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Artemis Fowl

Artemis Fowl

Titel: Artemis Fowl
Autoren: Eoin Colfer
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einem Buch die Rede, das jedes unterirdische Wesen bei sich trug. Es war ihre Bibel, in der angeblich die Geschichte ihres Volks und die Gebote verzeichnet waren, die ihr langes Leben regelten. Das Buch war natürlich auf Gnomisch verfasst, der Sprache der Unterirdischen, und für Menschen vollkommen unverständlich.
    Artemis jedoch glaubte, dass es mithilfe der modernen Technologie möglich wäre, das Buch zu übersetzen. Und hatte man erst einmal die Übersetzung, konnte man eine ganz neue Spezies ausnehmen.
    Lerne deinen Feind kennen , war Artemis' Motto, und so versenkte er sich in die Sagen des Erdvolks, bis er eine riesige Datenbank über ihre Eigenheiten zusammengetragen hatte. Doch das reichte nicht. Also stellte Artemis eine Anzeige ins Netz: Irischer Geschäftsmann zahlt hohe Summe in US-Dollar für ein Treffen mit einer Fee, einem Kobold oder einer Elfe . Die Anworten hatten sich zum größten Teil als Betrugsversuche herausgestellt, doch der Hinweis aus Ho Chi Minh City hatte sich ausgezahlt.
    Artemis war vielleicht der einzige Mensch auf der Welt, der wirklich etwas mit seiner neuen Errungenschaft, dem Buch der Elfen, anfangen konnte. Er verfügte noch immer über einen kindlichen Glauben an Magie, vermischt mit der erwachsenen Zielstrebigkeit, diese für sich auszunutzen. Wenn es überhaupt jemanden gab, der in der Lage war, den Unterirdischen einen Teil ihres magischen Golds abzuluchsen, dann war es Artemis Fowl der Zweite.
     
    * * *
     
    Es war früher Morgen, als sie in Fowl Manor ankamen. Artemis konnte es kaum erwarten, die Datei auf seinen Computer zu laden, doch zuerst würde er seiner Mutter einen Besuch abstatten.
    Angeline Fowl war bettlägerig, seit ihr Mann verschwunden war. Angegriffene Nerven, sagten die Ärzte. Viel Ruhe und Schlaftabletten, mehr konnte man nicht tun. Das ging jetzt schon fast ein Jahr so.
    Butlers jüngere Schwester Juliet saß am Fuß der Treppe und starrte finster die Wand an. Selbst die Glittermascara konnte den Ausdruck in ihren Augen nicht mildern. Diesen Blick hatte Artemis schon einmal gesehen, kurz bevor Juliet einen besonders frechen Pizzajungen mit einem Suplex flach gelegt hatte. Ein Suplex war, soweit Artemis wusste, ein bestimmter Ringergriff. Seltsames Hobby für ein junges Mädchen. Aber schließlich war sie eine Butler.
    »Gibt's ein Problem, Juliet?«
    Eilig setzte Juliet sich auf. »Mein Fehler, Artemis. Anscheinend habe ich die Vorhänge nicht richtig zugezogen. Mrs. Fowl konnte nicht schlafen.«
    »Hmm«, brummte Artemis und ging langsam die Eichentreppe hinauf.
    Der Zustand seiner Mutter gefiel ihm gar nicht. Sie hatte schon seit langem kein Tageslicht mehr gesehen. Andererseits wäre, falls sie plötzlich auf wundersame Weise geheilt würde und voll neuer Energie aus ihrem Schlafzimmer käme, Artemis' außergewöhnliche Freiheit beendet. Dann hieße es: Ab in die Schule, und Schluss mit deinen Abenteuern als Verbrecherkönig, mein Kleiner.
    Er klopfte leise an die hohe Flügeltür. »Mutter? Bist du wach?«
    Etwas flog von innen gegen die Tür und zerbarst. Es klang nach etwas Teurem. »Naturlich bin ich wach! Wie soll ich bei diesem grellen Licht auch schlafen?«
    Artemis wagte sich hinein. Ein antikes Himmelbett warf bizarre Schatten in die Dunkelheit, und durch einen Schlitz zwischen den Vorhängen fiel ein schmaler Lichtstreifen herein. Angeline Fowl saß zusammengesunken auf dem Bett; in dem Dämmerlicht schimmerten ihre blassen Glieder weiß.
    »Artemis, mein Lieber, wo warst du?«
    Artemis entfuhr ein Seufzer. Sie erkannte ihn. Ein gutes Zeichen. »Auf einer Klassenfahrt, Mutter. Skifahren in Österreich.«
    »Ah, Skifahren«, säuselte Angeline Fowl. »Wie ich das vermisse! Na, vielleicht, wenn dein Vater zurückkommt.«
    Artemis spürte einen Kloß im Hals, was höchst untypisch für ihn war. »Ja, vielleicht wenn Vater zurückkommt.«
    »Mein Lieber, könntest du bitte diese verflixten Vorhänge zuziehen. Das Licht ist unerträglich.«
    »Natürlich, Mutter.«
    Artemis tastete sich vorsichtig durch den Raum, um sich nicht an den niedrigen Kleidertruhen zu stoßen, die überall herumstanden. Schließlich berührten seine Finger die Samtvorhänge. Einen Moment verspürte er den Drang, sie weit aufzureißen, doch dann seufzte er nur und zog den Schlitz zu.
    »Danke, mein Lieber. Ach ja, wir müssen endlich dieses Hausmädchen entlassen. Sie ist wirklich vollkommen unfähig.«
    Artemis verkniff sich jeden Widerspruch. Seit drei Jahren war
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