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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16
Autoren: Adam Nevill
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Lichtschimmer in der Kabine.
    Als er in den Aufzug trat, zitterten seine Hände. Er drückte auf den falschen Knopf. Nicht den fünften Stock! Er drückte auf den Knopf mit der Nummer neun. Die Nummer fünf blieb erleuchtet. Nummer neun leuchtete ebenfalls auf. »Verdammte Scheiße!«, rief er. Dann konzentrierte er sich und drückte auf den Knopf für den achten Stock, neben dem mit Bleistift die Apartmentnummern 16 und 17 geschrieben waren.
    Was machte er jetzt da oben, dieser Irre namens Seth? Es schien eine ganze Minute zu dauern, bis der Lift sich endlich ächzend und klappernd in Bewegung setzte und langsam nach oben stieg. Dorthin, wo Apryl auf ihn wartete.
    Was würde er tun, wenn er dort ankam? Jetzt, nachdem er aufgehört hatte, hektisch mit den Fingern nach dem richtigen Knopf zu suchen und gezwungen war, stillzustehen und abzuwarten, hatte er Zeit, darüber nachzudenken, was als Nächstes von ihm erwartet wurde. Er fragte sich, ob er überhaupt fähig war, eine körperliche Auseinandersetzung zu bestreiten. Was das betraf, war er völlig unsicher. Das letzte Mal hatte er sich in der Schule geprügelt, und das war Jahrzehnte her.
    »O mein Gott«, murmelte er vor sich hin, als er über das absurde Geschehen in dieser Nacht nachdachte. Was hatte Apryl sich nur dabei gedacht? Als der Aufzug sinnloserweise im fünften Stockwerk anhielt, verwandelte sich seine Ungeduld in Wut. Diese ganzen verrückten Geschichten, diese Spekulationen über Mord und nun auch noch dieses idiotische konspirative Treffen mit diesem durchgedrehten Wachmann, als wäre sie eine Art Amateurdetektivin. Er verfluchte sich selbst, weil er sich auf diesen ganzen Schwachsinn eingelassen hatte. Er hatte nie in Betracht gezogen, dass Apryl genauso irre war wie ihre Großtante.
    Der Aufzug kam endlich im achten Stockwerk an. Aber jetzt, als er so dicht dran war, wollte er am liebsten gar nicht aussteigen. Er spähte durch das kleine Fenster in der Aufzugtür und suchte den Teil des Korridors ab, den er von dort aus überblicken konnte. Niemand zu sehen, aber eine Wohnungstür stand offen. Das musste Nummer sechzehn sein.
    »Scheiß drauf.« So leise wie möglich schob er die Aufzugtür auf und schaute nach draußen, um sicherzugehen, dass niemand ihn erwartete. »Apryl«, rief er leise. »Apryl.« Dann wartete er noch halb in der Kabine stehend auf eine Antwort.
    Nichts.
    Er trat aus dem Aufzug und ging auf die Tür zu, um einen Blick in Apartment sechzehn zu werfen. Er sah nur einen schäbigen, unbeleuchteten Flur.
    Er blieb in der Tür stehen und rief zweimal nach ihr, strengte sich vergeblich an, etwas in der Dunkelheit am Ende des Flurs zu erkennen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als hineinzugehen.
    Ganz langsam trat er ein und dachte gleichzeitig, wie unglaublich es doch war, dass er gerade widerrechtlich in eine fremde Wohnung eindrang. Kaum hatte er zwei Schritte gemacht, blieb er abrupt stehen, duckte sich und rief laut: »Mein Gott!«
    Jetzt konnte er es auch hören. Das Stimmengewirr. Den Sturm. Dieses entsetzliche, jämmerliche Geheule. Das, wovon sie gesprochen hatte. Es rauschte und wirbelte über die Schwelle der mittleren Tür auf der linken Seite des Flurs. Das war die Tür, durch die Hessen von Apryls Großonkel gestoßen worden war.
    Er stand vor dem Zimmer und fragte sich, ob er wohl den Mut hatte, den Türknauf zu berühren. Aber dann hörte er sie. Weit entfernt, aber dort drin. Sie schrie. Inmitten dieses Dröhnens und dieses Gebrülls, das klang wie eine Horde verängstigter Affen, die sich vor einem Leoparden auf einen Baum geflüchtet hatte, hörte er ihre Stimme. Winzige abgerissene Schnipsel. Sie weinte und jammerte und bettelte um Gnade, als wollte jemand sie umbringen.
    »Himmel!« Er warf sich gegen die Tür.
    Und fiel ins Nichts. In die Leere.
    An einen Ort, wo nur die eisige Temperatur zu spüren und der Lärm von Tausenden durcheinander schreienden Stimmen zu hören war. Aber er stürzte auf einen festen Boden, den er nicht sehen konnte. Er musste sich die Ohren zuhalten. Dann wirbelte er herum, um herauszufinden, wo sich die schreiende Apryl befand, spürte, wie seine Füße und Beine über einen Abgrund glitten, in dem ein noch kälterer und noch beißenderer Wind wehte, der nach oben strömte, als stürmte er gegen eine Felswand und hätte keine andere Möglichkeit mehr, als nach oben auszuweichen.
    Er krabbelte rückwärts, und es gelang ihm, dem Abgrund zu entkommen, in den er beinahe gefallen wäre,
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