vorbeugung von Unfällen oder Fluchtversuchen oder beidem war Essie nicht klar – und achtete darauf, nicht gesehen zu werden. Die Tugwells konnten es nicht ausstehen, wenn die Bewohner von ihren Zimmern aus nach draußen linsten.

    Hinauszuspähen wurde
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