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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Kain und Abel
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hatte.
    William wünschte sich Richards Rückkehr. Im Vorstand der Bank gab es seit Tony Simmons’ Rücktritt und Ted Leachs Tod zwei Lücken. Richard mußte spätestens vor Williams 65. Geburtstag in zehn Jahren nach New York zurückkehren, oder es würde zum erstenmal seit mehr als hundert Jahren im Vorstand der Bank kein Mitglied der Familie Kane geben. Cohen berichtete, daß Richard in brillanten Verhandlungen einige neue Geschäfte für Florentyna gekauft hatte. Doch die Möglichkeit, nächster Präsident der LesterBank zu werden, würde ihm sicherlich mehr bedeuten als ein Leben mit dieser Rosnovski.
    Noch etwas anderes machte William Sorgen: die neuen Direktoren seiner Bank gefielen ihm nicht recht. Jake Thomas, der neue Vizepräsident, war der erklärte Favorit für die Nachfolge als Präsident. Er mochte in Princeton erzogen worden sein und mit Phi Beta Kappa graduiert worden sein, dennoch war er kein wirklicher Herr, und außerdem zu ehrgeizig, fand William. Absolut nicht der Typ, den er sich als nächsten Präsidenten der Bank wünschte. Er würde bis zu seinem 65. Geburtstag weitermachen und Richard überzeugen müssen, vor diesem Zeitpunkt in die Bank einzutreten. William wußte nur zu gut, daß Kate ihren Sohn unter allen Umständen zurückhaben wollte, aber als die Jahre verstrichen, fiel ihm ein Einlenken immer schwerer. Gott sei Dank ging Virginias Ehe gut, und sie erwartete jetzt ein Baby. Falls Richard sich weiter weigerte, nach Hause zurückzukehren, konnte er immer noch alles Virginia hinterlassen - wenn sie nur einen Enkel zur Welt brächte.
    William saß am Schreibtisch in der Bank, als er seinen ersten Herzanfall hatte; keinen sehr ernsten, und die Ärzte versicherten ihm, daß er sich nur ein wenig erholen solle, dann hätte er noch weitere zwanzig Jahre vor sich. Er erklärte seinem Arzt, einem jungen Mann aus der neuen Generation - wie er Andrew MacKenzie vermißte! -, daß er nur zehn Jahre überleben wolle, um seine Amtszeit als Bankpräsident zu vollenden.
    Während der wenigen Wochen, die er sich zu Hause erholen mußte, übertrug William widerwillig alle Geschäfte und Entscheidungen Jake Thomas, aber sobald er zurückkehrte, übernahm er, aus Angst, Thomas könnte in seiner Abwesenheit zuviel Autorität gewonnen haben, wieder die gesamte Leitung. Von Zeit zu Zeit nahm Kate all ihren Mut zusammen und bat ihn um die Erlaubnis, sich direkt mit Richard in Verbindung setzen zu dürfen, aber William blieb starrköpfig und erklärte: »Der Junge weiß, daß er jederzeit nach Hause kommen kann, wenn er will. Das einzige, was ich verlange, ist, daß er seine Beziehung zu diesem durchtriebenen Mädchen abbricht.«
    An dem Tag, an dem Henry Osborne Selbstmord beging, hatte William einen zweiten Herzanfall. Kate saß die ganze Nacht an seinem Bett und bangte um ihn, doch der Prozeß gegen Abel Rosnovski hielt William am Leben. Er verfolgte tagtäglich des Stand der Verhandlung und wußte, daß Osbornes Selbstmord Rosnovskis Stellung verbesserte. Als Rosnovski schließlich mit sechs Monaten bedingt und einer Geldstrafe von fünfundzwanzigtausend freikam, war William nicht erstaunt. Natürlich konnte er sich ausrechnen, daß der Staatsanwalt mit Rosnovskis berühmtem Verteidiger einen Vergleich geschlossen hatte.
    William war jedoch verwundert, daß er sich ein wenig schuldbewußt fühlte und erleichtert war, daß Abel Rosnovski nicht ins Gefängnis geschickt wurde. Als die Verhandlung vorüber war, interessierte es William nicht mehr, ob Rosnovski seine InterstateAktien abstieß oder nicht. Schließlich hatte er sich auf alles vorbereitet. Aber es geschah nichts, und als die Wochen vergingen, verlor William jedes Interesse an dem Chikago-Baron und dachte nur mehr an Richard, den er für sein Leben gern wiedersehen wollte. »Alter und Todesangst verändern ganz plötzlich die Gefühle«, hatte er einmal irgendwo gelesen. Eines Septembermorgens teilte er Kate seinen Wunsch mit. Sie fragte nicht, warum er seine Meinung geändert habe; es genügte ihr, daß William seinen Sohn wiedersehen wollte.
    »Ich werde Richard sofort in San Franzisko anrufen und beide einladen«, sagte sie und war freudig überrascht, daß das Wörtchen »beide«
    William nicht aufzuregen schien.
     
    »Das wird schön sein«, sagte William leise. »Bitte sag Richard, daß ich ihn vor meinem Tod noch einmal sehen möchte.«
     
    »Sei nicht dumm, Liebling. Der Arzt sagt, daß du, wenn du vernünftig lebst, noch zwanzig Jahre
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