Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aratani

Aratani

Titel: Aratani
Autoren: Karin Preuss
Vom Netzwerk:
den
Barden. Dieser wartete mit einigen anderen Dorfbewohnern auf das bevorstehende
außerplanmäßige Mahl. Aran war nach den heutigen Anstrengungen viel zu müde, um
einen klaren Gedanken zu fassen.
    "Ja, ich werde morgen früh mit ihm reden", sagte er.
    Der Wirt schnitt den Braten in portionsgerechte Stücke während Mata
Teller, Bestecke, mehrere Brotkörbchen und Gemüseschälchen herbeibrachte. Sie
begann, diese köstlich duftenden Speisen an die Gäste zu verteilen, nachdem sie
Aran den Teller mit dem größten Stück Fleisch vor die Brust gestellt hatte. Der
griff beherzt zu und das Fett tropfte genüsslich von seinen Mundwinkeln. Als er
keinen Happen mehr herunter bekam, trank er den Rest aus seinem Bierkrug und
erhob sich schwerfällig. Mit einem:
    "Ich wünsche allen eine gute Nacht", machte er sich auf den
Weg in sein Zimmer. Aran streifte die Stiefel ab und legte sich angezogen auf
das Bett. Er schlief auf der Stelle ein und erwachte ausgeruht und erfrischt. Beim
Blick aus dem Fenster stellte er bestürzt fest, dass die Sonne längst aufgegangen
war, er beeilte sich mit dem Anziehen seiner Stiefel und ging quer durch die Schankstube
aus dem Haus, um nach dem Barden zu sehen. Unter Umständen konnte dieser ihm
doch den einen oder anderen Hinweis geben. Aran trat an den Brunnen, auf dessen
Rand der Barde in der gleichen Kleidung, die er gestern getragen hatte, saß und
ein paar Klänge auf seiner Laute spielte. Dazu sang er eine traurige Weise:

 
    Es war einmal in früher Zeit
der König war noch nicht bereit
so sollte es denn auch nicht sein
mit seinem süßen Kindelein.
    Das Kindelein war ganz allein
dabei sollt' es …

 
    Als er Aran erblickte, hielt er inne und schaute fragend zu ihm hoch.
Aran hielt ihm den Dolch hin und fragte:
    “Hast Du so ein Emblem schon einmal gesehen oder kannst Du mir etwas
dazu sagen? Kirdes meinte, Du würdest so einiges mitbekommen .“
    Der Barde betrachtete die Waffe mit grüblerischer Mine, wendete sie von
hinten nach vorn, und sagte schließlich:
    “Nein, edler Herr, so ein Wappen hab ich noch nie gesehen, aber ich kann
mir vorstellen, dass es einem sehr reichen Herrn gehören muss. Es ist mit
Sicherheit mindestens einem Edelmann angemessen. Ihr solltet den Dolch lieber
nicht überall herumzeigen. Darf ich fragen, wo Ihr ihn gefunden habt?“ Dabei
blinzelte er mit den Augen und betrachtete kurz den Boden vor seinen Füßen,
bevor er wieder aufschaute.
    Aran nahm das Mordwerkzeug wieder an sich, war jedoch der Meinung, dass der
Barde ihm doch nicht würde helfen können. Er entschied, sich nicht länger mit
der sinnlosen Plauderei aufzuhalten. Der Mann war ihm irgendwie unheimlich. Der
Blick dessen Augen, war irgendwie verschlagen, als hätte er etwas zu verbergen,
und machte Aran misstrauisch.
    Er antwortete:
    „Ach, ist nicht so wichtig, ich muss mich überdies beeilen, meinen Weg
fortzusetzen. Ich habe längst viel zu viel Zeit verloren, ich wünsche Dir alles
Gute, auf Wiedersehen. Und: danke für den Tipp.“
    Aran ging zurück in die Gaststube:
    „Guten Morgen“, begrüßte er die Eltern von Kalidas, die vorhin nirgends
zu sehen waren, jetzt aber den Gastraum reinigten und in der Küche hantierten.
Er setzte sich an einen Tisch, um ein kurzes Frühstück zu sich zu nehmen, bevor
er seinen Fußmarsch fortsetzen würde.
    Mata kam herbeigeeilt:
    „Hatte der edle Herr eine angenehme Nachtruhe? Was darf ich Euch
bringen?“
    „Vielen Dank, ich fühle mich, wie ein Bär nach dem Winterschlaf. Das
würzige Bier hat mir letztendlich die Füße weggehauen. Bitte bring mir nur
einen Becher Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen, das genügt mir. Ich bin zwar
noch satt durch das gestrige Mahl, aber ich habe heute noch einen weiten Weg
vor mir“ sagte Aran.
    „Gern mein Herr, bin sofort zurück!“ beeilte sich Mata zu sagen und
flitzte davon, so schnell das eben bei ihrer Fülle möglich war.
    Nachdem Aran gefrühstückt hatte, holte er seine Sachen aus dem Zimmer und
fragte die Wirtsleute:
    „Was bin ich Euch schuldig?“
    Mata winkte ab und sagte: „Wir stehen immer noch in Eurer Schuld, macht Euch
darüber bitte keine Gedanken.“
    Aran bedankte sich, legte trotzdem drei Kupfertaler auf den Tisch, und machte
sich auf den Weg nach Nordwesten.
    Aran hatte eine gut halbe Tagesreise vor sich. Kräftig schritt er aus
und hoffte, dass er heute ohne Unterbrechung sein Ziel erreichen würde. Wenn
alles gut ging, wäre er am späten Nachmittag in Arant. Das Gewitter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher