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Armegeddon Rock

Armegeddon Rock

Titel: Armegeddon Rock
Autoren: George R.R. Martin
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mit schrägen Oberlichtern, aber ohne Fenster. Die einzigen Möbel waren ein großer hufeisenförmiger Magahoni-Schreibtisch, ein Sessel und zwanzig schwarze Aktenschränke, die auf dem völlig milchweißen Teppichboden sehr steif aussahen. Eine Längswand war vom Boden bis zur Decke von Spiegelkacheln mit eingearbeiteten dekorativen Wirbeln bedeckt, um das Büro größer erscheinen zu lassen, als es war. Aller Platz an den anderen Wänden wurde von Postern und Fotografien eingenommen; Hochglanzbilder von berühmten und berüchtigten Schützlingen Lynchs, Fotos von Jamie und diversen Berühmtheiten, Konzertplakate, politische Flugblätter, Vergrößerungen von Plattencovern, Reklameposter. Sandy musterte sie mit einem leichten Anflug von Nostalgie. Da war Che, und da war Janis Joplin, direkt nebeneinander. Gleich neben dem berüchtigten pornographischen American Taco-Plakat, wegen dem ein Konzert abgesetzt worden war und das fast einen Aufstand hervorgerufen hatte, verkaufte Nixon Gebrauchtwagen. Die entfernte nördliche Wand hinter dem Schreibtisch wurde vollständig von alten Fillmore-Postern eingenommen. »Eine ganz hübsche Sammlung«, kommentierte Sandy.
    Parker saß auf der Kante des Schreibtischs. »Hier haben sie ihn getötet.«
    Sandy wandte sich von den Postern ab. »Auf dem Schreibtisch?«
    Der Deputy nickte. »Sie hatten Stricke. Sie banden ihn auf dem Schreibtisch fest, die Arme und Beine gespreizt, eine Schlinge um jedes Glied.« Er zeigte mit dem Finger. »Da, die Blutflecken auf dem Teppich.«
    Bei einem der Beine war ein großer, gezackter Fleck, und ein paar kleinere befanden sich darum herum. Auf dem weißen Teppich waren sie jetzt, wo Parker darauf hingewiesen hatte, überdeutlich zu sehen. »Nicht viel Blut«, meinte Sandy.
    »Ah«, sagte Parker lächelnd. »Interessanter Punkt. In Wirklichkeit gab es eine Menge Blut, aber unser Killer war da sehr heikel. Er riß eins der Poster runter und breitete es auf dem Schreibtisch unter dem Opfer aus, so daß das Holz nicht ruiniert wurde. Sie können sehen, wo es fehlt.« Er machte eine Geste mit dem Kopf.
    Sandy drehte sich um und sah hin, und schließlich bemerkte er die leere Stelle zwischen den Postern, hoch oben an der östlichen Wand, etwa zehn Fuß von da, wo er stand. Er runzelte beunruhigt die Stirn, war aber im Augenblick nicht imstande zu sagen, warum. »Unheimlich«, sagte er und drehte sich wieder zu Parker um. »Wie wurde Lynch gefunden?«
    »Die Musik war zu laut.«
    Sandy nahm sein Notizbuch heraus. »Musik?«
    Parker nickte. »Vielleicht spielte Lynch gerade eine Platte, als der Tod kam. Vielleicht hat, wer auch immer das hier getan hat, eine aufgelegt, um Lynchs Schreien zu übertönen. Jedenfalls lief dieses Album. Immer wieder, unaufhörlich. Und zwar laut. Sie haben’s selbst gesagt, das ist nicht eben die Durchschnitts-Hifi-Anlage für daheim. Es war drei Uhr morgens, und wir bekamen eine Beschwerde wegen der Lautstärke von Lynchs nächstem Nachbarn, eine halbe Meile die Straße runter.«
    »So laut?« sagte Sandy beeindruckt.
    »So laut. Es war dazu noch dumm. Unser Mann hat den Killer auf dieser Nebenstraße wahrscheinlich um ein oder zwei Minuten verfehlt. Es paßt nicht zusammen. Wer immer das getan hat, sie waren ansonsten richtig sorgfältig. Keine Fingerabdrücke, keine Mordwaffe, kein Herz, sehr wenig konkretes Beweismaterial, keine Zeugen. Wir haben eine Reifenspur, aber sie ist zu gewöhnlich, nutzlos. Warum reißen sie also die Anlage so auf? Wenn sie Lynchs Schreie kaschieren wollten, warum haben sie sie nicht abgeschaltet, als er tot war?«
    Sandy zuckte die Schultern. »Sagen Sie’s mir.«
    »Kann ich nicht«, gab der Deputy zu. »Aber ich hab eine Idee. Ich glaube, es war irgend so ’ne Hippiesekten-Sache.«
    Sandy starrte ihn an und lachte unsicher. »Hippiesekten?«
    Parker sah ihn pfiffig an. »Blair, Sie glauben doch nicht, daß jeder Reporter, der hier rumschnüffeln kommt, so eine Bildungsreise kriegt, oder? Ich geb Ihnen das alles, weil ich mir vorstelle, daß Sie mir dafür vielleicht was zurückgeben können. Sie wissen Sachen, die ich nicht weiß. Da bin ich mir ganz sicher. Also reden Sie.«
    Sandy blieb die Spucke weg. »Ich hab nichts zu sagen.«
    Parker kaute auf seiner Unterlippe. »Ich will Ihnen waserzählen, was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Können Sie das aus Ihrer Story raushalten?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Sandy. »Ich bin nicht sicher, ob ich irgendeine inoffizielle
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