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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt
Autoren: Gregory Benford
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wandte sich zu Claire, und seine Miene hellte sich wieder auf. »Es wird traurig sein. Abschied zu nehmen. Sehr traurig.«
    Claire sagte: »Aber es gibt noch einiges zu tun!«
    »Ich werde die Arbeiter zurückholen. Diese Eidechse…« – er zeigte mit dem Daumen zum Verwalter – »wird aufhören, in der Sonne zu liegen. Er wird ins Dorf gehen und die Leute zusammentrommeln.«
    »Es sind noch chemische Analysen vorzunehmen, Bodenuntersuchungen, die restliche Inventarisierung…«
    »Oichi, oichi.« Er schüttelte energisch den Kopf. »Das erledigen wir in Athen.«
    »Wer soll das übernehmen? Labortechniker der Hochschule oder des Ministeriums? Diese Leute kennen den Grabungsort nicht, wissen nicht alles richtig zu deuten.« Claire stemmte trotzig die Hände in die Hüften.
    »Sie werden Instruktionen schreiben, wo dies nötig sein sollte.«
    »Es gibt immer Merkmale, die den Uneingeweihten zu Irrtümern verleiten, Proben, die individuell behandelt werden müssen. Es gibt keinen Ersatz für die Anschauung…«
    »Ihr Griechisch ist ausgezeichnet«, versicherte ihr Kontos auf griechisch und lächelte. »Man wird verstehen.«
    »Hören Sie«, warf George ein, »die Bodenanalyse ist im Plan, Sie können selbst nachsehen.«
    »Der Grabungsplan ist jetzt eine sekundäre Überlegung.«
    »Es war vereinbart«, sagte Claire. »Und wir haben noch annähernd einen Monat Zeit.«
    »Oichi!« Kontos kniff die Augen zusammen, und Claire sah, daß die von den schweren Lidern ausgehenden Krähenfüße, die fast bis an seine Ohren reichten, von diesem Ausdruck herrührten. »Dieser Grabungsplan ist kein Vertrag«, sagte er mit einiger Schärfe. »Er kann abgeändert werden.«
    »Die Bodenuntersuchung ist…«, fing Claire an.
    »Ich persönlich habe dafür nie viel übrig gehabt. An Grabungsstätten wie dieser erbringen sie selten etwas.«
    »Nun, das mag richtig sein«, sagte George, »aber hier gibt es vieles, was Sie nicht…«
    »Ich kann nicht verstehen, Alexandros, warum wir es auf einmal so eilig haben sollten?« Claire unterbrach Georges mit erhobener Stimme vorgebrachten Einwand in einem Versuch, die Diskussion in Grenzen zu halten. Zum Beispiel half es immer, wenn sie ihn mit seinem vollen Vornamen anredete; Griechen waren da ganz merkwürdig.
    Kontos lehnte sich gegen den Jeep und nahm wieder Notiz vom Verwalter, den er mit einer Handbewegung entließ. »Wir versuchen – wie sagen Sie? – von solchen Dingen kein Aufhebens zu machen.«
    »Von welchen Dingen? Archäologie?«
    »Nein, nein. Von gemeinsamen Unternehmungen.«
    George nickte verdrießlich. »Verstehe. Also setzt das Ministerium die Franzosen unten in Kreta und die Deutschen oben im Norden genauso unter Druck?«
    Kontos schenkte ihm einen undurchdringlichen Blick. »Nicht genauso.«
    »Dann gilt diese Politik speziell uns Amerikanern?« sagte Claire.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber darauf läuft es hinaus!« sagte George hitzig.
    »Das Ministerium hat ein tilegraphima, ein Kabel an die Universität Boston gesandt…«
    »Was?« Claire wich unwillkürlich zurück.
    »Darin wird versucht, diese Ausgrabung so rasch wie möglich zum Abschluß zu bringen.«
    »Ich frage mich, wer das Ministerium dazu veranlaßt hat«, sagte George sarkastisch.
    Kontos errötete, aber nicht vor Verlegenheit, wie Claire sah, sondern vor Zorn. »Entscheidungen werden gemeinsam getroffen.«
    »Gewiß. Wer entschied, daß Sie mit einem Jeep zurückkommen würden?« fragte George.
    »Er wurde mir zur Verfügung gestellt. Ich bin Offizier des Heeres und habe Anspruch darauf.«
    »Interessant, wie man das ganze Personal des Ministeriums in Uniformen steckt.«
    »Unsere Gesellschaft mobilisiert ihre Kräfte. Sie verleiht jedem Bürger ein Bewußtsein der Pflicht und Ehre seines Dienstes.«
    Kontos stand hochaufgerichtet und konfrontierte George in einer Haltung bewußter Herausforderung – die Arme vor der Brust verschränkt, das Kinn emporgereckt, um Georges Vorteil von fünf Zentimetern Körperlänge auszugleichen. Claire beschloß einzugreifen und die beiden, die einander mit wachsender Feindseligkeit anstarrten, abzulenken. Mit einem munteren Lächeln sagte sie: »George, sei so gut und sperr die Tür zur Grabkammer zu! Ich lasse sie nicht gern so offen, wenn niemand in der Nähe ist.«
    George schaute sie verständnislos an, noch ganz auf sein Hin und Her mit Kontos fixiert. »Ah… zusperren?«
    »Ja, richtig. Ich möchte dem Oberst etwas von diesen Tonwaren
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