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Armageddon 3 - Das Remake

Armageddon 3 - Das Remake

Titel: Armageddon 3 - Das Remake
Autoren: Robert Rankin
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Rechten
    glitzerte weiteres Chrom in Form des Tresens, der sich über
    die gesamte Länge des Raums hinzog. Die gläserne Theke war
    von unten beleuchtet, und die Wand hinter der Theke war das
    übliche Durcheinander von Dingen, die man an Wänden hin-
    ter Theken so fand. Glitzernde Messzylinder, Stapel von Glä-
    sern, Cocktailshaker, Dispenser, Reihe auf Reihe exotisch aus-
    sehender Flaschen. Eingekeilt zwischen Rückwand und Tresen
    stand eine einsame Gestalt und richtete das einzige Auge auf
    Rex Mundi.
    »Ah«, sagte Rex. »Ja wirklich, ah.«
    »Was wünschen Sie?«, erkundigte sich der Barmann mit tie-
    fer, shakespeareanischer Stimme.
    Rex stapfte zum Tresen und setzte sich auf einen der Hocker,
    die aus irgendwelchen Gründen bis zu diesem Augenblick
    keine besondere Erwähnung gefunden haben. Er blickte den
    berühmten Barmann an. »Warum tragen Sie das?«, fragte er.
    »Trage ich was?«, erkundigte sich der Barmann mit extrava-
    ganter Geste.

    »Das.« Rex deutete auf den Kopf des Barmanns, der, obwohl
    in vergangenen Episoden kahl, inzwischen überreichlich »mö-
    bliert« war. »Das.«
    »Ich trage gar nichts. Was meinen Sie?«
    »Das kitschige Ding da«, seufzte Rex. »Die Perücke, den
    Pompadour, das Toupet, was weiß ich.«
    »Das ist alles mein eigenes Haar!«
    Rex stützte sich mit dem Ellbogen auf den Tresen und das
    Kinn auf die Faust. »Soll ich vielleicht noch mal reinkom-
    men?«, fragte er. »Wenn Sie diese Perücke ausgezogen haben,
    die Seidenkrawatte und den Smoking?«
    »Wirf mal einen Blick auf die Sendestationen, Kleiner.« Es
    war die Zeile, die seine Fans ihm auf der Straße hinterher rie-
    fen.
    Rex schüttelte den Kopf. »Soll ich noch mal reinkommen,
    oder ist es Tipp-Ex-Zeit?«
    Der Barmann zog jetzt einen richtigen Flunsch, weil Rex im-
    mer noch auf seiner Perücke herumritt. »Mein Publikum er-
    wartet von mir…«, begann er.
    »Nein, tut es nicht.«
    Der Barmann schnappte endgültig ein, weil Rex immer noch
    auf seiner Perücke herumritt. »Kann ich denn wenigstens die
    Zigarettenspitze behalten?«
    »Nein.«
    »Wie steht es mit den Gamaschen?«
    »Oh, die hab ich noch gar nicht gesehen.« Rex beugte sich
    über den Tresen und beäugte besagte Gamaschen. »Keine
    Gamaschen«, sagte er.

    »Sie sind nur neidisch, weil ich…«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Nichts.«
    Rex mimte die gefürchtete kleine Flasche mit dem Pinseldek-
    kel, die auf einer unsichtbaren Seite hin und her ging.
    »Ich muss nur mal eben raus«, sagte der Barmann. »Möchten
    Sie einen Drink, bevor ich gehe?«
    »Ja bitte. Tomorrowman Bräu, falls möglich.« Der murrende
    Barkeeper wandte sich um und schenkte den Drink ein.
    »Und ein Schinkensandwich«, sagte Rex laut.
    »O Grausamkeit!«
    »Und einen Eimer Eis.«
    »Einen Eimer Eis, sehr wohl.«
    »Und Barmann?«
    »Ja?«
    »Kommen Sie bloß nicht als Pirat verkleidet zurück!«
    Unter leisen, bitteren Worten stellte die literarische Legende
    Essen, Trinken und den Eimer mit Eis vor den Gast und
    schlurfte von hinnen.
    »Kommt hier vielleicht mal ’ne Bedienung vorbei?«, rief ein
    junger Fatzke. Der Barmann ging ganz dicht an ihm vorbei
    und zeigte ihm den erhobenen Mittelfinger. Da war er, der
    inzwischen berühmte Effenberg. »Also wirklich«, sagte der
    Fatzke.
    Rex kicherte, platzierte die Faust, die ihm sowohl gegen den
    guten Samariter als auch gegen den Zeitungsverkäufer

    prachtvolle Dienste geleistet hatte, in den Eiseimer und be-
    gann mit seinem stark verspäteten Frühstück.
    »Ein ziemlich unverschämter Kerl«, sagte der junge Fatzke.
    Rex zuckte die Schultern und aß weiter.
    »Und diese grässliche Perücke! Also wirklich, ich bitte Sie!«
    Rex nippte an seinem Tomorrowman Bräu. Es schmeckte so
    giftig wie eh und je. Der junge Fatzke beäugte ihn mit kriti-
    schem Blick. Er schien nicht sonderlich angetan von seinem
    Schuhwerk. »Stimmt was nicht?«, fragte Rex.
    »Nein, nein. Schickes Jackett.«
    »Danke.«
    »Ein wenig eng unter den Armen, wie? Soll keine Beleidi-
    gung sein.«
    »Kein Problem.«
    »Sehr gut.« Der Fatzke musterte Rex noch einmal. »Kenne
    ich Sie nicht irgendwoher? Sie kommen mir mächtig bekannt
    vor!«
    Rex schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht5.«
    Der Fatzke kratzte sich an einem lädierten Kinn. Er trug ei-
    nen taubengrauen dreiteiligen Anzug von untadeliger Pass-
    form. Helles Seidenhemd, Blue Suede Shoes. Sein schwarz ge-
    färbtes Haar war mit Pomade in eine Haifischtolle gezwängt.
    Die gewaltigen
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