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Armeen Der Nacht

Armeen Der Nacht

Titel: Armeen Der Nacht
Autoren: Robert Asprin
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Er trug Brokat und eine Goldkette und ein Schwert an seiner Seite, mit dem er nicht umzugehen verstand. Doch sie wußte, daß ihre Begleiter die gefährlichsten Straßenräuber waren, und sie hörten auf ihre Befehle.
    Trotzdem hatte sie solche Angst, daß sie nicht klar denken konnte. Sie schaute sich auf der Straße um und schritt sie entlang mit raschelnden Rüschen, die (seit den Beysibern) in Mode gekommen waren. Die ganze Zeit dachte sie, daß sie etwas Tödliches in das Haus getragen hatte. Sie hatte eine kleine silberne Kugel fallen lassen, die von ihren Füßen weggerollt und nicht mehr zu sehen gewesen war. Vielleicht würde eine beysibische Schlange sie untersuchen. Daß ein anderer sie entdeckte, dazu war sie zu klein.
    Es erschütterte sie nicht, daß selbst Ischades Zauberei stoffliche Gegenstände brauchte, in denen sie verankert werden konnte. Dagegen erschütterte sie, daß diese Dinge so winzig sein konnten, kaum größer als eine Perle, ein Tropfen Silber, nicht zu entdecken, außer mit Magie — vielleicht nicht einmal dann. Wenn das keine Hexe gewesen war, der sie gegenübergestanden hatte, dann war sie keine Menschenkennerin.
    Und als geborener Freistätter lernte man, die Menschen zu beurteilen.
    Am Gasseneingang stockte Strat. Flüchtig dachte er daran, rasch zu handeln und zu verschwinden, doch offenbar war Vis auf so etwas vorbereitet. Und Vis war nicht allein. Drei Männer warteten in der Gasse. Und hinter ihnen war noch einer. Also handelte es sich entweder um Rache oder um ein ernsthaftes Gespräch. Es könnte zu gefährlich werden, wenn er jetzt noch versuchte, etwas dagegen zu unternehmen.
    Deshalb ging er weiter und blieb so nahe der Straße stehen, wie es ging. Ein Bursche packte ihn am Arm und zerrte ihn weiter, und auf Vis' Seite spürte er die scharfe Spitze eines Messers an seinem Rücken.
    Er gab seinen Widerstand auf. An einer durchbohrten Niere zu sterben wäre kein angenehmer Tod, aber welcher wäre das schon? Er ließ sich um eine Biegung zerren und an eine Wand drücken. Vis' Messer richtete sich jetzt auf seine Gedärme, was ausgesprochen beunruhigend war.
    »Wir wollen ein Gespräch«, erklärte Vis.
    »Gut«, entgegnete Straton, mit dem Rücken an eine Ziegelmauer gedrückt. »Rede.« »Nein, du zu uns!«
    »Wer ist uns?«
    Strat fühlte, wie sein Magen sich zusammenkrampfte. Er wartete auf den Stich in die Gedärme, doch er kam nicht. Das verwirrte und beunruhigte ihn. Sie wollten mehr, als er gedacht hatte.
    »>Uns< ist die gleiche Quelle, die du gewöhnt bist«, antwortete Vis. »>Uns< ist ein Mann, den du kennst. Das ist alles geschäftlich. Wir haben gehört, daß etwas im Gang ist.«
    »Du und ich haben geredet«, sagte Strat, »jetzt solltest du mir ein bißchen mehr Platz zum Atmen lassen, dann können wir einen Austausch ...« Er unterbrach sich, er war in keiner Position zu handeln. Den dunklen Gesichtern und der finsteren Miene nach mochten die Männer um ihn Ilsiger sein. Aber das waren sie nicht — nicht ganz. Plötzlich war ihm klar, wem er da in die Hände gefallen war. Einem Nisitodestrupp, der vielleicht in Jubals Sold stand.
    »Du und ich haben geredet«, sagte nun Vis. »Jetzt möchte ich, daß du mir so allerlei erzählst. Zum Beispiel, wer dir die Befehle erteilt. Ich habe gehört, daß du mit ihr schläfst. Stimmt das?«
    Er sog den Atem ein; ein Fehler: das Messer ließ ihm keinen Platz, noch einmal Luft zu holen. »»Soghtohon!« fluchte er, eine Nisischimpfwort, und wartete auf das Messer. Vis grinste. Es war ein wölfisches Grinsen. Männer lächelten so, die in den Tod sprangen, um der Gefangenschaft zu entgehen.
    »Sie hat dich«, stellte Vis fest. »Du schwitzt, Mann, weißt du das?«
    Straton schwieg. Er stand reglos und atmete so gut es ging, ohne den Bauch zu bewegen. Er schätzte ab, welchen Zug er machen könnte und wie schnell, bevor der Tod kam. Und ob es Zeit war, es zu versuchen.
    Die Sonne und die Rüstung und die Mauern von Ranke, Freistatt werde deinem Namen gerecht, die Mauer hinter der..
    »Sie führt etwas im Schild«, sagte Vis. Er hakte einen Finger unter Strats Kinn und zwang ihn, ihm in die Augen zu schauen. »Das Gerücht geht um. Das Gemetzel drüben in Abwind — in der Kaserne — ging nicht von uns aus!«
    Keine Antwort war die weiseste Antwort, und Strat schickte ein Stoßgebet zu den Göttern, daß Vis die anderen vier im Zaum hatte. Vis hatte einen Verstand und einen Zorn auf ihn, deren Grenzen er kannte. Die
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