Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
aus den Verbindungsnähten, zusammen mit dichtem schwarzem Qualm.
    Die Gruppe hatte sich in einem der größeren offenen Höfe zwischen den improvisierten Hütten gesammelt. Tolton erschrak, als er den offensichtlichen Irrsinn sah. Er schirmte das Gesicht vor der Hitze ab, die von den hochzüngelnden Flammen ausging. »Was soll das werden?« fragte er.
    Erentz feuerte weiter. Flammen zuckten aus Verpackungsmaterial und leeren Containern. Rußflocken schwebten in den thermischen Verwirbelungen. »Es kann keine Hitze vertragen!« brüllte sie dem ängstlichen Straßenpoeten zu. »Die Flammen schlagen es zurück. Kommen Sie, helfen Sie uns!«
    Tolton hob seinen Laser und richtete ihn ebenfalls auf die Hütten.
    Der Besucher war kaum zu sehen, ein linsenförmiger Fleck von schattiger, flirrender Luft, zusätzlich verzerrt von der Hitze, die von den Flammen aufstieg. Er behielt seinen Kurs bei und schoß auf die kleine Gruppe von Menschen zu – bis zum buchstäblich letzten Augenblick. Die langen Tentakel auf seiner Unterseite zuckten heftig zurück, als sie mit den Flammen in Berührung kamen.
    Dann konnte Tolton das Ding überhaupt nicht mehr sehen. Seine Augen tränten von dem stinkenden chemischen Smog, der aus dem brennenden Plastik stieg. Fetter schwarzer Rauch schwelte um seine Beine und verdeckte den Boden. Hitze sengte über seine Handrücken, als er die Hände schützend vor das Gesicht schlug. Er schmeckte die kochende Luft. Ein Luftstoß ließ ihn stolpernd in die Knie gehen, und der Rauch verwandelte sich in einen Zyklon, in dem nicht mehr das geringste zu erkennen war. Einen Sekundenbruchteil verschwand die Hitze und wich dem genauen Gegenteil. Nasser Schweiß überall an seinem Körper verwandelte sich in Frost. Tolton meinte, sein Blut müßte in den Adern erstarren, so unglaublich intensiv war die Kälte. Dann war es vorbei.
    Der Rauch jagte in wirbelnden Spiralen davon, als plötzlich Hagel auf ihn herabprasselte.
    »Ja!« rief Erentz dem zurückweichenden Besucher hinterher. »Wir haben den Bastard geschlagen! Er hat Angst vor dem Feuer!«
    – Wir haben es zurückgeschlagen, schalt die Habitat-Persönlichkeit. – Das ist ein großer Unterschied.
    Die sensitiven Zellen zeigten Erentz, daß das fliegende Monster in einer weiten Kurve kehrt machte und erneut Kurs auf das Hüttendorf nahm. Die Flammen von den ersten in Brand gesteckten Hütten erstarben bereits wieder.
    – Bewegt euch zu einem neuen Hüttenabschnitt! befahl die Habitat-Persönlichkeit. – Hoffen wir, daß der Mistkerl aufgibt, bevor nichts mehr zum Verbrennen da ist.
    Der Besucher unternahm fünf weitere Versuche, Erentz und ihre Verwandten anzugreifen, bevor er endlich aufgab und tiefer ins Innere des Habitats schwebte. Mehr als die Hälfte des Hüttendorfs war zu diesem Zeitpunkt bereits niedergebrannt. Tolton und die anderen waren mit Ruß und Schmutz überkrustet und würgten und husteten vom Rauch und den giftigen Gasen. Die ungeschützten Hautstellen waren mit Brandblasen überzogen und bluteten. Allein Erentz mit ihrem Anzug und der Atemmaske blieb unbeeinträchtigt.
    – Ihr setzt euch jetzt besser in Richtung der Kavernen in Bewegung, sagte die Habitat-Persönlichkeit. – Wir schicken ein paar Wagen aus, die euch unterwegs aufsammeln können.
    Erentz ließ den Blick über die geschwärzten Ruinen und die erstarrenden Pfützen aus geschmolzenem Plastik gleiten. – Können wir nicht einfach hier warten? Wir sind alle gerade durch die Hölle gegangen.
    – Tut mir leid, weitere schlechte Nachrichten. Wir glauben, daß die anderen Sektionen des Besuchers ebenfalls aus dem Djerba nach oben kommen. Die wenigen noch funktionierenden Systeme im Sternenkratzer fallen in diesem Augenblick Stockwerk für Stockwerk aus. Es kann nur der Besucher sein.
    – Verdammter Mist! Sie warf einen angespannten Blick auf die Lobby. – Was ist mit Dariat?
    – Noch immer nichts.
    – Verdammt.
    – Wir sind er. Dariat lebt in uns weiter.
    – Ich glaube nicht, daß er das so sehen würde.
    – Wahrscheinlich nicht, ja.
    – Dort unten müssen bestimmt fünfzig von diesen Biestern gewesen sein.
    – Nein, widersprach die Persönlichkeit. – Wir hatten zwar nur einen kurzen Blick auf den Besucher ohne seinen schwarzen Schild, aber eine detaillierte Erinnerungsanalyse der Szene hat ergeben, daß die Mutterkreatur zwölf, höchstens fünfzehn Ableger geboren hat. Wir glauben nicht, daß sie auch nur annähernd so groß sind wie das Ding, das euch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher