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Anmutig älter werden (German Edition)

Anmutig älter werden (German Edition)

Titel: Anmutig älter werden (German Edition)
Autoren: Ruth Maria Kubitschek
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Bandscheibenvorfall. Der Arzt meinte, es sähe so aus, als ob irgendwann einmal die Lendenwirbel vier oder fünf angebrochen gewesen seien. Ich wusste sofort, wann das gewesen war … Natürlich, damals bei dem Sturz in Ungarn.
    »Wir müssen Sie operieren«, meinte der behandelnde Arzt.
    »Nein, das geht nicht, ich muss nach Kanada.«
    »Also dann Spritzen unter dem Mikroskop gegen die Schmerzen«, die er mir verabreichte.
    Zum Schrecken des Produzenten kam ich im Rollstuhl in Kanada an. Aber da ich eine alte, etwas böse Frau darstellen sollte, bat ich den Regisseur, ob ich nicht einen Stock benutzen könnte. Dieser fand es eine blendende Idee, die alte harte Frau mit einem Stock spielen zu lassen.
    Nach dem Dreh flog ich wieder zurück nach Hamburg zur Untersuchung. Dort stellte man fest, dass die Nerven meines linken Beines bis zum Knie gelähmt waren. Operation? Nein, das wollte ich auf keinen Fall.
    Ich flog zuerst einmal heim.

    In »Cinderella«, einem Fernsehfilm, der in Rom gedreht wurde, spielte ich 2010 die reiche Amerikanerin Mrs Cooper.
    Ich versuchte, mit Massagen und Übungen meinem Rücken zu helfen. Ernst Mühlemann empfahl mir eine Physiotherapeutin, die nach der Methode Dorn und Preuss ausgebildet war, die ich so oft wie möglich aufsuchte. Der Rücken wurde langsam besser, aber mein linker Fuß war nicht mehr mein Fuß. Er klatschte auf den Boden und es klang, als ob King Kong gehen würde.
    Ich versuchte, bei der Arbeit immer so zu gehen, dass mein Handikap nicht auffiel, aber ich sah es natürlich. Jammern gilt nicht.
    Ich nahm es als Prüfung. Ein Stein, ein Brillant wird geschliffen und das tut weh.
    Was halte ich körperlich unter welchen Bedingungen aus?
    Alles in meinem Leben kam jetzt zu mir zurück. Meine Kindheit mit dem Typhus und meine Rückenverletzung als junge Frau. Der Körper vergisst nichts. Viele Jahre habe ich es leider versäumt, mit ihm zu kommunizieren, weil ich es nicht besser wusste. Jetzt versuchte ich, mit meinem Körper, meinen Zellen zu reden. In der Meditation bat ich auch das Pferd um Vergebung und versuchte, genau zu visualisieren, was damals geschehen war, und es zu akzeptieren. Vielleicht hat es ein bisschen geholfen, geschadet hat es auf alle Fälle nicht.
    Alles hat seine Zeit. Ich habe festgestellt, dass man mit Hinwendung und Aufmerksamkeit alles heilen kann. Man braucht dafür Geduld. Wenn man bedenkt, wie lange sich eine Krankheit Zeit nimmt, um sich zu zeigen, muss man ihr auch die Zeit der Heilung gönnen.
    Wenn wir vollkommen denken würden, könnte sich unser Körper innerhalb von neun Monaten erneuern, genauso lange wie ein Kind braucht, um auf die Welt zu kommen. Unsere Zellen sind bereit, doch wissen auch sie inzwischen nicht mehr, wie es geht. Also müssen wir ihnen helfen. Wir haben noch eine Urzelle in uns und diese sollten wir aktivieren.
    Jede Verletzung schenkt uns die Chance, dass wir sie heilen können, im Einvernehmen mit dem Körper. Das ist die Erfahrung meines doch schon langen Lebens. Vorher sollten wir versuchen, die Krankheit und die Schmerzen anzunehmen und zu akzeptieren. Danach dürfen Sie auf keinen Fall mehr sagen: »Ich habe die und die Krankheit«, sondern nur noch Gesundheit suggerieren. Wichtig ist es, dann so lange zu danken, dass man gesund ist, bis unser Körper geneigt ist, unser Denken anzunehmen, und Heilung erfolgen kann.
    Ich habe mir Zeit gegeben, habe mich nicht operieren lassen. Noch heute stellt mich mein Rücken immer wieder vor neue Erfahrungen. Aber ich kann recht und schlecht damit leben.
    Weil ich viel spazieren gehe, versteht mein linker Fuß, der mich in Atem gehalten hat, jetzt langsam, dass er gesund ist. Ich »spreche« mit ihm: »Ich tue etwas für dich, also tust du jetzt etwas für mich. Sei nicht beleidigt, bitte verzeih mir, dass ich dich zu wenig beachtet habe. Du hast Aufmerksamkeit gefordert und ich hoffe, ich habe sie dir nun gegeben.«
    Das ist nur ein Beispiel, wie wir mit den schmerzenden Körperteilen sprechen können. Wir sollten unsere Erwartung der Heilung loslassen, nicht glauben, dass morgen schon alles besser ist, sondern erst dann, wenn der Körper es will. Dieses Vertrauen nähre ich immer wieder in mir.
    In jedem Augenblick haben wir die Chance, anmutig älter zu werden. Jetzt müssen wir nicht mehr sexy sein, da ist doch schon eine große Last von uns abgefallen. Wir können den Sonnenaufgang genießen und die Sonne untergehen sehen und legen unser Leben in den täglichen Rhythmus.
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