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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann
Autoren: Michaela Thewes
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Blender sie eingestellt hat. Auch wenn die nächste Zeit bestimmt kein Zuckerschlecken wird – den Gefallen, zu kneifen und meinen Job hinzuschmeißen, tue ich diesem Vollidioten ganz bestimmt nicht.«
    »Na, das wäre ja auch noch schöner! Ohne dich hätte der Blödmann noch nicht einmal Abitur. Aber was ich eigentlich wissen wollte: Wirst du dich ihm zu erkennen geben?«
    »Damit er sich noch einmal darüber lustig machen kann, wie er mich ausgenutzt hat, oder womöglich im Hotel mit der Geschichte hausieren geht? Spinnst du?! Meinst du, ich will, dass sich alle das Maul darüber zerreißen, was für eine dämliche fette Kuh ich früher gewesen bin?! Auf die dummen Kommentare und mitleidigen Blicke kann ich gut verzichten. Ich denke ja gar nicht daran, ihm auch noch Munition gegen mich zu liefern! Dann hat er sofort wieder Oberwasser.« Mein Gesicht glühte, teils aus Wut, teils aus Scham. »Ich verspreche dir: Der Kerl wird mich schon noch kennenlernen! Das Mädchen von damals gibt es nicht mehr.«
    Und das war nicht einfach nur so dahingesagt. Das Desaster mit Kai hatte ein Gutes gehabt: Vor lauter Liebeskummer waren die Pfunde wie von selbst gepurzelt. Außerdem hatte ich begonnen, wie eine Besessene Sport zu treiben. Innerhalb von wenigen Monaten verlor ich achtzig Stück Butter! Gut, streng genommen waren es natürlich zwanzig Kilo, die ich abspeckte, aber ich hatte mir angewöhnt, in Milchtüten oder Butterstücken zu rechnen, weil es mich ungemein motivierte, vor dem Supermarktregal zu stehen und mir auszumalen, wie viel Butter oder Milch ich mit auf die Waage nehmen müsste, um meinen Gewichtsverlust wieder auszugleichen. Eine Alternative wäre allenfalls noch Hackfleisch gewesen, aber das fand ich irgendwie zu eklig.
    Mit der neuen Figur bekam ich auch ein völlig neues Selbstbewusstsein und beschloss, mich selbst neu zu erfinden. Was Madonna konnte, konnte ich schon lange. Mal abgesehen vom Singen. Ich legte mir neue Klamotten zu und trennte mich von meiner langweiligen Haarfarbe und von meinem Vornamen: Anastasia! Wer zum Teufel nannte sein Kind heutzutage Anastasia?! Außer der Sache mit dem Ballett die zweite Gräueltat, die ich meiner Mutter ankreidete. Immerhin hatte sie dafür eine Entschuldigung. Als ich geboren wurde, hatte Großtante Anastasia gerade ihren zweiten Schlaganfall erlitten. Die Ärzte gaben ihr nur noch wenige Wochen. Meine Tante bekrabbelte sich wieder, aber da war das Kind schon in den Brunnen oder besser gesagt: ins Taufbecken gefallen.
    Zum Glück hatten meine Eltern so viel Anstand besessen, mir noch einen zweiten Namen, gewissermaßen in Reserve oder als Wiedergutmachung, mit auf den Weg zu geben. Deshalb war ich für alle, die mich nach dem Abitur kennengelernt hatten, nur »Melina«. Doch die Anastasia von früher hatte noch eine offene Rechnung zu begleichen! Die Beförderung war meine große Chance, Kai sein niederträchtiges Verhalten von damals heimzuzahlen, und ich hatte nicht vor, sie ungenutzt verstreichen zu lassen.
    »Noch einmal werde ich diesem selbstgefälligen Arsch bestimmt nicht die Gelegenheit geben, wie auf einem Fußabtreter auf mir herumzutrampeln. Und was die Marketingleitung betrifft: Die kriegt er nur über meine Leiche.«
    Überrascht zog Charlotte die Augenbrauen in die Höhe. »Ich wusste gar nicht, dass du so scharf auf die Beförderung bist.«
    »Bin ich auch nicht. Ich will nur nicht, dass Kai den Job bekommt. Und wenn ich dafür Tag und Nacht schuften muss.« Kämpferisch ballte ich die Fäuste. »Eine Frau, die nur so gut sein will wie ein Mann, hat einfach keinen Ehrgeiz. Wart’s ab: Die Stelle ist mir so gut wie sicher.«
    Doch hinter meiner selbstbewussten Fassade wisperte ein leises Stimmchen, dass Kai dabei auch noch ein kleines Wörtchen mitzureden hatte.
    Nachdenklich kratzte Charlotte sich am Kopf. »Dein Kampfgeist in allen Ehren, Mel. Und nicht dass ich kein Verständnis dafür hätte, dass du es Kai heimzahlen willst – du steckst den Kerl doch fünfmal in die Tasche. Aber wenn ich mich recht entsinne, hast du, seit wir uns kennen, immer von vielen Kindern und nicht von der großen Karriere geträumt.« Versonnen streichelte Charlotte über Bens dicken Windelpopo und gab ihrem Sohnemann einen zärtlichen kleinen Klaps. »Auch wenn alle Frauenzeitschriften immer publik machen, wie leicht es ist, Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen, und tausend Tipps und Tricks auf Lager haben, wie man es als berufstätige Mutter nebenbei
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