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Arams Sündenbabel

Arams Sündenbabel

Titel: Arams Sündenbabel
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr. So schnell wie es erschienen war, so rasch war es auch wieder verschwunden.
    Auf dem Rücken blieb Aram de Fries liegen und starrte gegen die Decke.
    Die Frau war weg. Sie war nicht mehr da. Verschwunden, abgetaucht in ihre Welt.
    Aram konnte nicht anders, er musste einfach lachen. Sein Körper wurde regelrecht geschüttelt. Der Wahnsinn schien ihn überfallen zu haben.
    Das Gelächter verstummte.
    Er dachte wieder. Seine innere Stimme sagte ihm, dass er also nicht mehr aus dem Hotel herauskonnte.
    Ich bin eingeschlossen! Ja, ich sitze in einem Gefängnis und werde überwacht! Ich komme nicht weg. Ich muss hier in diesem verfluchten Haus bleiben! Sie haben mich. Sie halten mich fest. Sie sind da, obwohl ich sie nicht sehen kann.
    Plötzlich waren sie da!
    Aber anders als beim ersten Mal. Keine Tote mehr, in deren Körper ein Schlachtermesser steckte. Diesmal war der Kontakt nicht so schlimm und auch nicht so direkt.
    Aram hörte Stimmen!
    Er konnte nicht unterscheiden, wer da etwas von ihm wollte, doch die Stimmen drangen von verschiedenen Seiten an seine Ohren.
    Sie fielen auch von der Höhe auf ihn herab. Sie umtanzten seine Ohren. Er hörte sie flüstern und zugleich singen, als wollten sie ihm erklären, wie gut es ihnen ging und dass sie die wahren Herren des Hotels waren.
    »Hört auf!«, brüllte Aram in die Leere der Lobby hinein. »Verdammt noch mal, hört endlich auf mit eurem Geschrei! Ich will es nicht mehr. Ich kann es nicht mehr hören. Ich will die verdammten Stimmen nicht. Nein, nein, nein...«
    Er schrie gegen die Wände. Niemand wollte auf ihn hören. Man machte sich lustig über ihn.
    Die Geister waren es, die ihn auslachten, und ihr Kreischen wurde noch lauter.
    Aram de Fies sackte zusammen.
    Die Stimmen blieben. Sie jubelten jetzt. Sie kreisten um und über ihm. Er lag auf dem dünnen Teppich und hielt die Augen geöffnet, wobei der Blick schräg in die Höhe glitt.
    Waren sie zu sehen?
    Im ersten Moment nicht. Nebulöse Gestalten, Nebel- und Dunstfetzen? Oder war es nur Einbildung?
    Es war Adam de Fries unmöglich, darauf eine Antwort zu finden. Die letzten Stunden hatten ihn ausgelaugt und fertig gemacht. Er wusste nur, dass dieses Haus nicht ihm gehörte. Die wahren Besitzer waren andere. Unheimliche Wesen, Geister, vielleicht auch Tote oder Bestien, denen der Teufel das Tor seiner Hölle geöffnet hatte.
    Wie ein k.o. gegangener Boxer blieb Aram de Fries auf dem Boden der Lobby liegen. Er hatte nicht einmal Kraft, zur Tür zu schauen. Hätte er es getan, dann wäre ihm die Gestalt nicht entgangen, die sich innerhalb der Tür abzeichnete, als wäre sie ein Teil des Materials.
    Es war Martina Mädel.
    Sie stand da und schüttelte traurig den Kopf, während Tränen aus ihren Augen liefen...
    ***
    »Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wo Sie begraben werden wollen, Mr. Sinclair?«
    Ich ging noch einen Schritt weiter, blieb stehen und drehte mich um. Ich sah in das ernste Gesicht der Frau im langen Mantel und wunderte mich über den prüfenden Blick, der mich streifte.
    »Nein, Mrs. Mädel, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Tut mir leid.«
    Die Frau seufzte. »Ja, so sind die Menschen. Das sollten Sie aber tun, Mr. Sinclair.«
    »Warum?«
    »Weil der Tod blitzschnell zuschlagen kann. Ohne Vorwarnung. Da ist es dann besser, wenn man sich vorbereitet hat. Ich finde, jeder Mensch sollte dies in die Wege leiten.«
    »Mag sein, aber ich habe noch keine Zeit gehabt, mich damit näher zu befassen.«
    Sie lächelte jetzt. »Ihre Arbeit, nicht wahr?«
    »So ist es.«
    Eine Windböe fuhr durch das graue Haar der Frau, und sie ließ ihre Hand sanft durch die Strähnen gleiten. »Es ist alles nicht einfach, Mr. Sinclair. Doch gerade ein Mensch wie Sie sollte dies nicht so weit von sich weisen.«
    »Vielleicht haben Sie Recht. Aber weiß ich, wie ich sterbe? Ich kann verbrennen, mich kann eine Kugel treffen, ich kann erhängt werden, zerschlagen, ertränkt, vergiftet, wie auch immer.«
    »An einen normalen Tod denken Sie nicht?«
    »Nein, Mrs. Mädel. Sie haben ja selbst gesagt, dass ich einen sehr schweren Job habe.«
    »Zu Recht.« Sie zuckte die Achseln. »Nun ja, es spielt auch keine große Rolle. Kommen Sie, wir wollen wieder gehen.«
    Martina Mädel fasste unter meinen rechten Arm, und so machten wir uns beide wieder auf den Weg durch diese graue, trotzdem romantische Landschaft, in der das übliche Großstadtleben so wahnsinnig weit entfernt zu sein
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