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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16
Autoren: Adam Nevill
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anmachen. Die Funken sprühten, aber es gab keine Flamme.
    »Hier unten«, rief eine Stimme aus dem Zimmer, direkt hinter der Tür. Jedenfalls klang es so. War das Seth?
    »Was?« Hektisch und verzweifelt versuchte sie ein paar Mal, das Feuerzeug anzuknipsen. Sie hielt das Handy wieder ans Ohr. »Ich glaube, ich kann jemanden hören. In diesem Zimmer.«
    »Apryl, du machst mir Angst. Was zum Teufel geht denn da vor?«
    Sie hielt das Feuerzeug höher. Es glomm kurz auf, dann erstarb die Flamme. Beim nächsten Versuch blieb es an. Zögernd trat sie einen Schritt auf die Türschwelle zu und hielt dabei die Flamme dicht vor ihr Gesicht. Ihr Herz pochte laut, und sie blinzelte über das Feuerzeug hinweg. Sie entschied, dass sie unbedingt einen Blick in dieses Zimmer werfen musste, um herauszufinden, was Seth da drin machte. Offensichtlich war er hinter dieser Tür. Mit jemand anderem. Oder redete er mit sich selbst? Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
    Die Tür schwang auf.
    Sie wurde von der anderen Seite her aufgerissen. Vor Schreck hielt sie den Atem an. Die Flamme ihres Feuerzeugs erlosch, als ein kalter Luftzug aus der undurchdringlichen Dunkelheit herauswehte. Wie eine Sturmböe drängte er sich ihr entgegen, als würde er mit unglaublicher Wucht aus einem engen, aber gleichzeitig nicht fassbaren Raum gepresst. Ja, irgendwas da drinnen wirbelte umher. Die Luft war in Bewegung, und darin waren unglaublich viele Stimmen gefangen, und alles schob sich mit solcher Kraft auf sie zu, dass sie das Gleichgewicht verlor.
    Das schwache Licht aus dem Korridor ging aus, und sie konnte nichts mehr sehen – weder die schmutzige Tapete noch die vage Andeutung einer Zimmerdecke noch irgendwelche Fußleisten oder sonstige Begrenzungen – , alles war verschwunden. Alles weg. Sie war umfangen von etwas, das so dicht und schwarz war, dass sie nur noch die Temperatur fühlen konnte, sonst nichts.
    Als Seth dort heraussprang, flüchtete, musste man wohl sagen, schien sich ihre Kopfhaut ganz fest um die Schädeldecke zu spannen und ihre Augenlider flatterten, so stark war der Luftstrom, der sie erfasste. Kalt wie ein Polarsturm. Und die Rufe, die herausdrangen, waren so schrecklich, dass sie selbst einen langen Schrei ausstieß. Aber der entsprang immerhin der Kehle eines lebendigen Wesens.

41
    Völlig außer Atem und laut schluchzend brach Seth auf der anderen Seite der Tür im Flur zusammen. Dann blickte er auf und sah den Jungen mit der Kapuze neben sich stehen. Er war sehr aufgeregt, die Kapuze schwankte hin und her, mal sah er Seth an, mal die traumatisierte Apryl. Sie lehnte an der Wand, ein Fuß merkwürdig verdreht. Am Ende des Flurs stand die Wohnungstür weit offen.
    »Seth! Seth!«, schrie der Junge unter der zitternden Kapuze. »Bring diese verdammte Schlampe jetz’ endlich da rein. Wirf sie rein. Mach’s endlich, oder es wird dir für immer leidtun. Sonst nimmt er stattdess’n dich mit runter. Entweder sie oder du. Tu jetzt endlich, was ich dir sach, verdammt!«
    Apryl starrte Seth erschrocken an. Sie brachte keinen Ton hervor.
    »Er will dich sehen«, sagte er. Seine Stimme klang gleichzeitig pathetisch und bettelnd in seinen Ohren. »Da drin.«
    Apryl schüttelte den Kopf, drehte sich um und wollte losrennen.
    »Seth!«, kreischte der Junge und lief hinter ihr her. »Bring sie rein! Da drin kann ich dir helf’n, die Schlampe fertigzumach’n. Schieb sie endlich rein, verdammt. Den Rest krieg’n wir hin. Los, mach schon!«
    Als Seth sich aufgerappelt hatte und ihr folgte, merkte er, dass er weinte.
    »Apryl, Apryl.« Er packte ihren Kragen und riss daran. Ihr Oberkörper knickte nach hinten, die Füße flogen in die Luft. Dann knallte sie auf den Fußboden. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, und sie fing an zu weinen. Sie war verletzt. Er hatte sie rückwärts auf den Boden geschleudert. Sofort verspürte er das Bedürfnis, sich zu entschuldigen.
    »Genau! So isses richtig. Du hast sie!«, schrie der Junge. Er stand jetzt zwischen ihren zappelnden Füßen, die Halt auf dem glatten Marmorfußboden suchten.
    »Seth, nicht«, stöhnte sie. Presste es laut schluchzend vor Schmerz hervor, unfähig, sich zu wehren.
    Er packte sie am Kragen und zog sie über den Boden durch den Flur. Sie drückte die Hände auf den glatten kalten Marmor, um sich festzuhalten und zu verhindern, dass er sie durch diese Tür zerrte, die klapperte und ratterte von dem grauenhaften Sturm, der von innen dagegenbrandete. Der Kragen
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