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Armee der Toten

Armee der Toten

Titel: Armee der Toten
Autoren: Jason Dark
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spielte. Da hatte er sich geirrt. Als er ein zweites und ein drittes Mal nach unten schaute, stellte er fest, dass sich nichts verändert hatte.
    Die Figur war geblieben. Sie hatte ihre Hand ausgestreckt und hielt noch immer den Stoff der Hose fest.
    Was in diesen Augenblicken durch seinen Kopf schoss, das wusste er nicht. Es waren einfach zu viele Gedanken, die ihn quälten und die ihn auch unsicher machten. Sein Herzschlag war bisher normal gewesen. Das änderte sich nun. Plötzlich hämmerte es in seiner Brust, und er bekam die Echos der Schläge auch bis in den Kopf zu spüren. Seine Beine fingen in Höhe der Knie an zu zittern, und trotz der Kälte spürte er das Zittern in seinen Knien.
    Er fragte nicht, woher die Figur kam und wie sie es geschafft hatte, hier hochzukommen. Er wollte sie nur loswerden, verlagerte sein Gewicht auf das linke Bein und schwang seinen Körper dann mit einer schnellen Bewegung herum. Er hoffte auf die Fliehkraft, damit der Soldat losließ, doch da irrte er sich.
    Die kleinen Hände hielten eisern fest. Zudem geriet Jarolin ins Stolpern und sah dabei aus wie ein Tänzer, der sein Gleichgewicht verloren hatte und nun Halt suchte.
    Den fand er am Geländer. Sein Gesicht verzerrte sich. Er schaute nach unten. Der kleine Soldat hatte seinen Standort gewechselt. Er hielt das Hosenbein nicht mehr an der Seite fest, sondern von vorn. Diesmal nur mit einer Hand, mit der anderen fummelte er an seiner Seite herum, um dort etwas zu holen.
    Und noch etwas stellte Jarolin fest.
    Die Augen hatten sich verändert. Sie waren nicht mehr farb- und leblos. In ihnen gloste ein rotes Licht, als wären die Augen der Zugang zur Hölle.
    »Scheiße!«, keuchte er und tat das einzig Richtige. Er hielt sich am Geländer fest. Dann hob er sein linkes Bein an, drehte es nach rechts und trat zu.
    Mit einer heftigen Bewegung erwischte er die Figur. Die dicke Sohle landete auf dem Helm, der allerdings kein Helm im richtigen Sinne des Wortes war. Er knirschte ebenso zusammen wie der übrige Körper der kleinen Gestalt, und dieses Geräusch machte Jarolin Mut.
    Jarolin trat mehrmals zu. Jeden Tritt begleitete er mit einem heftigen Keuchen, und er schaute zu, wie die Figur unter dem Fuß zusammenbrach.
    Noch einmal trat er zu.
    Diesmal mit der Hacke.
    Er ließ den Fuß dort, wo er stand, aber er drehte ihn, so dass auch der letzte Rest unter dem Absatz zerknirschte und zu einem feinen Staub gemahlen wurde.
    Gewonnen!
    Was einmal der Soldat gewesen war, lag jetzt als Rest vor seinen Füßen. Als wäre ein uralter Vampir gepfählt und damit zu Asche geworden. Jedenfalls würde ihm dieser kleine Gegner nichts mehr tun. Er war besiegt worden.
    Vorhin hatte es Jarolin gedrängt, in seine Wohnung zu kommen, doch jetzt blieb er stehen und freute sich, die Mauer und das Geländer als Stütze in seinem Rücken zu haben.
    Das war auch die einzige Freude, die er empfand. Wenn er recht darüber nachdachte, durchfuhr ihn ein Schauder, denn er wusste, dass man ihn gefunden hatte. Sie waren ihm auf der Spur. Sie wussten, was er getan hatte. Wahrscheinlich hatte der alte Isaac sein Maul nicht halten können, und jetzt sah es schlecht für ihn aus.
    Wie ging es weiter?
    Ihm blieb nur die Wohnung, und die wollte er so leise wie möglich betreten. Nach diesem Angriff war er auf alles gefasst. Die Furcht ließ ihn zittern. So musste er einige Male tief durchatmen, um einen Teil der Beklemmung loszuwerden.
    Der Schlüssel in seiner Hand zitterte schon stark. Beim ersten Versuch schaffte er es nicht, ihn ins Schloss zu drücken. Er versuchte es erneut, zwang sich dazu, ruhiger zu bleiben, und dann ging alles wie immer.
    Zweimal musste er den Schlüssel drehen, dann war die Tür offen, die er noch nicht nach innen stieß. Er öffnete sie zwar, beließ es jedoch bei einem Spalt.
    Der erste Blick in die Wohnung!
    Viel sah er nicht. Es brannte kein Licht. Es war still. Die wenigen Möbel malten sich ab, als hätte sie jemand mit schwachen Pinselstrichen gezeichnet.
    Er hörte nichts. Die Stille wirkte keineswegs beruhigend auf ihn. Er mochte sie nicht. Sie war irgendwie geladen, und er konnte sich vorstellen, dass sich jemand in seiner Wohnung versteckt hielt, trotz des anderen Schlosses.
    Wie lange er vor der Tür gestanden und gewartet hatte, konnte er nicht sagen. Die Zeit war für ihn nicht mehr vorhanden, denn er fühlte sich wie in einem Vakuum.
    Dann stieß er die Tür nach innen.
    Plötzlich ging alles sehr schnell. Er selbst huschte
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