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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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faszinierende Antworten.
     
    Die Herausgeber

 
Der Mensch …
Fossilien
     
    Die früheste Geschichte der Menschheit wurde in Stein geschrieben, nicht mit den Relief-Buchstaben irgendeines primitiven Alphabets, sondern mit den versteinerten Knochen der ersten Menschen selbst. Von all den Vorzeit-Menschen ist keiner so geheimnisumwittert wie der Neanderthaler. Welches Schicksal ereilte vor langer Zeit diese Rasse ohne Zukunft? Allenfalls ein Dichter könnte diese Frage beantworten. Trotzdem versucht es L. Sprague de Camp in einem leichteren Tonfall, indem er den Menschen der Vorzeit in die moderne Zeit transponiert. Sein Gigantanthropus – ei ne imaginäre – mit ›Riesenmensch‹ zu übersetzende – Gattung – ist ein »Rückfall« der Geschichte und wird heute wiedergeschaffen durch selektive »Rückzucht« mit unerwarteten und komischen Ergebnissen.

 
L. Sprague de Camp
Fünfhundert-Kilo-Kerle
     
    »Fünfhundert-Kilo-Kerle?« rief der dürre knochige Schwätzer. Der weichliche Professortyp reichte die Flasche wieder seinem Nachbarn und wischte sich den Mund mit dem Taschentuch. Er sprach laut durch das Heulen der Turbinen.
    »Sie waren noch nie in dem Giganthanten-Reservat?«
    »Nein«, sagte der Dürre. »Ich habe Bilder davon in einem Sonntagsblatt gesehen, aber zu Fuß war ich noch nie in dieser wilden Gegend. Habe sie mehrmals überflogen, hatte aber bisher keine Gelegenheit zu einem Abstecher.«
    »Mein lieber Mann! Wenn Sie in Springfield die Verträge für Ihre Football-Mannschaft erledigt haben, kommen Sie ruhig rüber nach Muskogee, dann zeige ich Ihnen das Reservat.«
    »Wie komme ich hin?« fragte der Dürre etwas zweifelnd.
    »Es gibt eine Luftverbindung, aber an Ihrer Stelle würde ich mit dem Zug fahren. Sie können die Landschaft aus zehn Meilen Höhe nicht richtig genießen.« Der Professor nahm eine Karte und kritzelte ein paar Zeilen darauf. »Nehmen Sie. Ich heiße Frybush; unterrichte Anthropologie an der Universität von Toronto. Ich will selbst gerade die Giganthanten besuchen.«
    »Mein Name ist Grogan, Oliver Grogan«, sagte der andere. »Manager des Football-Vereins ›Wölfe von Chikago‹.«
    Sie schüttelten sich die Hände.
    »Ist das nicht ähem gefährlich? Diese Fünfhundert-Kilo-Affenmenschen scheinen mir nicht eben die Sorte von Jungs für ein Freundschaftsspiel zu sein.«
    Professor Frybush schnaufte. »Keine Gefahr. Beauftragte der Regierung überwachen sie und greifen sofort ein, wenn die geringste Möglichkeit besteht, daß sie Leute behelligen könnten.«
    »Sie schießen sie ab, meinen Sie?«
    »Nein! Ich sagte Ihnen schon, der Oberste Gerichtshof hat den Giganthropus in den Status eines legalen menschlichen Wesens versetzt, mit allen Privilegien und Rechten eines solchen. Die Beauftragten bewegen sie lediglich, in einen anderen Teil des Reservats zu wandern, wo sie keinem normalen Besucher die Arme und Beine ausreißen können, wenn sie schlechte Laune haben«. Grogan fuhr sichtlich zusammen, und Frybush fügte hinzu: »Was ist los, wollen Sie nicht? Natürlich zwingt Sie niemand; ich dachte nur, weil Sie gerade einen guten Schluck zur rechten Zeit für mich hatten, könnte ich Ihnen auch einen Gefallen erweisen. Wo ich gerade davon spreche …«
    Grogan holte die Flasche wieder hervor.
    »Doch, ich freue mich darauf. Ich komme. Aber sagen Sie, woher kommen diese Kerle? Ich dachte, sie wären schon vor einer Million Jahre ausgestorben?«
    Frybush gluckste. »Sind sie auch, aber sie wurden wiedererschaffen.«
    »Wie kann man das machen? Ich wünschte mir nicht gerade, daß jemand in meiner Nachbarschaft einen Di nosaurier oder so etwas bastelt.«
    Frybush lächelte. »Schon von den Gebrüdern Heck gehört?«
    »Nein.«
    »Zwei Brüder aus Ungarn, die vor ein paar Jahrzehn ten die ausgestorbenen Auerochsen wiedererschufen.«
    »Wie? Wen?«
    Frybush blickte durch das Fenster auf die flache braune Landschaft hinab, in der die Flüsse ein Netz bildeten, das wie das Muster auf einem Blatt aussah.
    »Der Auerochse war ein großes Wildrind, das bis etwa zum Jahre 1600 in Europa lebte; ähnlich wie ein texanisches Longhorn. Die wilden Auerochsen wurden ausgerottet, hatten sich aber schon mit dem einheimischen Zuchtvieh vermischt, vor allem in Spanien und Ungarn. So suchten die Gebrüder Heck Vieh aus, in dem noch Auerochsenblut floß, und züchteten es zurück auf die frühere Form. Es gelang leichter, als sie erwartet hatten: nach ein paar Generationen besaßen sie eine
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