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Apocalypsis 3.04 (DEU): Maya. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.04 (DEU): Maya. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.04 (DEU): Maya. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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Raketenangriff, eine Parade zionistischer Pfadfinder, die Ankunft des Messias. ;)
    Aber es passiert ja auch wirklich ständig was. Vorgestern zum Beispiel lief ich durchs armenische Viertel in der Altstadt, und da steht Jesus vor mir. Also, wie aus den Filmen: junger Mann, Vollbart, ziemlich ausgezehrt, Tunika und Tallit mit Quasten an den Ecken, und quatscht mich sofort in gebrochenem Englisch an, das Ende sei nah, und so weiter, ich sollte bereuen und ihm folgen. Ja, klar, dachte ich, Jesussyndrom, die typische Jerusalemer Psychose. Immer wieder begegnest du hier irgendwelchen Davids, Marias und Jesussen (gibt es eigentlich einen Plural von Jesus?) mit Kreuzen. Normalerweise ignorierst du diese Typen. Aber ich dachte, was soll’s, und bin ihm gefolgt. Wie in so einem französischen Film, wo du nie verstehst, was die Leute eigentlich antreibt (außer Sex). Jedenfalls, Jesus beachtete mich gar nicht mehr, sondern ging vor, einmal durch die ganze Altstadt, beim Jaffator raus und dann im Zickzack durch mehrere Stadteile. Er hat sich die ganze Zeit nicht mal mehr nach mir umgedreht. Ich bin ihm bis nach Hause gefolgt. Er wohnt in einer kleinen Wohnung in Har Choma, das ist eine dieser israelischen Siedlungen auf palästinensischem Gebiet. Jetzt stellst du dir vermutlich irgend so eine kibbuzartige Verwerfung zusammengewürfelter Barracken vor, aber von wegen! Har Choma wirkt wie ein stinknormaler, properer Vorort. Nette kleine Häuschen mit Gärten und Garagen. Und da, lach nicht, wohnt Jesus mit seiner Familie in einem Mietshaus in einer kleinen Wohnung im dritten Stock. Ja, genau, er ist jüdisch. Also genauer gesagt, messianischer Jude. Das ist so eine kleine jüdische Gemeinschaft, die an Jesus glaubt. Ein Jude mit Jesussyndrom, stell dir das vor. Seine Frau und zwei kleine Mädchen saßen am Tisch und haben zu Abend gegessen. Schweigend. Jesus hat sich gleich wortlos dazugesetzt, und seine Frau (Dana) hat mir einfach einen Stuhl dazugestellt und einen Teller vollgemacht. Sie haben leise miteinander geredet, ganz alltäglichen Kram, wie ihr Tag so war und so weiter. Jesus (er heißt in Wirklichkeit Shimon) hat mich ein paarmal schüchtern angelächelt aber das war’s auch. Seine Frau hat mich nach meinem Namen gefragt und wo ich herkommen, mehr aber auch nicht. Sie waren sehr freundlich zu mir, aber irgendwie haben sie mich auch kaum beachtet. Nur die Mädchen natürlich, die haben mich die ganze Zeit angestarrt. Ganz süß. Aber gesagt haben die auch nichts. Nach dem Essen wollte ich mich dann verabschieden, aber Shimon hat mich zurückgehalten, um mir etwas zu geben. Eine billige blaue Kette mit einem Amulett. Ich wollte die nicht annehmen, aber er bestand darauf. »You take, you take! You keep, no give away!« – und drückte mir diese Kette fest in die Hand. Erst als ich wieder im Hotel war, hab ich gesehen, dass auf dem Medaillon in der Mitte etwas eingraviert ist. Vorne ein Symbol, das mir nichts sagt. Ich habe es für dich abgezeichnet. Kennst du das?

    Aber auf der Rückseite – halt dich fest – Figuren wie aus meinen Bildern! Groteske Figuren mit dünnen Armen und Beinen wie die Mimi der Aborigines, weißt du? Ist das nicht irre? Wenn ich die Augen schließe und das Amulett in der Hand halte, dann kann ich die Rillen und Riefen der Gravur spüren und stelle mir vor, dass dieses Amulett sehr alt ist. Vielleicht uralt, so richtig, richtig alt. Und über die Jahrtausende hinweg hat es irgendwie zu mir gefunden. Ja, es hat mich gefunden. Ein schöner Gedanke.
    Ich wollte mich irgendwie bei Shimon und Dana bedanken, also habe ich um Papier und einen Stift gebeten und sie rasch gezeichnet, und mich am Rand dazu. Im Anhang ist ein Foto, das ich von dem Bild gemacht habe.
    Warum ich dir das überhaupt erzähle? Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich wäre dir zumindest ein Lebenszeichen schuldig, sollte dir berichten, wie es mir hier geht, was ich mache. Und weil ich möchte, dass du meine Entscheidung respektierst und mir nicht nach Jerusalem nachreist. Bitte, Jim, tu das nicht, ich weiß, der Gedanke ist längst drin in deinem Sturschädel, aber tu’s nicht. Es würde dir nur unnötig wehtun und ohnehin nichts ändern, glaub mir.
    Was machen die Jungs? Wie ist der Fang? Trink nicht zu viel. ;)
    Als ich hier ankam, dachte ich auch ans Trinken. Ich dachte, ich lass mich in diesem schäbigen Hotelzimmer einfach mal so richtig volllaufen. Hab ich aber nicht. Weißt du, was ich gemacht habe? Ich bin in die
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