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Apocalypsis 3.03 (DEU): Der Plan. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Apocalypsis 3.03 (DEU): Der Plan. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)

Titel: Apocalypsis 3.03 (DEU): Der Plan. Thriller (Apocalypsis 3 DEU) (German Edition)
Autoren: Mario Giordano
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verstanden, Mr. Adam?«
    Peter starrte den Mann mit dem kummervollen Gesicht an, der sich als Ken Phelps von der amerikanischen Botschaft vorgestellt hatte, und nickte.
    Sind die überhaupt zuständig für dich mit deinem deutschen Pass?
    »Keine Leichen«, wiederholte er.
    Phelps nickte, als sei das die richtige Antwort, und trank einen Schluck Cola.
    Scheint ihm an die Nieren zu gehen.
    Sie waren allein in diesem Büro der Carabinieri, die ihn zusammen mit den anderen amerikanischen Angehörigen gleich nach der Landung in Empfang genommen hatten. Ein schlichtes Büro, dämmrig und kühl wie ein Frühlingsabend. An der Wand ein Plan des Flughafens, ein Bild von Giorgio Napolitano, dem italienischen Staatspräsidenten, der milde und freundlich auf ein Ferrariposter an der Wand gegenüber blickte. Die Klimaanlage schnurrte leise, wie um nicht zu stören. Niemand wollte stören. Die Carabinieri nicht, Phelps nicht, der Staatspräsident nicht. Aber draußen vor den heruntergelassenen Jalousien sah es schon anders aus, da wurde es Mittag, da rollten Flugzeuge vorbei, Tanklaster, Follow-Me- und Pushback-Fahrzeuge, wie ein mechanisches, nie enden wollendes Ballett. Da draußen ging das Leben ungerührt weiter.
    Das werden sie dir jedenfalls immer und immer wieder sagen. Dass dieses verdammte Scheißleben weitergeht. Dass du weitermachen musst. Bis du stirbst.
    Im Augenblick erinnerte sich Peter kaum noch daran, wie sein Kollege Greg Winters ihn von Grinnell nach Des Moines gefahren hatte, auch nicht an den Flug nach Chicago oder das Umsteigen in die Maschine nach Rom. Seine Erinnerung lichtete sich erst, als sie das Mittelmeer überflogen und er die ganze Zeit krampfhaft auf die Rückenlehne des Sitzes vor ihm gestarrt hatte, um nicht zufällig draußen die Trümmer der abgestürzten Maschine auf dem tiefblauen Wasser zu entdecken.
    »Wir bringen Sie jetzt erst mal in ein Hotel«, sagte Phelps. »Einer unserer Mitarbeiter wird sich um Sie kümmern. Wir können auch die deutsche Botschaft verständigen, wenn Sie das wünschen. Sobald wir etwas Neues von den italienischen Behörden hören, erfahren Sie es als Erster. Möchten Sie vielleicht mit einem Psychologen oder einem Priester sprechen?«
    Nein danke, ich möchte bloß aus diesem Albtraum aufwachen.
    Peter atmete aus und schüttelte den Kopf. »Danke. Mein Bruder wartet draußen auf mich. Ich werde wohl bei ihm wohnen.«
    Phelps wirkte plötzlich erleichtert. »Sehr gut. Denken Sie nur bitte daran, uns Ihre Adresse in Rom zu hinterlassen. Meine Nummer haben Sie ja. Rufen Sie jederzeit an.«
    Na klar. Und nicken. Funktionieren. Aufstehen. Stuhl wegrücken. Schmeiß die Cola nicht um. Räuspern. Danke. Handschlag. Koffer nehmen. Und raus.
    Nikolas wartete vor der Tür auf einem Plastikstuhl. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug und ein schwarzes Hemd mit weißem Kollar. Er sah gut aus, trainiert, leichte Bräune, ein bisschen zu hager vielleicht, die Haare militärisch kurz geschnitten, seine vertraute, etwas steife Haltung, der ungeduldige Ausdruck. Und dennoch war die Ähnlichkeit überwältigend. Nach all den Jahren fühlte es sich immer noch an, als würde er in einen Spiegel blicken. Mehr noch: Als Peter seinen Zwillingsbruder auf dem Plastikstuhl sah, durchfuhr ihn eine Welle großer Wärme und zugleich tiefer Schmerz. Als ob sie beide nicht nur die Erinnerungen ihrer Kindheit teilten, sondern die eines ganzen gemeinsamen Lebens – bis ins Alter hinein. Eine Verbundenheit stärker als der Tod. Die Gewissheit, eins zu sein.
    Etwas schien von Nikolas abzufallen, als er seinen Bruder sah. Er erhob sich, trat auf Peter zu und umarmte ihn. Peter erwiderte die Umarmung, wollte sich dann aber rasch wieder freimachen, wollte nur fort von hier, egal wohin. Doch sein Bruder ließ ihn nicht los, hielt ihn einfach weiter fest, drückte ihn noch enger an sich. Peter zitterte, dachte kurz daran, sich brüsk loszureißen, aber das erschien ihm irgendwie peinlich vor den Augen des Botschaftsangestellten. Also umarmte auch er seinen Bruder weiter, roch sein Aftershave, den Stoff seines Anzugs, den vertrauten Geruch in der Halsbeuge. Und dann gab irgendetwas in seinem Inneren nach, brach knirschend in sich zusammen und wich einer großen Flut. Peter merkte nur noch, wie ihn alle Kraft verließ. Er sackte in sich zusammen, aber Nikolas hielt ihn aufrecht, hielt ihn die ganze Zeit fest, während Peter in Krämpfen zuckte, schluchzte, weinte und Schmerz und Verzweiflung in den
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