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Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Dämonenfürst (German Edition)
Autoren: Sarwat Chadda
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machen?«, wollte Tante Anita wissen.
    »Übersetzen. Er hat Paralleltexte für Piktogramme der Indus gefunden. Stell dir das vor.« Onkel Viks Stimme bebte vor Leidenschaft. »Vor hundert Jahren wusste noch keiner, dass diese Kultur überhaupt existiert hat. Jetzt werden wir ihre Sprache entschlüsseln und wer weiß, worauf wir dann stoßen.« Seine Augen leuchteten. »Noch dazu findet draußen in Rajasthan eine groß angelegte Ausgrabung statt.«
    »Rajasthan? Aber das liegt über tausend Kilometer weit entfernt«, wunderte Tante Anita sich.
    »Früher oder später werde ich wohl dort vorbeischauen, aber vorher habe ich jede Menge hier vor Ort zu tun.«
    Und zwar weil Savage nach etwas sucht. Etwas, das irgendwie zu tun hat mit …
    »Onkel, was sind die Eisernen Tore?«, fragte Ash.
    Onkel Vik zog die Stirn kraus. »Keine Ahnung, zumindest nichts, was mit der Indus-Kultur zu tun hat. Die Indus waren eine Kultur der Bronzezeit. Die Herstellung und Verarbeitung von Eisen wurde erst weit nach ihrem Untergang erfunden. Warum fragst du?«
    Ash schüttelte nur schweigend den Kopf. Savage hatte von den Eisernen Toren gesprochen – und von einem Schlüssel, der hier in Varanasi begraben war.
    Zwei archäologische Ausgrabungsstätten, eine weit draußen in der Wüste und eine genau hier. Rakshasas. Schriftrollen, verfasst auf Menschenhaut, gruselige Diener und Schlangenbabys in Gläsern.
    Was hat das alles zu bedeuten?
    »Ash, wirst du krank?« Anita legte ihm die Hand auf die Stirn. »Du siehst so blass aus.«
    »Dem Jungen geht es wirklich nicht gut«, sah auch Onkel Vik nun ein. »Vielleicht sollten wir tatsächlich nach Hause fahren.«
    Ash seufzte erleichtert auf. Während Vik sich von der Frau in dem Spinnennetz-Sari verabschiedete, blieb er dicht bei seiner Tante und Lucky.
    Ohne ein Wort zu sagen, fuhren sie heim. Eddie Singh hatte kaum den Motor angelassen, da schlief Lucky schon ein, den Kopf auf Anitas Schoß gebettet.
    Ash lehnte sich in den quietschenden Ledersitzen zurück und schloss ebenfalls die Augen.
    Was für ein verrückter Abend. Er wollte bloß noch nach Hause und Savage, samt seinen seltsamen Handlangern und den Geschichten über die Indus-Kultur, hinter sich lassen.
    »Was meinst du?«, flüsterte Onkel Vik. »Glaubst du, der Junge hat recht?«
    Ash öffnete ein Auge, nur einen kleinen Spaltbreit.
    Onkel Vik faltete den Scheck auf und reichte ihn Anita, die ihn betrachtete, aber anscheinend Bedenken hatte, ihn anzufassen.
    »Ich weiß auch nicht, Vikram«, sagte sie. »Das ist eine Menge Geld.«
    »Ich bin es leid, arm zu sein, Anita«, meinte Onkel Vik. »Ich habe es satt, Almosen von meinem kleinen Bruder annehmen zu müssen, und die Nase voll von all der harten Arbeit, die ich geleistet habe und die mir doch nichts eingebracht hat.«
    Tante Anita legte die Hand auf die ihres Mannes. »Sanjay liebt dich von Herzen.«
    Die Erwähnung seines Vaters ließ Ash die Hitze in die Ohren steigen. Er wusste, dass sein Dad Onkel Vik jeden Monat Geld schickte, aber nicht als Almosen – sondern aus Dankbarkeit.
    Die beiden hatten schon früh ihre Eltern verloren, also war Onkel Vik es gewesen, der Sanjay aufgezogen hatte. Schon als Kind hatte er gearbeitet, um seinem kleinen Bruder ein gutes Leben zu ermöglichen, eine Ausbildung, saubere Kleidung für die Schule und jeden Morgen einen vollen Bauch. Selbst wenn es bedeutete, dass Onkel Vik selbst hungrig blieb.
    Nur so hatte Sanjay es geschafft, ein Stipendium für eine britische Universität zu bekommen, einen Job, eine Familie und ein Leben fern des täglichen Überlebenskampfes in Indien. In der Zwischenzeit waren Onkel Vik und Tante Anita alt geworden, ohne eigene Kinder zu haben, und kamen mit dem kleinen Dozentengehalt kaum über die Runden.
    Onkel Vik hatte für seinen kleinen Bruder große Opfer gebracht und oft sagte Ashs Dad, dass er ihm das niemals wieder zurückzahlen könnte.
    Ash blickte zu Lucky. Könnte er ihr jemals ein solcher Bruder sein? Nein, heutzutage war das Leben viel zu leicht. Er würde nie auf der Straße sitzen oder hungern – in seinem ganzen Leben hatte er noch nie auch nur eine Mahlzeit verpasst. Ein Teil von ihm wünschte sich, er könnte ein besserer Mensch sein, doch ein anderer Teil von ihm war froh, dass er das nicht musste.
    Schließlich faltete Onkel Vik den Scheck und ließ ihn in seiner Tasche verschwinden.
    Das rhythmische Schaukeln und das gleichmäßige Dröhnen des Motors machten Ash schläfrig, bis ihm endlich
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