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Aschenputtels letzter Tanz

Aschenputtels letzter Tanz

Titel: Aschenputtels letzter Tanz
Autoren: Kathleen Weise
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Lärm der Straße mit voller Wucht trafen. In der gleißenden Helligkeit, die sie blendete, hoben sich dunkle Schemen gegen die flirrende Luft ab. Hinter der Kutsche zog der Menschenstrom vorüber, Geschwätz drang wie Summen an Éloises Ohr, und in der Ferne knallten Peitschenhiebe, die vielleicht ein Fuhrwerk antrieben.
    »Beeil dich, Kind, alles wartet nur auf dich«, brummte ihr Vater mürrisch neben ihr und reichte Éloise die Hand, um ihr in die Kutsche zu helfen. Dabei hatte er die braunen Augen, die ihren so ähnlich sahen, unwillig ein Stück zusammengekniffen.
    Als sie auf dem unbequemen Polster Platz genommen hatte und auch Tanguy eingestiegen war, klopfte ihr Vater mit dem silbernen Griff seines Degens gegen die Rückseite des Kutschbocks, und das Gefährt setzte sich rumpelnd in Bewegung.
    Éloise warf einen letzten Blick zu dem Fenster im ersten Stock empor, in dem die Sonne die Glasscheibe zum Gleißen brachte und förmlich darin zu explodieren schien. Einen Herzschlag lang glaubte sie, dahinter einen Schatten wahrzunehmen, aber vielleicht war das auch nur Einbildung. Im blendenden Licht konnte man seinen Augen nicht immer trauen.
    Die Sicherheit dieses Hauses blieb nun in Le Cap zurück, während ihr Vater sie tiefer ins Innere der Insel führte. Als wäre Éloise ein Gegenstand, den man willkürlich verrücken konnte. Von Frankreich an die Küste dieser gottlosen Insel und weiter hinein ins Unbekannte.
    Was ihre Mutter wohl dazu gesagt hätte, dass er nun nach Saint-Domingue zurückkehrte? Ausgerechnet auf jene Insel, von der sie noch jahrelang Albträume gehabt hatte, aus denen sie schreiend erwacht war. Schweißgebadet und fiebrig …
    Bedrückt griff Éloise nach der Münze, die sie an einerKette um den Hals trug und die früher einmal ihrer Mutter Béatrice gehört hatte. Unter ihren tastenden Fingern blieb das Metall trotz der Hitze merkwürdig kühl.
    In Frankreich war sie nie abergläubisch gewesen, aber jetzt packte Éloise zum ersten Mal in ihrem Leben so etwas wie eine böse Vorahnung. Fast hätte sie gerufen: Haltet an, wir dürfen die Stadt nicht verlassen! Doch sie gab dem Impuls nicht nach. Ihr Vater würde ihre Unruhe nur auf überspannte Nerven zurückführen und ihr beruhigend die Hand tätscheln, als wäre sie noch ein kleines Mädchen. Dabei wollte sie kein Feigling sein, denn Tanguy behauptete immer, Feigheit wäre nur etwas für Mäuse und Engländer im Angesicht hungriger Katzen und französischer Soldaten.
    Aber Éloise war weder das eine noch das andere. Sie durfte sich von dieser Insel und der brennenden Hitze nur nicht verrückt machen lassen, das war alles.
    Langsam ließ sie die Kette wieder unter das Hemd gleiten, und während die Straßen von Le Cap an ihnen vorüberzogen, legte sie die Hand auf die Stelle des Stoffes, unter der die Münze verborgen ruhte.
    Doch in ihrem Kopf hörte sie noch immer das dröhnende Tam-tam-tam der Trommeln.

Kathleen Weise über »Im Land des Voodoo-Mondes«

    Wie kam es zum Titel? Hat der Mond eine besondere Bedeutung?
    Der Mond ist seit Jahrhunderten ein Symbol für alles Mystische, um das es im Buch ja auch geht. Für die Protagonistin, Éloise, eröffnet sich auf Saint-Dominique eine neue Welt, die ihr bisher fremd war, und obwohl sie weiß, dass sie noch immer auf derselben Erde steht, scheint selbst der Mond ein anderer zu sein. Denn er sieht an unterschiedlichen Orten der Erde häufig ganz verschieden aus. Mal wirkt er größer, mal gelber, mal fahl, mal fast glühend. Der Mond im Titel steht also für Vertrautes, das uns manchmal fremd erscheinen kann, wenn sich die Umstände ändern.

    Um was geht es?
    Über Frankreich braut sich im Jahr 1789 ein gewaltiger Sturm zusammen, kurz vor der großen Französischen Revolution sucht der Adlige Sylvain de Bouillé mit seiner Tochter Éloise ein neues Zuhause am anderen Ende der Welt, auf der Karibikinsel Saint-Dominique, dem späteren Haiti. Zu diesem Zeitpunkt ist Saint-Dominique die reichste Kolonie der Welt, was sie hauptsächlich dem Zuckerrohrhandel zu verdanken hat. Doch dieser Reichtum stützt sich auf das Elend der farbigen Sklaven. Éloise erfährt nicht nur von einer für sie bis dahin vollkommen fremden Welt, ihr widerfahren auch immer wieder mysteriöse Unfälle. Außerdem spürt sie eine seltsame Verbindung zu dem Schreiber Gabriel und unheimliche Träume verfolgen sie. Irgendetwas geschieht mit ihr und ihrem Vater auf der Insel, das sie sich nicht erklären, das aber für sie
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