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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax
Autoren: Robin Cook
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werden, die durch bekanntermaßen kampftaugliches Potential besitzende Erreger verursacht werden.
    Doch die Verantwortung der Mediziner im Hinblick auf Bioterrorismus geht weit darüber hinaus, einen Zwischenfall aufzudecken und deren Opfer zu behandeln. Die Ärzteschaft ist ethisch dazu verpflichtet, die allgemeine Mißbilligung, die derzeit mit dem Einsatz von Biowaffen assoziiert ist, weiter zu verfestigen. Angehörige der medizinischen Berufe aller Nationen müssen darauf bestehen, daß sämtliche in ihren jeweiligen Ländern auftretende verdächtige Krankheitsausbrüche gründlich erforscht und die Ergebnisse dem Weltforum bekannt gemacht werden. Wäre dies zum Beispiel 1979 nach der versehentlichen Freisetzung von Anthrax-Bakterien aus der Biowaffen-Fabrik Biopreparat in Swerdlowsk geschehen, hätten die sowjetischen Ärzte der Welt einen großen Dienst erwiesen: Sie hätten das illegale, offensive sowjetische Biowaffen-Programm offengelegt. Statt dessen wurde die Welt mit sorgfältig ausgeklügelten Falschinformationen des KGB abgespeist, woraufhin Biopreparat seine illegale und ethisch abstoßende geheime Arbeit für weitere zehn Jahre fortsetzen konnte. Ein weiterer Grund, warum sich die Ärzteschaft im Zusammenhang mit Biowaffen ihrer ethischen Verantwortung bewußt werden muß, ist der, daß die hinter der Herstellung solcher Kampfstoffe stehende Technologie die ultimative Perversion biomedizinischer Forschung darstellt. Mit Hilfe der boomenden Biotechnik besteht sogar die Möglichkeit, vollkommen neue Verderben bringende Organismen zu konstruieren. Experten läuft es bei dem Gedanken eiskalt den Rücken hinunter, daß irgendwann womöglich an einem Wirkstoff gebastelt wird, der die Infektiosität des Schnupfens oder sogar der Pocken mit der Pathogenität von Ebola kombiniert.
    Wie auch im Falle der Bedrohung durch nukleare Waffen hat die Öffentlichkeit das Gefühl, wenig tun zu können, um die Entwicklung und den Einsatz von Biowaffen zu torpedieren. Doch das stimmt nicht. Die Öffentlichkeit kann bei dem immer bedrückender werdenden Biowaffen-Alptraum sehr wohl eine Rolle spielen, und zwar insofern, als sie Kenntnis davon hat, welche enorme Gefahr Biowaffen darstellen. Die einzige Methode, mit der Anschläge tatsächlich verhindert werden können, ist eine wirksame Aufklärung und Abwehr durch die entsprechenden Geheim-und Sicherheitsdienste; darüber hinaus sollte jedoch auch die Öffentlichkeit mißtrauisch und auf der Hut sein. Da es durchaus der Wahrheit entspricht, daß kleine Labors und Produktionsanlagen in privaten Häusern, zum Beispiel in Kellern oder Vorratskammern, errichtet werden können, ist es wichtig, in Alarmbereitschaft zu sein und Hinweise wie Gärungsgerüche oder konstante Ventilatoren-Geräusche ernst zu nehmen und den Behörden zu melden. Des weiteren sollte unerwarteter Handel mit oder Diebstahl von Mikroorganismen, mikrobiologischem Equipment, Mikrofermentationsanlagen, Bioschutzkleidung oder Pestizid-Verstäubungsgeräten den zuständigen Stellen gemeldet werden. Bei allen den anderen Miseren wie AIDS, Hungersnöten, Wirtschaftskrisen, Bürgerkriegen, ethnischer Säuberung und globaler Erwärmung, über die wir uns Sorgen machen, scheint es manchmal vielleicht so, als wäre für das Schreckgespenst des Bioterrorismus kein Platz mehr vorhanden. Dabei sollte jedoch nicht in Vergessenheit geraten, daß kaum eine der aufgezählten Bedrohungen imstande ist, so schnell so viele Menschen zu töten wie eine Bio-Bombe. Wir haben jahrelang mit der Angst gelebt, daß ein nuklearer Winter die Menschenrasse vernichten könnte. Eine ähnliche Gefahr droht uns jetzt aus den Labors zur Erzeugung biologischer Waffen.
    Zum Schluß noch eine positive Anmerkung: Regierungen und Behörden vor Ort haben insbesondere in den Vereinigten Staaten begonnen, die Gefahr des Bio-Terrorismus zu erkennen und erste Maßnahmen in die Wege zu leiten. Es wurden Gelder bereitgelegt, und sowohl das Verteidigungsministerium als auch das FBI haben spezielle Einsatztruppen gebildet. Größere Städte wie New York haben ihre Einrichtungen zur Durchführung von Notstandsmaßnahmen mit dem Problem betraut. Auf lokaler Ebene wurden Menschen ausgebildet, um einer Notsituation gegebenenfalls Herr zu werden, ferner haben realistische Übungen unter Vortäuschung des Ernstfalls stattgefunden; doch ob diese Anstrengungen wirklich ausreichen, ist fraglich. Vielleicht muß erst eine Bio-Bombe hochgehen, bevor die Initiativen
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