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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten
Autoren: Christine Preißmann
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realistisch zu erkennen, dass trotz aller Mühe manches im Leben, das für ihre Umgebung selbstverständlich erscheint, für sie wohl nicht erreichbar sein wird, auch wenn sie es sich noch so sehr wünschen.
    Die Auswirkungen des Asperger-Syndroms können insgesamt »auf vielfältige Weise die Beziehungen zur Umwelt, die Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft und die Fähigkeit zur Eingliederung in die Gesellschaft behindern, da sowohl kognitive als auch sprachliche, motorische, emotionale und interaktionale Fertigkeiten betroffen sind« (Kumbier 2005). Das Asperger-Syndrom ist also keinesfalls unbedeutend oder auch nur weniger belastend für die betroffenen Menschen als andere Formen des autistischen Spektrums. Im Gegenteil, viele von ihnen leiden vielleicht sogar mehr, weil von ihnen aufgrund der Intelligenz auch eine Anpassung an soziale Normen verlangt wird, die sie aber nicht in allen Fällen leisten können. Es ist also wichtig, auch bei Menschen mit Asperger-Syndrom den Unterstützungsbedarf zu erkennen und ihnen adäquate Hilfe zu bieten, um ihnen in allen Lebensbereichen ein möglichst befriedigendes Leben entsprechend der eigenen Wünsche, Vorstellungen und Voraussetzungen zu ermöglichen.

Herausforderung Schulzeit
    Die Schule und vor allem die Pausen oder andere »chaotische Zustände« stellen autistische Kinder vor große Probleme, die sie nur mit geeigneter Unterstützung erfolgreich bewältigen können.

Erfahrungen in der Schule: Zwischen Integration und nötiger Sonderbehandlung
    In der Schule und auf dem Schulhof begegnen dem autistischen Kind Gleichaltrige, die sich oftmals laut, chaotisch, unverständlich oder sogar gemein verhalten. Auch der Unterricht kann erhebliche Probleme bereiten, wenn die Besonderheiten des autistischen Kindes nicht berücksichtigt werden. Lichtblicke sind beschützende Freunde, verständnisvolle Lehrer und unterstützende Fördermaßnahmen.
    Auf den folgenden Seiten beschreiben die beiden autistischen jungen Männer Sascha Dietsch und Marco Hoppe sehr anschaulich und detailliert, mit welchen Hindernissen sie in ihrer Schullaufbahn zu kämpfen hatten und welche Maßnahmen getroffen wurden, um sie zu unterstützen und ihnen zu helfen, die Schule schließlich erfolgreich abzuschließen. Deutlich wird in ihren Texten, dass viele unterschiedliche Situationen im schulischen Kontext für autistische Menschen problematisch sind, dass es mit etwas Glück und Engagement aller Beteiligten aber oft gelingt, individuelle Lösungen zu finden, die diese Zeit erträglich und fruchtbar machen.
    Werden nicht autistische und autistische Kinder ohne Vorbereitung »aufeinander losgelassen«, kommt es fast zwangsläufig zu Missverständnissen und verstörenden Erlebnissen. Denn viele Kinder mit Autismus
zeigen ein nur gering ausgeprägtes Selbstbewusstsein;
sind naiv und gutgläubig und daher immer wieder dem Spott und den Hänseleien der Klassenkameraden ausgesetzt;
werden nicht selten durch Klassenkameraden dazu animiert, unerlaubte Dinge zu tun, die sie normalerweise niemals tun würden.
    Immer wieder wird die Hilfe des Pädagogen notwendig sein, um dem betroffenen Schüler zu befriedigenden Kontakten mit seinen Mitschülern zu verhelfen. Dazu sind manchmal einige Variationen zum sonst üblichen Vorgehen nötig: In einem polnischen Therapiezentrum werden die Kinder intensiv auf die Gruppenerlebnisse vorbereitet, um ihnen eine möglichst angenehme Situation zu bieten, die sie auch in Zukunft wieder suchen werden. So üben die dortigen Therapeuten zunächst im Einzelsetting mit den Betroffenen die Fähigkeiten, die sie in derGruppe beherrschen müssen (bestimmte Rollenspiele etc.). Wenn das Kind dies beherrscht, werden im nächsten Schritt einzelne Kinder aus der Gruppe dazugeholt. Auch in dieser nächsten Stufe wird das weitere Üben vom Therapeuten begleitet. Schließlich, wenn das Kind in der Kleingruppe besteht, geht es in Begleitung des Erwachsenen in die gesamte Gruppe, um dort die vielfach geübte Situation zu erleben. Dabei darf es in der Regel die Erfahrung machen, dass sich die zunächst so angstbesetzte Situation viel angenehmer als erwartet darstellt, was es zu weiteren Erfahrungen motivieren wird (Urbaniak 2006).
    Dieses Vorgehen unterscheidet sich ganz wesentlich von der so oft erlebten Situation, dass das Kind gleich in einer großen Gruppe
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