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Assassini

Assassini

Titel: Assassini
Autoren: Thomas Gifford
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flüstern.
    Gott schenk euch Frieden, liebe Herrn auf daß euch nichts mehr schrecke …
    Und so fand man uns.
    Der Schnee rieselte auf uns nieder, die Kerzen am Baum leuchteten friedlich und sanft auf drei in Stücke geschossene Männer, einen am Boden liegenden Bären und einen Heiden, dessen Geist auf eine lange Wanderung gegangen war und nun ziellos in der Finsternis umherirrte, die uns alle verschlungen hatte.

RUHE IN FRIEDE
    Der Tod meines Vaters hatte auf den Titelseiten der Zeitungen gegen einen mächtigen Rivalen zu kämpfen, denn Seine Heiligkeit Papst Calixtus war verstorben. Ungefähr zwölf Stunden, nachdem Horstmann meinen Vater erschossen hatte, war die päpstliche Uhr abgelaufen, sofern mich mein Gedächtnis nicht trügt. Als ich die ganze Geschichte aus einiger Distanz etwas später Revue passieren ließ, nahm sie die Gestalt eines dieser englischen Theaterstücke aus dem neunzehnten Jahrhundert an, in denen dem letzten Überlebenden die ganze fette Beute zufällt. Es hatte den Anschein, als wäre Kardinal D’Ambrizzi der letzte Krieger, der nicht auf dem Schlachtfeld geblieben war. Würde seine Beute der Thron des heiligen Petrus sein?
    Um außerordentlich unbequemen, ja unbeantwortbaren Fragen aus dem Weg zu gehen, die sich als unmittelbare Nachwirkungen der Vorfälle dieses letzten Abends im Ferienhaus ergeben mochten, mußte eine beträchtliche Anzahl übler Tricks angewandt werden. Mir kam gar nicht erst der Gedanke, mich an jemand anderen als an Drew Summerhays zu wenden. Drew mußte jedoch, wie ich vermute, seinen ganzen Einfluß geltend machen, um die Informationen so weit zu unterdrücken, daß die Erschütterungen wenigstens nicht bis Rom zu spüren waren. Er zerrte Erzbischof Kardinal Klammer aus dem Bett, um ihn als ersten dazu zu benutzen, seine Beziehungen spielen zu lassen, und dann sponn Drew sein Netz immer enger und weiter – und der Rest war praktisch ein Kinderspiel, zumindest, soweit es meine Person betraf. Ich weiß nicht, welche hohen Tiere er sonst noch zu Rate zog, jedenfalls erreichte er sein Ziel. Er errichtete ein uneinnehmbares Bollwerk aus Entstellungen, Verzerrungen, Vertuschungen. Es hatte sich zwar herausgestellt, daß er nicht Archduke gewesen war, doch in seinen Adern floß das Blut sowohl eines Herkules als auch eines Machiavelli.
    Als ich ihn fragte, warum er in Avignon gewesen war, versuchte er, die Frage mit einem Achselzucken abzutun. Als ich jedoch nicht lockerließ, sagte er nur, er habe befürchtet, daß irgend etwas im Herzen der Dinge verrottet sei, aber sei nicht sicher gewesen, wer dahintersteckte. Er habe alles versucht zu verhindern, daß ich zwischen die Mühlsteine geriete: »Ben, es tut mir leid, welch hohen Preis Sie bezahlen mußten.« Er hatte tatsächlich versucht, mich zu schützen.
    Der Tod meines Vaters wurde, wie nicht anders zu erwarten, in sämtlichen Medien auf das ›Versagen seines schwachen Herzens‹ zurückgeführt. Sic transit. Einen wie ihn wird es nie mehr geben. Held des Krieges, Diplomat des Friedens, zeit seines Lebens Diener der Kirche.
    August Horstmann wurde in aller Stille auf einem kleinen Friedhof einer großen, mehrheitlich von Katholiken bewohnten Stadt im Kohlenrevier von Pennsylvania beigesetzt, unweit eines Altersheims für in Pension gegangene, mittellose Priester. Father Artie Dunn wurde in ein Privatkrankenhaus gebracht, das sich darauf spezialisiert hatte, die sehr Reichen, sehr Berühmten und sehr Mächtigen diskret zu behandeln und gesund zu pflegen. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden wußten wir, daß Artie Dunn mit dem Leben davonkommen würde.
    Da die Kleinstadt Menander auch eine nicht unwesentliche Rolle in dieser von Drew Summerhays so kunstvoll inszenierten Farce gespielt hatte, wurden der Verwaltung und der Gemeinde gewisse feste Zusagen finanzieller Natur gemacht. Die Gelder sollten aus kirchlichen Säckeln sowie aus den Taschen anonymer katholischer Millionäre fließen -jener Kategorie von Männern, an deren Großzügigkeit man appellierte, wenn sehr spezielle Gefälligkeiten erwiesen werden mußten. Es lag auf der Hand, daß man von mir, als dem Erben des väterlichen Vermögens, einen ebenfalls nicht unbeträchtlichen Betrag erwartete, der zur Errichtung unter anderem einer neuen Feuerwehrstation, eines neuen Hockey-Platzes und für den Ausbau des örtlichen Gymnasiums Verwendung fand. Applaus, Applaus, Applaus, und Drew Summerhays sagte mir, daß mein Vater sogar noch im Tod gute Werke getan
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