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Aratani

Aratani

Titel: Aratani
Autoren: Karin Preuss
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hörte seine Magen knurren. Aran öffnete die Augen
und sah in den Himmel. Rasch blinzelte er, als die Sonnenstrahlen ihn blendeten.
Er schnellte hoch und verharrte einen Augenblick. Mata hatte ihm frisches Brot
und kaltes Fleisch eingepackt. Jetzt machte er sich lechzend darüber her.
Gierig nahm er einen langen Zug aus seinem Wasserschlauch. „Ahhh, das tat gut!“
    Er hatte durch seine Gedanken kaum gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Ganz
automatisch hatte Aran einen Fuß vor den anderen gesetzt und den
gleichbleibenden Geräuschen seiner Schritte auf dem sandigen Boden gelauscht.
    Etwas weiter vorn führte sein Weg über eine Hügelkette. Von dort aus
müsste er schon Arant sehen können. Nachdem Aran sich erfrischt hatte, verstaute
er die Reste seines Festmahls in dem Reisesack, den er auf dem Rücken trug.
Dieser war zwar etwas leichter, als vor seiner Rast, aber auch den Rest des
Weges hatte Aran genug daran zu schleppen. Kirana hatte ihm außer Kleider zum
Wechseln weitere Dinge, die ihm unterwegs nützlich
sein mochten, eingepackt.
    Er begab sich in Richtung der Hügelkette. Sie nahm ihm von hier aus, trotz
ihrer geringen Höhe, die Sicht auf den Horizont. Der Weg war unerwartet zu Ende
gewesen und hatte Aran gezwungen, jeden weiteren Schritt bedächtig über den
unebenen und mit Geröll übersäten Boden zu setzen. Er hatte nach rund achtzig
Schritten den Hügelgrat erreicht und blieb nach Atem ringend, mit den Händen
auf den Knien, in gebückter Haltung, auf dem kleinen Plateau stehen. Nachdem er
etwas zu sich gekommen war, sah Aran sich um. Die Aussicht war atemberaubend. Von
dieser Seite aus hatte er Arant bis zu diesem Tag nie gesehen, und durch den
etwas erhöhten Punkt hatte der Anblick etwas ganz Besonderes. Vor ihm
erstreckte sich ein dunkelgrüner Teppich mit helleren Tupfen und kahleren
Stellen. Eine Farbenpracht in Hülle und Fülle offenbarte sich seinem Blick. Hier
musste es vor kurzem geregnet haben. Ein leichter warmer Nebel stieg aus dem
Tal zu ihm herauf und brachte einen feuchten, tief süffigen und süßen Geruch
mit sich. Die Büsche und Bäume erschienen ihm wie frisch gewaschen und glänzten
im strahlenden Sonnenlicht. Aran konnte die Augen kaum abwenden und sog tief
die saubere Luft in seine Lungen.
    Von hier aus konnte er deutlich die Handelsstraße sehen, die zum
südlichen Tor von Arant führte. Dort lag sein Ziel. Er würde nur noch wenige
Stunden unterwegs sein, dann könnte er seine geschundenen Füße ausruhen. Seit
einiger Zeit schon quälten ihn an mehreren Stellen Blasen oder Druckstellen.
Wenn er Arant erreicht hätte, würde er nachsehen, so lange musste es noch
gehen. Auf dem Weg hinunter stöhnte Aran vor Schmerzen. Er konnte kaum einen
Fuß vor den anderen setzen, achtete aber nicht darauf, da sein Ziel in
greifbare Nähe gerückt war. Der Boden wurde je weiter er hinab kam immer
feuchter und war an manchen Stellen von Matsch und Pfützen bedeckt.
    Plötzlich rutschte Aran mit dem rechten Fuß auf einer nassen Moosflechte
aus und stürzte, beide Hände nach vorn gestreckt, als würde er kopfüber ins
Wasser springen, zu Boden. Er schrie auf, als seine Handballen von spitzen
Steinen aufgerissen wurden. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Knöchel am
rechten Fuß und er wusste nicht, ob er sich zuerst seine Hände, seine Füße oder
den Knöchel halten sollte. Sein Reisesack rutschte ihm von der Schulter und
landete ein paar Meter weiter im Dreck. Aran schimpfte laut vor sich hin und
stöhnte dabei immer wieder schmerzhaft auf. Wie sollte er jetzt vorankommen?
Den Göttern sei Dank war es nicht mehr allzu weit. Er besah sich seine
geschundenen Hände und seine verdreckte Kleidung.
    Seit geraumer Zeit war ihm ein leicht plätscherndes Geräusch
aufgefallen. Es musste irgendwo in der Nähe einen Bach geben. Er sah sich um
und lauschte in den Wald hinein. Ja, da war es wieder, kaum wahrnehmbar. Er
versuchte aufzustehen, schrie aber vor Schmerz auf. „Das schaffe ich nie!“,
stöhnte er und beschloss, erst einmal seine Verletzungen zu untersuchen.
    Vorsichtig streifte er die Stiefel ab und verzog dabei schmerzhaft das
Gesicht. Das Schuhwerk war eigentlich sehr bequem, aber für weite Wanderungen
nicht geeignet. Beim Jagen allerdings hatte es ihm gute Dienste geleistet, wenn
er sich leise an seine Beute herangeschlichen hatte.
    Seine Füße waren heiß wie ein glühender Ofen und feuerrot geschwollen.
An mehreren Stellen hatten sich Blasen gebildet, die aufgeplatzt
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