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Anziehungskraft: Stil kennt keine Größe (German Edition)

Anziehungskraft: Stil kennt keine Größe (German Edition)

Titel: Anziehungskraft: Stil kennt keine Größe (German Edition)
Autoren: Guido Maria Kretschmer
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Tag gehabt haben, als er sie entworfen hatte. Perfekt proportioniert, schlanke wohlgeformte Beine, einen ebenmäßigen Teint am ganzen Körper. Kein Äderchen, keine Rötung störte  das Kunstwerk aus DNA . Die schönsten Brüste, die ich jemals gesehen hatte, ein strahlendes Lächeln, dichtes dunkles Haar, blaue Augen. Fein gegliederte Hände und Füße, dünn, aber nicht dürr. Beweglich und anmutig, blitzgescheit und gut erzogen – kurz, eine Traumfrau! Ja, liebe Mädels, ihr müsst jetzt ganz stark sein, es gibt sie. Sie ist wunderschön, keine blöde Kuh, keine Arrogante, ohne offensichtliche menschliche Schwäche, göttlich auf zwei Beinen mit acht Buchstaben: C-O-N-C-H-I-T-A.
    Jenes spanische Model vom Typ »Kernerschütterung« hätte alles werden können – und das wurde sie auch für mich: mein erstes Fittingmodel. Als Designer bin ich abhängig von guten Models, denn sie sind die ersten Botschafterinnen meiner Mode. Wenn ein Showkleid das richtige Model findet, ist es immer etwas Besonderes. Wie Ankommen nach einer Wanderschaft. Dieser Moment hat einen ganz besonderen Zauber. Die Verbindung von Textil und Frau hat etwas Magisches, für eine Sekunde bleibt alles stehen, die Anwesenden werden Zeugen von Harmonie und Ästhetik. Das erste Fitting ist für mich immer sehr aufregend. Wenn ein Look nicht funktioniert, fliegt er raus, egal wie lange wir an ihm gebastelt haben. Die zweite Chance gibt es nur einmal. Sollte er dann noch immer nicht berühren: Adieu.
    Fittingmodels sind Mädchen, die so perfekt gebaut sein sollten, dass wir Designer sie als Grundlage für unsere Passform nutzen dürfen. Diese Mädchen müssen über eine Engelsgeduld verfügen, da sie stundenlang Kleider probieren, pausenlos von Nadeln gestochen werden und Hunderte Male hören: »Dreh dich doch noch einmal, bitte.« Oder: »Geh mal ein paar Schritte für mich.« Für mich waren es immer nur eine, in guten Zeiten vielleicht zwei, die diese perfekten Maße und Eigenschaften hatten. Seit Jahren arbeite ich nun schon an meinen Kollektionen und genieße die Schönheit meiner von mir so verehrten Zoe Helali, meines aktuellen Fittingmodels. Sie ist eine Traumfrau, die mich zudem auch textil sehr beeinflusst. Sie ist nicht nur mein Lieblingsmodel, sondern eröffnet fast alle meiner Defilees.
    Ohne diese besonderen Schönheiten hätte ich keine Möglichkeit zu erfahren, ob meine Kreationen präsentationsfähig sind. Nur die perfekte Symbiose aus Material, Schnitt und der Bewegung des Models geben mir die nötige Sicherheit zur Präsentation. Es mag genau diesem Umstand geschuldet sein, dass ich fast immer mit den gleichen Models arbeite, ich brauche ihre Vertrautheit, ihre Anmut. Ich bin ein Bewunderer, der respektiert und sich einlässt. Alle Augen liegen auf den Models, sie müssen meine textilen Geschichten erzählen. Meine Arbeit ist dann erledigt. Jeder Look, der den Laufsteg betritt, sagt mir leise »Adieu«. Heute ist in der Mode der Moment, wo Menschen sehen, was mein Gestern war. Wer Mode designt, muss loslassen können, nicht an den Arbeiten der letzten Saison hängen. Erinnerung und Verklärtheit gegenüber der eigenen Arbeit unterbrechen den kreativen Prozess!
    Präsentation von Mode heißt in meinem Fall eben nicht nur Show und Salonpräsentationen, sondern eben auch Looks, die ich für meine Corporate Fashion oder Firmenbekleidung entwerfe. Textilien brauchen, wenn sie lebendig werden sollen, Menschen. Und da ist es dann auch egal, ob es sich um ein Abendkleid für eine vornehme Dame oder um ein Kostüm für eine Stewardess handelt. Für beide gilt nur eins: Es muss perfekt sitzen und von guter Qualität sein, der Trägerin das Gefühl geben, dass der Designer an sie gedacht hat. Ein Kleid auf einem Bügel kann schön sein. Ein Kleid an der richtigen Frau kann Kunst werden.
    Conchita war eines jener außergewöhnlichen Models, die in wenigen Sekunden die Menschen für sich erobern können und aus jedem Look ein Statement machen. Das ist auch für Models keine Selbstverständlichkeit, weil nicht jedes Mädchen alles tragen kann und in jedem Kleid wie eine Göttin aussieht. Ich buchte sie in Spanien und unsere erste Reise ging gleich nach Deutschland. Die zauberhafte Conchita litt unter extremer Flugangst. Fliegen gehört auch nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber mit einer Flugpanikerin potenziert sich mein Unbehagen ins Unermessliche. Ich habe noch nie zuvor oder danach die »in den Sitztaschen vor Ihnen befindlichen
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